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Kapitel 5

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Die Witterung ist semiarid. Der Sturm hat sich gelegt. Er hat Bäume, vielleicht Schicksale entwurzelt, jedenfalls menschliches Hab und Gut zertrümmert, so manchem Bootsbesitzer, Fischer wie Nichtfischer, kapitalen Schaden zugefügt. Einen Sturm wie diesen, sagen die Leute im Ort, habe es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Oskar und Constanze waren im Haus, als das Unwetter zuschlug. Es kam spätabends und blieb über Nacht. Sie dachten streckenweise, das Dach flöge weg. Doch sie bewohnen hier stabiles Mauerwerk. Nicht einmal eine Fensterscheibe ging im Hagelschauer zu Bruch. Constanze war voller Furcht, als Blitz und Donner die Naturbühne stürmten. Und dann der schaurig brüllende Wind! Oskar saß über Stunden bei ihr, beruhigte sie, beschützte sie. Er habe sie, sagte sie irgendwann halblaut, schon ganz lange nicht mehr so beschützt.

Oskar erinnert sich dieser Worte, als er aus dem Auto steigt. Er ist ans Wasser gefahren, um sich ein Bild davon zu machen, welche Spuren der Verwüstung die Orkangewalten hinterlassen haben. Strandgut liegt herum, vom Unwetter aufs Land gespült. Der Küstenstrich gleicht über weite Strecken einer Müllhalde. Er hat sein Diktiergerät dabei. Er holt es heraus. Er spricht hinein. Es besteht keinerlei Zusammenhang zu dem, was er gerade vor Augen hat. Es sind Notizen, digitaler Code für daheim, Kürzel, Kennzahlen, Innerbetriebliches.

Dennoch, etwas, so findet Oskar, schafft Ähnlichkeiten, etwas, das große Brocken nicht nur seiner Gegenwart umklammert hält. Eine Springflut wirr verkabelter Informationen, hinter denen, je nach Aktenlage, die einzelnen Informationsträger zu verschwinden drohen, ein vorgefertigtes Babylon angeschwemmter Sprach-Einzeller. Sie pflanzen sich nicht selber fort, denkt Oskar, während er in das Diktiergerät spricht, und sie vermehren sich doch.

Ein Streifen Licht brennt sich durch bleifarbene Wolkentücher. Er hat noch etwas dabei, Auszüge aus den Aufzeichnungen seines Vaters. Ja, er hat sie wieder einmal herausgekramt, vorgestern. Es sind nur vereinzelte Blätter. Auch dazu wollte er - zu anderen Zwecken - etwas elektronisch kommentieren, speichern, hier, seeseitig.

Der Wind, der über das Wasser kommt, ist nurmehr ein Windzug. Man merkt ihm nicht an, welch andere Gestalt er anzunehmen imstande ist. Oskar steckt das Diktiergerät ein. Er hat bisher kaum etwas notiert. Er verschiebt es auf später. Seine Stimme erscheint ihm, wenn er sie abhört, fremd, klein, tonlos. Er mochte sie nie. Jetzt klingt sie, als er das Band abhört, als gehöre sie einem Alien.

Über lange Strecken hat er so etwas wie Ablehnung, ja, Verachtung für seinen Vater empfunden, für dessen Schwächen, dessen Trunksucht. Seit dem vergangenen Jahr sieht er ihn in einem veränderten Licht, erkennt er hinter den Schwächen Inseln der Hilflosigkeit. Hilflosigkeit gegenüber wem oder was? Gegenüber der vergeblichen Anstrengung, das Schicksal verantwortlich in die eigenen Hände zu nehmen? So sieht es seine Mutter. Wenn das sicher nicht falsch ist, so ist es jedenfalls, wie er inzwischen ahnt, nicht die tiefere Wahrheit.

