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Trauerspiele

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Sie hätten den besten aller Ehemänner mal sehen sollen, als er kürzlich seine Vier-Jahreszeiten-Bettdecke für die entsprechende Saison „modifizierte”. Aus dem Überzug heraus war das Ding, bestehend aus zwei Decken, ja gleich. Aber das Einziehen dauerte doch etwas länger. Nicht, dass es die Gattin an sich störte. Nur die Uhrzeit war eben etwas unpassend. So kurz vor Mitternacht war ihr eher nach Augenpflege zumute. Ausgerechnet jetzt entdeckte ihr Mann, dass die Kombination aus einer „pflegeleichten Herbstdecke” und einer ebensolchen „pflegeleichte Frühlingsdecke” besteht. „Da sieht man mal wieder”, murmelte er, „Made in Taiwan oder so.” Und dann grübelte er wortreich darüber nach, in welcher Kombination die Decken wohl zu einer Sommerdecke würden. Ein Ergebnis blieb ihm ebenso verborgen wie das obere Ende des Überzugs. Das konnte ja nichts werden, denn er versuchte allen Ernstes, die Zudecke quer in den Überzug zu stopfen. In dem Maße, wie er hantierte, um den Überschuss an Material zu bändigen, wuchs das Selbstwertgefühl der Hausfrau. Sie konnte sich angesichts des Trauerspiels eine Bemerkung darüber nicht verkneifen. Und er stimmte ihr zu! Schade, dass der baldige Schlaf sie nicht länger die innere Genugtuung auskosten ließ.

Apropos Trauerspiel und „Mann”. Wissen Sie, was so ziemlich das Schlimmste sein kann? Ein kranker Mann. Wenn den Ehemann meiner Bekannten ein Grippchen ereilt, dann erkennt sie es schon daran, dass er seine Worte unüberhörbar in Moll intoniert. Sein leidvoller Blick und die gebeugte Körperhaltung unterstreichen eindrucksvoll sein Geschick. Mit welcher Macht hat es ihn doch in die Fürsorge seiner treuen, mitfühlenden Frau gerissen! Die wiederum scheint das ganze Ausmaß des Leides gewöhnlich viel zu gering einzuschätzen. Bald schon nimmt sein alles vereinnahmendes Schweigen bei Tisch pietätvolle Züge an ... Wehe, wenn der Getreuen nun der Geduldsfaden reißt! Dann durchpflügen ihre Worte, er solle sich gefälligst nicht so hängen lassen, mit elementarer Gewalt die Wogen seiner Pein. Für ihn reicht dieser Frevel an das biblische Zeugnis von Hiobs Frau heran: „Sage Gott ab und stirb” (Hiob 2,9). Tödlich beleidigt flieht daraufhin der Gescholtene in das selige Vergessen des Schlafes. Danach erhebt er sich meist wundersam genesen wie ein Phoenix aus der Asche. Damit ist die alljährliche Inszenierung des Trauerspiels „Kranker Mann” gewöhnlich geschafft. Und die Ehefrau noch viel mehr.

Wie das Leben so schräg spielt

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