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Gute Nachricht verschwendet

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Die Quäker haben ein Sprichwort: „Ein Feind ist jemand, dessen Geschichte du noch nicht gehört hast.“8 Um mit Menschen in ihrer postchristlichen Phase ins Gespräch zu kommen, muss ich mir erst ihre Geschichte anhören, um zu begreifen, wie sie die Welt und Menschen wie mich sehen. Diese Gespräche führten übrigens zu dem Titel, den dieses Buch trägt. Obwohl Gottes Gnade so wunderbar ist wie eh und je, scheint mein geteiltes Land den Zugang zu ihr verloren zu haben.

Ich habe flüchtige Bekannte und mir vollkommen fremde Menschen gefragt: „Warum rufen Christen eigentlich so negative Gefühle hervor?“ Manche kommen dann auf Gräueltaten der Vergangenheit zu sprechen, wie zum Beispiel den weitverbreiteten Glauben, dass die Kirche acht oder neun Millionen Frauen als Hexen hingerichtet habe (ernst zu nehmende Historiker glauben, dass diese Zahl um 99 Prozent zu hoch liegt). Ich habe Beschwerden über strenge protestantische oder katholische Schulen gehört und Geschichten über die Intoleranz von Geistlichen – wurde nicht John Lennon in seiner Kindheit aus seiner Gemeinde ausgeschlossen, weil er zu einem unpassenden Zeitpunkt gelacht hatte? Andere erzählen mir Geschichten wie zum Beispiel die von Steve Jobs, der seiner Gemeinde den Rücken kehrte, als der Pastor keine Antwort auf seine Fragen nach Gott und den verhungernden Kindern in Afrika wusste. Die Komikerin Cathy Ladman bringt diese weitverbreitete Haltung auf den Punkt: „Alle Religionen sind gleich: Im Grunde sind sie Schuldgefühle mit jeweils unterschiedlichen Feiertagen.“9

Stadtviertel, in denen Kirchen früher willkommen waren, führen heute Gerichtsprozesse gegen sie. Dabei geht es nicht nur um das erhöhte Verkehrsaufkommen oder fehlende Parkplätze. Nein: „Wir wollen keine Kirche in unserem Viertel!“ Diese Abneigung wird öffentlich thematisiert, wenn prominente Sportler über ihren Glauben sprechen. Vor einigen Jahren wurden Quarterback Tim Tebow und Basketballspieler Jeremy Lin von einigen Christen für ihren sauberen Lebensstil gelobt und auch für ihre Bereitschaft, über ihren Glauben zu diskutieren. Gleichzeitig wurden sie in Sportsendungen, auf Webseiten und Blogs und in Late-Night-Comedy-Shows gnadenlos durch den Kakao gezogen.

Zu unserer Schande muss ich einräumen, dass die Kirche oder zumindest bestimmte Gruppierungen manchmal auch gute Gründe für diese Aversion liefern. Gerade habe ich beim Abfassen dieses Kapitels eine Pause gemacht, CNN geschaut und einen Bericht über einen Pastor in North Carolina gesehen.10 Der schlug vor, alle „Lesben und Schwulen“ zusammenzupferchen, einen vielleicht hundertfünfzig Kilometer langen Zaun um sie herumzuziehen und sie dann mit Lebensmitteln aus der Luft zu versorgen. Schließlich und endlich werden sie aussterben, jubelt er, weil sie ja keine Kinder bekommen. In derselben Woche applaudierte eine Gemeinde begeistert einem siebenjährigen Jungen, der ein selbstgeschriebenes Lied vortrug: „Homos kommen nicht in den Himmel.“11 Nach dem Amoklauf an der Grundschule von Sandy Hook in Connecticut machte ein prominenter Evangelikaler Homosexuelle, iPods, die Evolutionslehre und Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs gegen das Schulgebet dafür verantwortlich.

Vor einiger Zeit bekam ich einen Brief von einer Bekannten. Sie ist Agnostikerin, beklagte sich, wie sich Christen bei der Beerdigung ihrer Mutter benommen hatten, und schilderte die „Angst machenden Komm-zu-Jesus-Aufrufe“ eines Pastors der „Grace Community-Irgendwas-Megakirche“ – ausgerechnet einer Gemeinde, die die Gnade im Namen trägt. Sie fügte hinzu: „Nur aus einem einzigen Grund bin ich nicht über die Bänke geklettert und nach draußen geflohen: Ich hatte Respekt vor dem evangelikalen Glauben meiner Mutter.“ Einige Leute, die an der Trauerfeier teilgenommen hatten, meinten zu ihr: „Wenn auch nur ein Mensch aufgrund dieser Predigt Christus angenommen hat, war es das wert.“

Der Film Saved! – Die Highschool-Missionarinnen von 2004 zeigt uns manches darüber, wie Christen von weiten Teilen unserer Kultur gesehen werden.12 Regie führte Brian Dannelly, der es als Kind und Jugendlicher fertigbrachte, erst von einer katholischen Grundschule und später von einer baptistischen High School geworfen zu werden. Der Film ist teils bissige Satire, teils abgedrehte Komödie. Hilary Faye, eine prüde Christin, leitet die Acapella-Gruppe Christian Jewels („Christliche Juwelen“). Sie kidnappen potenzielle Bekehrungsopfer und versuchen, ihnen Dämonen auszutreiben. Die einzige jüdische Schülerin der Schule ist eine Rebellin, spielt vor, in Zungen zu sprechen, und reißt sich während des Schulgottesdienstes die Bluse auf. Ein schwuler Junge wird von seinen Eltern in ein christliches Rehabilitationszentrum geschickt – mit dem unpassenden Namen Mercy House („Haus der Barmherzigkeit“) –, um sich dort ein Jahr behandeln zu lassen. In der Zwischenzeit merkt Mary, die ihn verführt hat, um ihn von seiner Homosexualität zu heilen, dass sie schwanger ist. Im Lauf der Handlung werden alle Christen als Heuchler entlarvt, allen voran Hilary Faye, dicht gefolgt von ihrem Pastor, der gerne mal fremdgeht.

In der Schlussszene flieht der homosexuelle Junge aus dem Mercy House und versammelt sich mit den anderen in Marys Krankenhauszimmer, nachdem sie ihr Kind zur Welt gebracht hat. Die Botschaft ist deutlich: Warum können wir einander nicht in unserer Unterschiedlichkeit – Glauben, Moral, sexuelle Orientierung und allem anderen – akzeptieren? Warum kommen wir nicht miteinander aus?

Heute regiert die Toleranz. Wenn eine Religion mit dem Anspruch auftritt, auch nur ein Körnchen der Wahrheit erkannt zu haben, ist sie uns suspekt. Kombinieren wir das mit dem Ruf der Christen, andere für ihr Verhalten zu verurteilen, dann müssen wir uns nicht wundern, dass die Gegner immer hitziger reagieren. Wie ein Kritiker anmerkte: „Die meisten Leute, denen ich begegne, nehmen an, Christ zu sein bedeute, äußerst konservativ zu sein, mit betonierten Einstellungen gegen Homosexualität und Abtreibung, zornig, gewalttätig, unlogisch, machtbesessen; sie wollen jeden bekehren und können im Allgemeinen nicht friedlich mit Menschen auskommen, die nicht glauben, was sie glauben.“13

Jesus hat uns nie befohlen, in Meinungsumfragen gut abzuschneiden, doch wenn ich mir die Begriffe durch den Kopf gehen lasse, die man zur Beschreibung von Christen nutzt, frage ich mich, wie wir Salz und Sauerteig in einer Gesellschaft sein können, die uns in einem so negativen Licht sieht.

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