Oskar streicht eine unsichtbare Falte am Revers seiner lindgrünen Wetterjacke glatt. Sein Vater als Mittelpunkt einer Räuberpistole... nein, nicht als Mittelpunkt, er war lediglich eine Randfigur. Vielleicht wäre er gern mehr gewesen, wenn auch nicht gerade in jener Kulisse, in jenem Comic-Drama. Es hat, von außen und in der Zwischensumme betrachtet, so empfindet es der Sohn, etwas in Teilen unfreiwillig Komisches, schonender ausgedrückt: etwas Tragik-Komisches. Mag sein, dass der Vater damals ebenso empfand. Andrerseits: Oskar junior wäre ganz gern mit von der Partie gewesen.

Er fühlt etwas Jungenhaftes, als er das denkt. Er schaut einigen Möven zu, die vor ihm aufsteigen. Er atmet die salzige, schwere Luft ein. Ein Krebstier läuft vor ihm, in Prielnähe, durch den nassen Sand. Es läuft seitwärts, monoton getaktet. Oskar bleibt stehen. Er denkt an seine Arbeit, an sein künftiges Leben. Er wird noch eine Weile seinen Beruf ausüben, vielleicht 10, vielleicht 15 Jahre. Ein Gedanke senkt sich wie Flugrost auf sein Seelenhabit: Und was dann? Oskar kratzt sich am Kinn. Die Frage ist rekursiv.

Er zieht sein Mobile aus der Innentasche seiner Jacke, schaltet es ein. Es gibt noch einen Grund, warum er an diesen Ort gekommen ist, hierher, wo er allein ist,- einen konspirativen Grund: Er wählt eine Nummer. Er hat sie nicht abgespeichert. Er hat sie im Kopf. Es ist die Nummer einer Frau. Die Frau heißt Aranke. Er hat ein Verhältnis mit ihr. Constanze weiß nichts davon. Er hat das Mädchen auf einer Messe kennen gelernt, im letzten Herbst. Es ist 25 Jahre jünger als er. Es arbeitete dort als Hostess. Eine klassische Begegnung. Ein klassischer Fall. Constanze fände, wäre sie nicht selbst betroffen, die Topografie dieses Seitensprungs wahrscheinlich zum Gähnen kleinkariert und gleichermaßen unspannend.

Oskar stößt eine leere Bierdose vor sich her, während er die Knöpfe seiner Wetterjacke öffnet. Ihm ist warm. Natürlich denkt er gelegentlich fremd, hat Fantasien über Frauen, die ihm begegnen und die er begehrenswert findet. Doch ist es die vergangenen Jahre bei virtueller Untreue geblieben. Bis Aranke kam.

Ihr Haar ist kupferrot. Er hat nichts gegen Rothaarige, wenn sein “Typ” auch eigentlich blond ist. Sie ist klein. Sie ist flink. Und jedes Mal, wenn er sie trifft, sieht sie aus, wie einem Dampfbad entstiegen, glatt, gut durchblutet. Ihre Glieder sind biegsam, ließen ihn, als er sie erstmals berührte, an indische Skulpturen denken, ihre Stimme ist tief, rau, was man, betrachtet man die eher zierliche Gestalt, nicht unbedingt erwarten würde. Und sie hat ein unstetes, aber sehr rhythmisches Naturell.

Er klappt das Display des Mobile zu. Niemand meldet sich. Er will schon eine Nachricht auf Band sprechen, lässt es dann aber. Der Himmel klart auf. Es herrscht ablaufendes Wasser. Er geht ein paar Schritte über eine mittlerweile frei liegende Sandbank, dahinter dehnt sich eine Fläche aus Schlick, der stellenweise schlammig ist, stellenweise fest. Blasen steigen auf. Oskar überlegt, ob er Schuhe und Strümpfe ausziehen soll, um eine Weile barfuß zu gehen.

Eigentlich ist ihm nicht recht klar, warum Aranke sich mit ihm eingelassen hat. Er selber hätte, wäre er sie, vermutlich anders gewählt, beispielsweise den Freund und Weggefährten Timo Wüstenfeld, der mit ihm auf der Messe war, ja, der ihn auf das Mädchen aufmerksam machte, gewissermaßen in kupplerischer Absicht.

