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Beziehungen

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Meine erste Beziehung habe in den Sand gesetzt. Damals, in jenem Alter, als ich noch aus Protest gegen das Spießbürgertum die Absicht hatte, Weihnachten im Sommer zu feiern und bei Feierlichkeiten mit verschlissenen Jeans neue Akzente zu setzen. Wie borniert war ich doch, als ich auf die Frage eines Mädchens, ob sie mit mir gehen dürfe, antwortete: „Selbstverständlich! Bis da vorne zur Straßenkreuzung – und dann trennen sich unsere Wege.“

Ein solcher Glücksfall hat sich nie wiederholt. Nie, wirklich nie wieder hat eine Frau mir je einen solchen Antrag gemacht. Im Gegenteil. Um meine Ehefrau musste ich regelrecht kämpfen. Erst gegen ihren eigenen erklärten Willen, dann gegen die (berechtigten?) Bedenken meiner zukünftigen Schwiegermutter. Es war nicht leicht. Aber ich habe es offenbar nicht besser verdient. Inzwischen hat unsere Beziehung immerhin schon 40 Jahre gehalten. Diese stabile Basis hat es uns erlaubt, freundschaftliche Beziehungen zu anderen Leuten einzugehen. Und auch verunglückte so zu überstehen, dass wir später nicht auf die Psychiatercouch mussten.

Sehr flüchtig, aber nicht weniger eindrücklich gestaltete sich jene Beziehung, bei der ich jemandem grüßend zuwinkte, weil ich ihn verwechselte. Ob der sofortige Versuch gelang, das Winken als Serie nervöser Zuckungen zu kaschieren, kann ich nicht sagen.

Eine freundschaftliche Beziehung entwickelte sich, als ich jemandem aus Versehen den Parkplatz wegnahm. Ich hörte nicht, was mein Gegenüber sagte, aber ich sah deutlich an der Mundbewegung, dass es sich nicht um eine Schmeichelei handelte. Ich korrigierte meinen Fehler und ging dann auf den Kontrahenten zu: „Wie gut, dass Sie nicht ausgerastet sind“, sagte ich, „weniger Beherrschte hätten mich sicher ein A... geschimpft.“ Der Mann erstarrte wie ein Ertappter, dann lächelte er. Seither grüßt er mich sehr zuvorkommend.

Die Schule des Lebens hat mich gelehrt, über Kleinigkeiten hinwegzusehen, auch wenn sie wesentlich sind. Es war in einem Hallenbad. Auf der Suche nach einer Umkleidekabine stieß ich eine Tür auf, hinter der eine Frau im Evaskostüm stand. „O Entschuldigung, mein Herr“, sagte ich – so wie ich es gelernt hatte – und schlüpfte in die nächste Kabine. Zufrieden hörte ich ein unterdrücktes Lachen von nebenan. Der Trick hatte funktioniert. Dennoch zog ich es vor, mich vorerst nicht im Schwimmbecken sehen zu lassen.

Wie das Leben so schräg spielt

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