Читать книгу Seewölfe Paket 15 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 42
7.
ОглавлениеDie See war glatt, als hätte es nie diesen schlimmen Sturm gegeben. Vor der zerklüfteten Küste der Insel Bryack lagen die „Louise“ und die „Coquille“ vor Anker.
Das Deck der „Louise“ sah aus, als hätten ein paar Riesen darauf gekegelt. Zersplitterte Spieren, aus den Brooktauen gerissene Geschütze, ein in seine Einzelteile zerlegtes Beiboot: das alles hatten die Eisenkugeln und Bomben der englischen Schiffe hinterlassen.
Die Piraten schufteten wie die Sklaven, aber nur allmählich schafften sie es, der Wuhling Herr zu werden und langsam wieder Klarschiff zu kriegen.
Yves Grammont ging in seiner Kammer auf und ab. Er hatte seit dem Gefecht nicht geschlafen. Die schlimmsten Gedanken waren in seinem Kopf und ließen sich nicht verdrängen. Immer wieder hatte er das Bild dieses schwarzhaarigen Teufels vor Augen, den er auf dem Achterdeck der „Hornet“ gesehen hatte. Ihm hatte er, Grammont, diese vernichtende Niederlage zu verdanken, dessen war er sich bewußt. Die Besatzung des anderen Schiffes hatte nicht viel schlechter gekämpft, aber von der „Hornet“ aus war die Taktik des Gefechtes bestimmt worden.
Es juckte ihm unter der Augenbinde in der leeren Augenhöhle – wie immer, wenn die Wut ihn auffressen wollte. Seine Hand fuhr durch den dichten Vollbart, und er stieß leise Flüche hervor.
Dann blieb er abrupt stehen und starrte den Mann an, der vor seinem Schreibtisch in einem Stuhl mit Armlehnen saß.
Saint Jacques fühlte sich unter dem stechenden Blick des blauen Auges alles andere als wohl, obgleich Grammont ihm bestimmt nichts vorwerfen konnte. Er hatte mit seinen Leuten gekämpft wie die anderen auch, er hatte eben nur etwas mehr Glück gehabt und seine „Coquille“ fast unbeschädigt aus dem Gefecht herausgebracht.
Die Augenbinde unter dem roten Kopftuch zuckte. Saint-Jacques wußte, daß es ein Zeichen von unbeherrschter Wut des Kapitäns war, und er zog den Kopf zwischen die Schultern.
„Zum Henker, Sant-Jacques!“ stieß Grammont hervor. „Kannst du dich erinnern, wann wir einmal gegen solche Teufel gekämpft haben?“
Saint-Jacques schüttelte den Kopf.
„Sie waren gut“, gab er zu, „aber wir waren zu leichtgläubig. Woher sollten wir auch wissen, daß es keine Handelsfahrer sind? Bevor die Stückpforten hochgezogen wurden, war nichts von Geschützen zu sehen gewesen. Sie konnten uns in aller Ruhe angreifen lassen und dann mit allem, was sie hatten, zurückschlagen. Ich sage dir, Yves, niemand hätte in einem Gefecht mit diesen Engländern besser abgeschnitten als wir.“
Das Gesicht des Piraten glättete sich ein wenig. Es tat ihm gut, daß Saint-Jacques versuchte, ihm sein Selbstbewußtsein zurückzugeben, aber das änderte nichts an der vernichtenden Niederlage, die ihn ein Vermögen gekostet hatte. Er brauchte Monate, vielleicht sogar Jahre, um sich davon wieder zu erholen.
„Die Engländer selbst wußten auch, daß sie ihren Sieg nur der Überraschung zu verdanken hatten“, fuhr Saint-Jacques fort.
„Warum glaubst du das?“ fragte Grammont und wandte sich seinem Kumpan voll zu.
Saint-Jacques starrte auf die dicht behaarte Brust Grammonts, die im Ausschnitt des offenen weißen Hemdes deutlich zu sehen war. Der mächtige, muskelbepackte Oberkörper bebte vor unterdrückter Energie.
„Meinst du nicht, daß sie uns sonst verfolgt hätten, um ihren Triumph voll auszukosten?“ fragte er. „Die ‚Louise‘ war angeschlagen, und ich hatte eine Menge Verluste an Leuten hinnehmen müssen. Dennoch haben sie nicht gewagt, uns zu jagen, weil sie wußten, daß sie diesmal die Überraschung nicht auf ihrer Seite hatten.“
Saint-Jacques wußte selbst, daß seine Theorie auf ziemlich wackligen Füßen stand. Er hatte selbst während ihrer Flucht schon darüber nachgedacht, was das Auftauchen dieser beiden getarnten englischen Schiffe zu bedeuten hatte. Irgendeine Absicht steckte dahinter, und wenn es bisher auch noch niemand ausgesprochen hatte, so war Saint-Jacques fast sicher, daß Grammont mit seinen vier Schiffen in eine Falle gelaufen war, die die Engländer ihm gestellt hatten.
