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Ben Siegerts Reaktion auf seine Weise: Eine Überseereise!

Im Rahmen eines ausführlichen Briefes an die Schwester Friederike Pretzel schildert Ben Siegert am 30. Juli 1832 seine Lebensgeschichte seit dem Jahr 1815, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Seinerzeit reiste er über Saabor bei Grünberg und Berlin nach Magdeburg und nahm dort seinen Posten als Chirurg beim Königlich-Preußischen Haupt-Provinz Hospital wieder ein. Ein paar Monate später wurde er als Wundarzt bei dem in Magdeburg eingerichteten freiwilligen Jäger-Detachement angestellt und machte in dieser Einheit unmittelbar danach den Feldzug von 1815 in Frankreich mit, wobei er – wie bereits berichtet – das Glück hatte, Paris zu besuchen „und vieles merkwürdige dort zu sehen.“ Nach dem Wiener Kongress befand Ben sich bei Bruder Johann in Halberstadt und im März 1817 zog er mit dessen Hilfe nach Berlin, wo er seine „akademische chirurgische Laufbahn mit allem Ernst und Eifer betrat.“ Das heißt, in der Zeit vor der Waterloo-Episode hatte er das Medizinstudium erst begonnen und gelangte gewiss als noch nicht „fertiger“ Arzt in die feindlichen Auseinandersetzungen mit Napoleons Frankreich. Wie wir gesehen haben, war es für Ben Siegert dennoch ein überaus reiches berufliches, weltanschauliches und politisch-gesellschaftliches Zwischenspiel, von dem er später massiv zehren konnte.

Seine Anwerbung beschreibt Ben Siegert folgendermaßen: Es „bewog mich … mit der Post extra vom 1.ten September (1819, R.W.) von Berlin nach Hamburg abzugehen, wo ich den 5.ten genannten Monats ankam. Hier machte ich sehr bald Bekanntschaft mit einigen angesehenen Personen, als nämlich mit dem Herrn General Baron von Eben, dem Grafen von Wackerbart26, in dessen Diensten ich einige Monate als Sekretär trat, und auch mit dem Grafen Friedrich von Lucau. Außerdem mit den Herren Dr. Kuhlenschmidt und Dr. Wolf, und noch mehreren anderen Personen, sodass ich mich bald ganz hinlänglich gedeckt wusste und Gelegenheit fand, bei sehr vorteilhaften Aussichten meinen Reiseplan, nach der Republik Venezuela zu gehen, zu realisieren. Zu dieser Zeit hielt sich in London der bekannte López Méndez auf, der als Bevollmächtigter der genannten Republik mit dem genannten General von Eben in Unterhandlungen stand. Auf dessen Verwendung hin erhielt ich im Voraus die Ernennung eines Regiments-Chirurgus bei der dortigen Armee mit Anweisung 100 Thaler monatlichen Gehalts27 und die Versicherung der Wiedererstattung der zu machenden Reisekosten bei der Ankunft dortselbst, welches aber nachher alles ohne Effekt blieb. Im Gefolge des Generals von Eben und Alvensleben, Rittmeister Trittau, Premierleutnant Ruger, Secondeleutnant Heinrich von Lützow, ehemalig Feldwebel Scheller, Oberjäger Triebel, Kanonier-Unteroffizier Schulz und dem Herrn Ebel ging ich am 25. Februar 1820 in Hamburg auf die Brigg Vesta mit dem Capitän Vain zur See.“28 Der Kapitän der Hamburger Brigg3 hieß wohl M. von Pein. Der Schiffseigner trug vermutlich den Namen A. von Döhren und war einer derjenigen, die sich auf den Schiffsverkehr zwischen Hamburg und der Karibik bzw. Venezuela spezialisiert hatten. Es ist interessant, dass sowohl der Kapitän als auch der Schiffseigner Nobilitierte waren. Bismarck und einigen anderen an Bord war das sicher nicht unrecht. Die Brigg „Vesta“ hatte nicht nur Freiheitskämpfer an Bord, sondern transportierte Trockenware (Lebensmittel), Glasware und Ziegel von Hamburg nach Venezuela.29 Bismarck nennt in seiner Autobiografie eine Hamburger Brigg mit Kapitän van Peint als das Schiff, das ihm „Reisegelegenheit nach St. Thomas“ bot.30

Es steht fest, dass das ungleiche Paar sich auf derselben Hamburger Brigg befand, die im Februar 1820 von Hamburg zur dänischen Insel St. Thomas in der Karibik unterwegs war. Sie musste in Glückstadt wegen eines Schadens vorübergehend vor Anker gehen. Dies bezeugen beide Protagonisten.

3 Bei der Brigg handelt es sich um ein zweimastiges Segelschiff mit Rahsegeln an beiden Masten.

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