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Heute, so viele Jahre später, denke ich, es war ein Schuss. Kein Schuss von den billigen Luftgewehren an der Schießbude. Ein lauter, beinahe ohrenbetäubender Knall. Das Licht veränderte sich, als wären wir Zeugen einer plötzlichen Sonnenfinsternis. Die Luft wurde kalt, ein Wind kam auf. Die Fahnen an den Buden flatterten. Ich sah hin. Der Elefant im Zelt wurde unruhig, ein Mann versuchte, ihn mit einem Seil ins Freie zu ziehen.

Einige Fensterläden der Schaubuden schlugen auf und zu, offene schreiende Münder. Der Kinematograf-Wagen begann zu glimmen, als würde er Feuer fangen. Alle vier Radiogeräte am Autoscooter spielten jetzt laut einen Song von Buddy Holly; Peggy Sue.

Die Erwachsenen sahen zum Himmel hinauf, da sie glaubten, ein weiteres Gewitter würde über die Stadt ziehen. Die Kinder, die noch hier waren, blickten jedoch allesamt zum höchsten Mast des Zirkuszeltes.

Der König der Ratten hatte sich auf die Hinterbeine gestellt und betete zu seinem Gott des Sturmes.

Im Augenwinkel sah ich Leibrand und Suzanne. Sie nahm seine Hand. Das Haarband hatte sich gelöst, und ihre Haare flatterten ebenso wie die Fahnen auf den Buden.

»Schnell, du musst mich küssen. Sonst muss ich sterben, sie suchen mich. Schnell!« Sie zog Leibrand an sich; er schloss seine Augen und küsste das Mädchen, ohne noch einmal zu fragen.

Kinder liefen nach Hause, jemand schrie einen Mädchennamen.

Dann war alles vorbei.

Suzanne hatte Leibrand geküsst, als sich eine Gewitterwolke teilte.

Mathilda war verschwunden.

Ein Schausteller wurde tot aufgefunden. Er lag auf dem Rücken neben dem Glücksrad, das wieder auf Null stand. Seine Augen waren weit geöffnet.

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