„Was hatten sie in der Bucht von Sillon de Talbert zu suchen?“ brüllte Grammont. „Was, frage ich dich, Saint-Jacques.
„Sie haben Schutz gesucht.“
Grammont wischte die Bemerkung mit einer wilden Handbewegung vom Tisch.
„Unsinn!“ sagte er scharf. „Sie haben als Köder für uns dagelegen, und wir haben angebissen wie ein dummer Thunfisch!“
Endlich! dachte Saint-Jacques. Er atmete fast auf. Er war so vorsichtig gewesen, irgendeine Vermutung auszusprechen, weil Grammont auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn jemand so tat, als sei er schlauer als er selbst.
„Deshalb die getarnten Stückpforten!“ rief er aus.
„Genau!“ stieß Grammont hervor. „Das hätte dir eigentlich schon viel früher auffallen müssen, Saint-Jacques!“
Saint-Jacques zuckte mit den Schultern.
„Ich frage mich, wer den Köder ausgelegt hat“, sagte er, „wenn es wirklich ein Köder war.“
„Zweifelst du an meinen Worten?“ knurrte Grammont, aber es war mehr eine rhetorische Frage. „Dann hör gut zu!“
Er berichtete Saint-Jacques, was ihm der Spanier, der ihre Waffentransporte von Brest aus organisierte, alles erzählt hatte. Wahrscheinlich kannte er sich in dem schmutzigen Geschäft der Spionage gut aus, und er hatte gehört, daß auch die Engländer nicht untätig gewesen seien und bestimmt schon von den Absichten der Franzosen wußten.
„Du meinst also, daß die beiden Galeonen auf uns gelauert haben, um uns zu vernichten?“ fragte Saint-Jacques heiser.
Yves Grammont nickte grimmig.
„Die Hunde werden sich noch wundern!“ stieß er hervor. „Sie haben uns das erstemal überraschen können, aber ein zweites Mal wird ihnen das nicht gelingen!“
Saint-Jacques schluckte.
„Du willst sie wieder angreifen?“ fragte er.
„Und ob! Der schwarzhaarige Teufel von der ‚Hornet‘ soll meine Degenspitze an seinem Hals spüren. Bevor ich ihn töte, soll er begreifen, was es heißt, sich mit einem französischen Korsaren anzulegen!“
In seinem blauen Auge leuchtete ein wildes Feuer. Saint-Jacques kannte das. In diesen Augenblicken war Grammont gefährlich.
„Wir müssen auch an Servan und Bauduc denken“, sagte er. „Sie werden sich mit ihren überlebenden Männern in der Bucht von Sillon de Talbert gesammelt haben.“
Saint-Jacques duckte sich unter dem scharfen Blick Grammonts.
„Daran habe ich selbst gedacht!“ sagte er scharf, und Saint-Jacques überhörte nicht den Vorwurf in seiner Stimme. „Es gibt also aus zwei verschiedenen Gründen keine aridere Wahl für uns, als zurückzusegeln. Diesmal wird kein Sturm den Engländern Vorteile verschaffen, und sie werden uns nicht mit ihren getarnten Stückpforten hereinlegen!“
Er redete sich richtig in Rage, und Saint-Jacques war froh, als er wieder in dem kleinen Beiboot saß, mit dem seine Männer ihn von der „Coquille“ zur „Louise“ gepullt hatten.
Die Männer der „Louise“ brauchten noch mehr als vier Stunden, um das Deck ihres Schiffes so weit aufzuklaren, daß die Galeone gefechtsbereit war.
Sie gingen ankerauf und liefen mit achterlichem Wind schnelle Fahrt.
Ferris Tucker warf einen fast sehnsüchtigen Blick auf den Esel mit den gemeinen Augen. So holperig das Grautier auch lief, auf ihm zu reiten, war immer noch angenehmer gewesen, als zu Fuß zu laufen. Er mußte sich eine Blase am Hacken gelaufen haben, und jetzt scheuerte der Fußlappen sie wahrscheinlich auf.