Du brauchst mal etwas Öl ins Getriebe, Oskar, du rostet sonst ein!

Freund Timo ist dreieinhalb Jahre jünger als er, ledig, kinderlos, Industrie-Fotograf, Frohnatur. Er hat ursprünglich Chemie studiert. Er sieht gut aus. Sie spielen zusammen Badminton, gelegentlich. Constanze mag Timo sehr. Alle Frauen mögen ihn, vielleicht schon allein wegen seiner Augen. Sie strahlen arglos, versprechen zugleich aber prickelnde Abenteuer.

Oskar geht, die Schuhe in der Hand, die Strümpfe in die Schuhe gestopft, mit nackten Füßen über das Watt. Eine angenehme Kühle streichelt seine Sohlen. Um einen Mann, denkt er, darf ruhig etwas Geheimnisvolles sein. Frauen schätzen das. Obwohl er persönlich den umgekehrten Fall anregender findet.

Dabei ist Timo, soweit er das beurteilen kann, ein Mensch ohne Abgründe, doch scheint es so, bei aller Heiterkeit des Gemüts, als verberge sich hinter seiner Brust ein ungezähmtes Tier, gefangen in einer Truhe, deren Außenhaut von Rissen durchzogen ist. Diese Truhe muss seine Seele, und es muss ihr Widerschein sein, der sich so verwunschen wie schicksalsschwer in seinen blaugrauen Augen bricht. Ist, weil Timo um diese Wirkung weiß, das der Grund, weshalb er sich, auf seiner Visitenkarte,Timo Jaguar Wüstenfeld nennt? Möglich, dass er sich auf diese Art interessanter machen möchte, als er ist.

Manchmal fühle er sich schrecklich einsam, hat ihm der Freund einmal überraschend anvertraut. Oskar war verwundert, das zu hören, konnte damit eigentlich nicht viel anfangen. Wohl, weil es ihm nicht so geht. Er fühlte sich bislang nie einsam. Es fehlte die Zeit dazu. Er schaut auf die See, die nun weiter zurückgewichen ist. Es wird bald Hoch-Ebbe sein. Leichte Nebelschleier pilgern über das Watt. Es ist still ringsum. Und einsam. Doch das hat hier seine eigene Bedeutung. Warum, fragt sich Oskar, heißt es eigentlich Chemiker und nicht Chemologe?

*

Die Kanonenschläge der Großstadt. Er kam vom Ohrenarzt, ging die Rue Madeleine entlang. Er war auf dem Weg zum Gouffre Bleu. Er hatte sie durchpusten lassen, seine Ohren. Jetzt hörte er wieder besser, fast schon zu gut. Die Lautheit der Straße gurgelte in seinen Gehörgängen. Andrerseits, nicht richtig hören zu können, ist recht fatal für jemanden, der Musik macht.

Bevor er beim Arzt war, traf er Saloua. Sie wirkte aufgeregt wie selten. Ihr sonst genuin gelassenes Gemüt befand sich in Unordnung, in blitzendem Aufruhr. Sie redeten nur kurz miteinander, zu kurz, um zu erfahren, was es mit ihrem Zustand auf sich hatte. Oscar war sichtlich beunruhigt. Er wollte herausfinden, was los war.

Ich kann jetzt nicht reden, Oscar. Ich muss rasch weg. Es ist dringend!

Sehen wir uns nachher bei deinem Vater?

Je sais pas.

Er wusste es auch nicht. Schon war sie fort. Oscar betrachtete ratlos die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Die Leere, die sie hinterließ, hatte etwas Elementares.

Es war nicht unbedingt der passende Zeitpunkt, um sich über Salouas Persönlichkeit Gedanken zu machen. Er tat es aber. Er tat es, während er im Wartezimmer des Ohrenarztes saß und später, als er wie angekettet in der Totenstille des Gouffre Bleu verharrte. Er tat oft etwas, was nicht ganz den Umständen entsprach.

