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19. Kapitel

Mittwoch, 15. Juli 2009, München

Rudolph begann unter dem Pseudonym Ihr Bewunderer direkten Kontakt über E-Mails aufzunehmen. Er könne sich aus privaten Gründen nicht zu erkennen geben, aber ihre Wege kreuzten sich immer Mal wieder bei gesellschaftlichen Ereignissen und er spüre ihre besondere Persönlichkeit. Frau Meyer versuchte sofort zu antworten, aber er hatte die Kommunikation so eingerichtet, dass seine Adresse unterdrückt wurde. Dies sollte das Geheimnisvolle steigern. Da er auch ihre Webcam gehackt hatte, konnte er die E-Mails anreichern mit Andeutungen auf ihr Aussehen und ihr Outfit bei gesellschaftlichen Anlässen. Zu diesen Gelegenheiten bereitete sie sich immer sehr zeitintensiv und aufwändig vor. Sie rannte aufgeregt durch die ganze Wohnung, was sie auch häufig in den Beobachtungsbereich der Webcam brachte und Rudolphs Aufmerksamkeit fesselte. Sie konnte sich zehnmal und mehr anziehen, umziehen und ausziehen, ohne mit dem Ergebnis wirklich glücklich zu sein. Lediglich die Zeitnot zwang sie zu einer Entscheidung. Frau Meyer sollte den Eindruck bekommen, dass Ihr Bewunderer ein einfühlsamer und aufmerksamer Beobachter war. Er lobte ihre gelungene Garderobe. Ging auf kleine Einzelheiten ein, die ihr bei der Kostümierung besonders viel Arbeit bereitet hatten wie die passende Farbe der Nylonstrümpfe und ähnliches. Unterhaltsam fand er die Zwiegespräche zwischen ihr und den Rehpinschern, die aufmerksam zu hörten, wenn sie nach ihrer Meinung über ein Kleid gefragt wurden, aber keine Antwort gaben.

Er kümmerte sich auch um Herrn Meyer und sein Smartphone. Schnell stellte er fest, dass der vermögende Versicherungsmakler eine sehr viel jüngere Freundin hatte. Neben Lobpreisungen gab er dieses Geheimnis auch an Frau Meyer weiter. Er fühle sich verpflichtet, so schrieb er, sie aufzuklären, dass ihr treuloser und undankbarer Ehemann schon lange ein aufwendiges und teures Verhältnis mit einer jungen Deutschspanierin pflegte. Er erfülle ihr jeden Wunsch. Auch ihr Drängen auf seine Unterstützung für eine erfolgreiche Karriere als Schauspielerin unterstütze er mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz. Der verliebte Versicherungsmakler nannte sie immer wieder die neue Penelope Cruz. Seine sehr guten Quellen verraten ihm, dass er beabsichtige, sich scheiden zu lassen. Eine E-Mail schloss er mit den Worten: Eigentlich hat er den Tod verdient. Frau Meyer nickte bei der Lektüre dieser Aussage ernst und ballte die Faust. Über die manipulierte Webcam konnte er sie amüsiert beobachten.

Zweimal Morden lohnt sich

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