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5. Kapitel

Dienstag, 14. Oktober 2008, München

Vitus Blecher hatte sich für das erste Treffen mit seiner Auserwählten sorgfältig zurechtgemacht. Friseur und Kosmetikerin waren auf ihre Kosten gekommen. Etwas nachgebräunt durch ein Sonnenstudio präsentierte er sich scheinbar bestens gelaunt dem Schickeria-Publikum des italienischen Gourmetrestaurants. Es waren noch zehn Minuten bis zur verabredeten Zeit, aber Caroline Falkenberger war schon da. Ihre Ungeduld und ihren Hang zu Überpünktlichkeit hat sie nicht verloren, dachte Vitus Blecher, als er strahlend auf sie zuging. Sie erhob sich und ein feiner Hauch eines edlen Parfums traf seine Nase und verstärkte sich dezent als er ein Bussi rechts und links formvollendet vollzog. Sie tauschten Jugenderinnerungen aus und zogen über ehemalige Mitschüler her. Ausschweifend beklagte sich die erfolgreiche Finanzmanagerin über ihre enttäuschenden Liebschaften.

„Die Männer mögen keine starken und erfolgreichen Frauen.“

„Die virilen Stars aus der Consultingbranche stellen eine Ausnahme dar.“, erwiderte er, zog seine fachkundig zurechtgestutzten und gebürsteten Augenbrauen hoch und warf sich ironisch übertreibend in die Brust.

„Wir beraten jeden ohne Ansehen des Geschlechts. Je erfolgreicher der Klient oder Klientin desto lieber. Bei den Besten von ihnen bleiben wir hängen und tauschen den Status als Berater ein gegen einen lukrativen Angestelltenvertrag aber gerne auch als Teilhaber.“

Er setzte jetzt ein spitzbübisches Lächeln auf, er war in Hochform. Caroline Falkenberger sollte nur zu gerne glauben, hier ein attraktives wie belastbares wie selbstbewusstes männliches Vorzeigeexemplar gefunden zu haben. Dass er sensibel, romantisch und hartnäckig sein konnte, musste sie noch von seinen unzähligen Liebesbriefen wissen, die sie bedauernswerter Weise der schulischen Öffentlichkeit so perfide zur Verfügung gestellt hatte. Ihre Gedanken mussten sich mit seinen überschnitten haben, denn sie sprach es nochmal an, um sich auf die ehrlichste Art und Weise zu entschuldigen, wie sie es ausdrückte. Superlative sind eben ihre Stärke, dachte er grimmig.

Die Erinnerung löste in ihm wieder ein unbändiges Wutgefühl aus, aber es gelang ihm, wieder ein sanftes, verständnisvolles Lächeln und er nutzte die einmalige Chance zum ersten wirklichen Körperkontakt. Er streichelte leicht aber lange den Rücken ihrer rechten Hand.

„Alles vergessen“, flüsterte er und nahm selbstzufrieden war, dass sie die Hand nicht zurückzog.

Dieser Moment würde ihm, und er war sich sicher auch ihr in Erinnerung bleiben, als der Beginn einer stürmischen Liebesbeziehung.

Beim Espresso erfuhr Blecher, dass Caroline Falkenberger das Risiko liebte. Sie war süchtig nach Adrenalin. Bei den Finanzgeschäften sowieso, aber auch ihre sportlichen Aktivitäten führten sie auf abenteuerliche Abwege. Sie war High-Risk-Mountainbikerin. Sie quälte sich schmale Wege hoch, die eigentlich erfahrenen Bergwanderern vorbehalten waren. Sie bremste mit ihrem Sportgerät so wenig wie möglich den schmalen holprigen Pfad nach unten. Sie riskierte viel, um am unfallfreien Ende den unglaublichen Adrenalinschub zu genießen. No risk no fun, war ihr Motto.

Zweimal Morden lohnt sich

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