Saloua würde in dreizehn Tagen Geburtstag haben. Oscar hatte bereits ein Geschenk. Er hatte ein Lied für sie komponiert. Er dachte flüchtig daran, während er ihren Wesensmerkmalen nachspürte. Wenn sie ein Kaugummi kaute, wirkte sie mädchenhaft, sonst eher nicht. Sonst konnte sie sehr erwachsen wirken, fast abgeklärt. Sie konnte ruhig sein, von Windstille umgeben, sanft und weich wie Kautschuk, oder aber die Kraft einer Windhose entfachen. Dann explodierte ihr Temperament, lud sich mit Blitzen auf. Zugleich lag ihrem Charakter eine zeitferne Trägheit zugrunde, und sie war unzuverlässig. Gern hielt sie sich nicht an Abmachungen oder Verabredungen. Es war nicht böser Wille, sie vergaß sie einfach.

Gleichung mit zwei Unbekannten.

Ein finsteres Aroma verpestete die Luft. Das Sterben roch so. Die erste Leiche sah er, als er den Barraum betrat. Sie hing über dem Holztresen, kopfüber, beide Arme baumelten herab, erschöpften Schlingpflanzen gleich. Man sah verspritztes Blut, selbst auf dem Weiß und Schwarz der Tasten des Pianos. Es war bereits angetrocknet. Einschusslöcher im Rücken des Leichnams verrieten etwas über die Todesart.

Oscar stand da wie ein verlorenes Ei. Können Eier stehen? Ja, wenn man sie eindrückt. So fühlte er sich dem Geisterbild gegenüber, das ihm an diesem Ort vor Augen kam. Über Minuten tat er so gut wie gar nichts. Oder waren es Äonen? Irgendwann löste er sich aus seiner kolumbianischen Erstarrung und trat in die einsetzende Abenddämmerung hinaus. Der Himmel war klar. Der Mond zeigte sich schon, honigfarben. Es gab ja auch Sternenleichen. Wer kümmerte sich eigentlich um die?

Kein Schreck kam über ihn. Das brauchte er auch nicht. Denn er hatte ihn in diesen Tagen stets dabei. Nur fort von hier, dachte er. Er rannte davon. Er lief, bis ihm die Luft wegblieb, was bald der Fall war. Dennoch hetzte er weiter, keuchend, schwitzend, von Furien, von Dämonen gejagt. Das war die Unterwelt, und er war hinein geraten. Himmel! Rette mich, erlöse mich von dem Übel! Ich will dieses Leben nicht. Bin ich nicht dereinst unter anderen Vorzeichen angetreten? Wollte meine Mutter nicht, dass aus mir ein gefeierter Konzertpianist wird?

*

Oscar hatte, ohne sich dessen recht gewahr zu werden, Montmartre erklommen, stand etwas unterhalb von Sacre Coeur. Seine Mutter… Ihr Bild drängte sich unerwartet zwischen die anderen, die blutbespritzten Bilder. Ein kühler Glanz war so oft um ihre hoheitsvolle Gestalt gewesen, ein kühler Glanz, überzogen von einer Glasur der Unberührbarkeit. Es gab mehr als eine Frau in seinem Leben, auf die das zutraf.

Oscar schaute ins Weite. Paris lag prächtig, unirdisch schön unter ihm. Zu seiner Linken stand eine alte Frau mit einem perlweißen Spitz, zur Rechten schmiegte sich ein blutjunges Liebespaar in die steinernen Kissen der historischen Anhöhe. Für ihn ähnelte diese im Augenblick allerdings mehr einem frisch aufgeworfenen Grabhügel. Obszön tropfte Zeitpaste durch das Stundenglas.

