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20. Juni 1976

Weltmeister Deutschland wird nicht Europameister, weil Uli Hoeneß …

Nein, wir wollen nichts Grundsätzliches und schon gar nichts grundsätzlich Schlechtes über Uli HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« sagen, weder über den Spieler noch über den hocherfolgreichen Manager und Präsidenten. Und wir haben auch nicht die Absicht, Reinhard UmbachsUmbach, Reinhard Verse »Ach, was hört man niemals Schönes / aus dem Mund von Uli HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli«!« zu zitieren. Wir erinnern auch nicht an seine Fehden mit Willi LemkeLemke, Wilfried »Willi« oder Christoph DaumDaum, Christoph und schon gar nicht an seinen gnadenlosen Absturz als schwerer Steuersünder, der ihm eine in Teilen sogar abzusitzende Gefängnisstrafe einbrachte. Geschadet hat ihm das auf Dauer nicht, zumindest in Süddeutschland; beim FC Bayern München gilt er unbeirrt als Personalunion von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist. Sein Beispiel zeigt, dass gerade im gestrengen Bayern die Reintegration straffällig Gewordener manchmal erstaunlich schnell vonstattengeht. Das alles lassen wir unerwähnt, denn es würde die Lebensleistung HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli«’ ungerechterweise schmälern. Denn dass er Bayern München vorbildlich geführt und finanziell aufgestellt hat, lässt sich nicht einmal von seinen größten Gegnern abstreiten.

Doch wo Licht, da Schatten. Und wer sich an den wieselflinken Blondschopf HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« erinnert, der durch gegnerische Abwehrreihen flitzte, der darf nicht verdrängen, dass seine aktive Laufbahn sehr dunkle Momente aufweist. 1974 im WM-Endspiel brachte er uns nach wenigen Sekunden an den Rand des Herzinfarkts, als er ungelenk zu Werke ging und den Holländern einen Elfmeter bescherte. Und zwei Jahre später beendete er alle Träume, dass Deutschland nach dem WM-Sieg gleich wieder Europameister werden könnte, im Belgrader Endspiel gegen die ČSSR.

2:2 stand es nach 120 Minuten, als es zum Elfmeterschießen kam. Die ersten sieben Strafstöße wurden meist mühelos verwandelt, ehe HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« an den Punkt trat, leichte Rücklage bekam und den Ball in den Abendhimmel schoss, nein, drosch. Und um die Demütigung noch größer zu machen, trat nach HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« der Prager Antonín PanenkaPanenka, Antonín an, der blitzschnell erkannte, dass sich Sepp MaierMaier, Josef »Sepp«, wie es fast alle seiner Kollegen tun, für eine Ecke entschied und er den Ball deshalb sanft in die Tormitte schaufelte. Das Spiel war entschieden; MaierMaier, Josef »Sepp« und HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« standen belämmert auf dem Rasen herum. PanenkasPanenka, Antonín freche Art der Elfmeterausführung schrieb Geschichte, ist bis heute als Panenka-Heber bekannt und fand viele Nachahmer – auch auf die Gefahr hin, sich als Schütze dabei gründlich zu blamieren. Denn wer PanenkaPanenka, Antonín imitiert und den Ball in die Arme des Torhüters lupft, weil der seelenruhig stehen bleibt, der sieht Hohn und Spott entgegen und wird als »arrogant« verschrien.

PanenkaPanenka, Antonín selbst bestritt im Nachhinein die Absicht, MaierMaier, Josef »Sepp« lächerlich zu machen. Seine Erklärung klingt ganz einfach: »Im Gegenteil, ich schoss den Elfmeter so, weil ich sah und begriff, dass es das einfachste Rezept war, ein Tor zu schießen.« Darüber hätte Uli HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli« vorher nachdenken sollen. Immerhin zeitigte der Belgrader Fehlschuss literarische Folgen. Die Orientalistin und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels Prof. Dr. Dr. h. c. Annemarie SchimmelSchimmel, Annemarie widmete dem Ereignis einen tadellosen Limerick: »Inmitten gewalt’gen Gestöhnes / verschoss den Elfmeter der HoeneßHoeneß, Ulrich »Uli«. / Das Spiel ist verloren … / Mit hängenden Ohren / betrachtet der Trainer, Herr SchönSchön, Helmut, es!«

Als der Ball noch rund war

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