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Glauben Sie mir, es gibt ungewöhnliche Menschen. Ich glaube nicht sonderlich an Zufälle, vielmehr glaube ich an Schicksalsbewegungen. An Briefe von Gespenstern, die uns mitten in der Nacht erreichen. Wir alle haben eine Aufgabe, davon bin ich wirklich überzeugt – selbst jene, die sich in der Dämmerung erhängen. Vielleicht sind es die Regenmenschen, die es früher sehen und verstehen können. Leibrand war einer von ihnen. Er liebte den Regen und den Sturm, liebte die Gewitter und all jene Geschichten, die der Himmel erzählte.

Man brauchte Leibrand nur in seine Augen zu sehen, dann wusste man es nach einem einzigen Lidschlag.

Eine Woche nach seinem Tod, kurz vor seiner Beerdigung, erhielt ich das erste Paket. New York City, stand auf der Rückseite geschrieben. Keine Briefmarken, keine Stempel. Es lag vor unserer Tür, an einem Donnerstag. Das Packpapier an den Seiten eingerissen, mit einer groben Schnur zusammengehalten. Keine Frage, es hatte eine sehr, sehr lange Reise hinter sich.

Nachdem ich das Paket geöffnet hatte, lagen drei Dinge auf dem Küchentisch, wie drei Augen, die mich anstarrten.

Jenes Buch, welches ihm Suzanne zum Abschied geschenkt hatte, und das mir heute noch Kopfschmerzen bereitet, eine postkartengroße Leinwand mit dem Empire State Building darauf gezeichnet (dicke fahrige Kohlestiftbewegungen) und eine CD. Kein Brief, keine Notizen, kein einziger Zettel.

Über Jahre hinweg war Leibrand für mich ein Verlorener. Natürlich suchte er Suzanne. Aber es reichte ihm nicht, einfach nur die Augen offen zu halten. Herzschlag um Herzschlag, er träumte vom Sternenstaub und davon, dass sich jeder Kreis im Leben schließen würde.

Leibrand liebte sie unendliche tausend Mal. Träumte von ihr, betete zu ihr. Hinterließ Spuren, die sie zu ihm führen sollten. Vielleicht war er tatsächlich verrückt, aber ich glaube, wenn er verrückt war, dann nach der Liebe und dem Leben.

Seit diesem Donnerstag, als das Paket vor unserer Tür lag und mich diese drei Augen anstarrten, begab ich mich auf die Suche nach Leibrand, wie einst Leibrand die Suche nach Suzanne begonnen hatte. Es sollte eine sehr lange, verwinkelte Reise werden. Fand seine Wege, seine Spuren, seine Bekenntnisse. Auch seine Geheimnisse.

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