Er hatte zwei Tote gesehen. Der zweite lag in einer Ecke neben der Tür, auf dem Rücken, Arme und Beine weit von sich gestreckt. Er kannte keinen der Männer. Sie trugen graue Anzüge und schwarze Lederschuhe. Ihre Hüte waren ihnen vom Schädel gerollt, was dem Ausdruck ihrer erloschenen Gesichter eine eigentümliche Nacktheit verlieh. Es war ihm schon klar, zu wem sie gehörten. Zu dem Bretonen, den man (nicht allein seiner roten Haare wegen) Poil de Carotte nannte. Mohun sagte Rotfuchs oder, abfälliger, Mohrrübe, wenn er mit Oscar deutsch sprach. Die Männer waren vermutlich gekommen, um den Laden hier aufzumischen und hatten damit irgendwie Pech gehabt.

Plötzlich glaubte er den Grund für die Aufregung, in der er Saloua angetroffen hatte, zu kennen. Sie musste von der Sache gewusst haben. Er war in Sorge um sie. Was konnte er tun? Was, um ihr zu helfen, was, um der eigenen Verwirrung Herr zu werden, die älter war, die langsam Fett ansetzte, wucherte, sich ausbreitete, zu einem ständigen Begleiter zu werden drohte, zu seinem Schatten.

Früher, als Knabe noch, war er überzeugt gewesen, dass wer auf der unteren Hälfte der Erde stehe, früher oder später unweigerlich von ihr herunter stürzen müsse. Die Vorstellung beruhte auf einer menschlich verständlichen Sinnestäuschung. Damals glaubte er angeben zu können, wo oben war und wo unten. Heute blieb, aus verschiedenen Gründen, eine Täuschung wie diese aus. Dafür fühlte er sich jetzt selber wie einer, der auf der Erdunterseite kauerte und Angst hatte herab zu fallen…

Die Menschheit zerfällt für mich in drei Klassen, da sind die, die befehlen, die, die gehorchen und die, die zu feige oder zu träge für beides sind, die Drückeberger. Das sind die Schlimmsten.

Bobov zählt dann vermutlich zur letzten Gruppe?

So ist es.

Glaubst du, er ahnte etwas?

Sicher nicht.

Sagtest du nicht, wer unter deinem Schutz steht, dem passiere nichts?

Was soll das, Oscar. Willst du mich schulmeistern?

Nein. Aber dieses Mal, ehm, hat es offenbar nicht funktioniert.

Ein Irrtum, wie? Gut, mein Lieber, meinetwegen. Und? Fällst du jetzt vom Glauben ab?

Jeder darf mal scheitern…

Oscar sah sich mit Mohun in der Nähe einer Litfaßsäule stehen. Es war die nämliche, an dem ihm einmal dieses Plakat mit der Swing-Combo aufgefallen war. Sie verweilten dort während eines lauen Sommerabends. Zeit war ins Land gegangen, seit er in die Stadt gekommen war, ungenaue Zeit. Und es geschah, nicht lange, nachdem Mohun das Gouffre Bleu übernommen hatte, dass sie sich hier trafen. Es war, wie Mohun zugab, vielleicht ein Fehler gewesen, die Bar in eigener Regie zu führen. Er hatte bislang nie ein eigenes Lokal besessen, hatte vielmehr andere vor die Kamera gelassen, um selber im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Nun waren die Fäden unvermittelt sichtbar.

Mohun tat dann etwas, was Oscar an dieser Stelle nicht erwartet hätte (und im Grunde auch an keiner anderen). Er klopfte ihm, ehe er sich umdrehte und ging, gutmütig, ja, nahezu brüderlich auf die Schulter. Es war wie eine Geste stillen Einverständnisses oder auch stiller Anerkennung.

Zurück ins Jetzt. Oscar stieg einige Treppenstufen abwärts. Seine Stimmungslage war mittlerweile gedämpfter, sein Atem ging sanfter. Das Gespräch von damals erschien ihm nun wie der Prolog zu dem, was sich in den vergangenen Stunden im Gouffre Bleu ereignet hatte. Er schickte sich an, den Hügel zu verlassen. Er hatte noch keine Idee, wohin seine nächsten Schritte ihn lenken würden. Sie waren richtungslos. Der Himmel hatte sich unterdessen bewölkt. Und manch ein stürmisches Herz wohl auch.

Die Entleerung des Möglichen

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