Der Esel war mit Waffen bepackt. Was die Piraten damit vorhatten, war Ferris Tucker noch schleierhaft, denn schließlich konnten sie die „Hornet“ und die „Fidelity“ nicht zu Fuß angreifen.
Als der Mann mit dem dunkelroten Hut, den die anderen Le Testu nannten, ein Zeichen gab und die Piraten anhielten, wurde Ferris aufmerksam. Er marschierte ziemlich am Ende der Gruppe, bewacht von fünf schwerbewaffneten Kerlen, die ihn keinen Moment aus den Augen ließen.
Le Testu redete auf die beiden besser gekleideten Piraten ein. Ferris hatte inzwischen mitgekriegt, daß sie die Kapitäne der versenkten Schiffe waren.
Er dachte schon, daß es weitergehen sollte, als zwei seiner Wächter ihn aufforderten, sich niederzulassen. Ferris hatte nichts dagegen. Er war rechtschaffen müde von dem stundenlangen Marsch über felsiges Gelände.
Er sah, wie alle Piraten bis auf die beiden Wächter Le Testu folgten. Der Kerl hatte immer noch Ferris’ Flaschenbombe bei sich. Ferris fragte sich, ob er überhaupt wußte, was er da mit sich herumschleppte. Er zuckte mit den Schultern. Irgendwann würde dieser Le Testu schon merken, was für ein faules Ei er sich da in die Tasche gesteckt hatte.
Bald war von den Piraten nichts mehr zu sehen. Ferris fragte den einen der beiden zurückgebliebenen Wächter, was die anderen vorhätten, aber der hielt ihm nur die Mündung seiner Pistole unter die Nase und knurrte: „Halt’s Maul, Engländer!“
Ferris grinste und ließ sich ins Gras sinken. Nach wenigen Minuten war er eingeschlafen. Er wußte ja, daß er wohlbehütet war.
Le Testu und der Korse Montbars beobachteten das Fischerdorf in der schmalen Bucht schon eine ganze Weile. Sie warteten auf zwei Piraten, die von Servan losgeschickt worden waren, um von einer der hohen Klippen aus nachzusehen, ob die beiden englischen Galeonen immer noch in der Bucht von Sillon de Talbert vor Anker lagen. Servan hatte ihnen seinen Kieker mitgegeben. Damit sollten sie auch Ausschau nach Grammonts „Louise“ und der Karavelle von Saint-Jacques halten.
Le Testu grinste Pierre Servan an.
„Sieben Boote“, sagte er. „Läßt sich damit was anfangen?“
Servan nickte.
„Wir werden bei Einbruch der Nacht die Ankerbucht der Engländer ansteuern“, sagte er. „Wir werden damit drohen, ihren Mann zu liquidieren, wenn sie auf uns schießen. Wenn wir nahe genug heran sind, um zu entern, werden wir sie packen, davon bin ich überzeugt. Die Mannschaft ist sicher nicht vollzählig, denn die anderen können noch nicht zurück an Bord sein.“
Le Testu verzog das Gesicht. Der Plan Servans erschien ihm ein bißchen einfältig, denn die Engländer würden nicht wegen eines einzelnen Mannes ihr ganzes Schiff aufs Spiel setzen. Aber in die Seeoperationen wollte Le Testu seinem Partner nicht hineinreden. Er wußte, daß die Piraten auf Rache für ihre Niederlage sannen. Sie würden kämpfen wie die Teufel, und sicher war auf den englischen Schiffen einiges an Beute zu holen. Das wichtigste aber für ihn war, daß der Sache der katholischen Hundesöhne eine schwere Niederlage zugefügt wurde.
Sie warteten, bis die beiden Piraten mit dem Kieker zurückkehrten. Sie berichteten atemlos, daß die beiden englischen Galeonen immer noch in der Bucht vor Anker lägen. Von Grammonts beiden Schiffen hatten sie allerdings nichts gesehen.
Pierre Servan war ein wenig enttäuscht. Er hatte damit gerechnet, daß Grammont zumindest versuchen würde, den Schiffbrüchigen seines Verbandes irgendwie zu helfen. Aber vielleicht war das aus irgendwelchen Gründen noch nicht möglich gewesen.
Er nickte Le Testu zu. Es wurde Zeit, daß sie sich die Boote holten, wenn sie bei Einbruch der Dämmerung in der Bucht von Sillon de Talbert sein wollten.
Ein Mann wurde zurückgeschickt, um den Gefangenen und seine beiden Wächter zu holen. Dann gab Le Testu das Zeichen zum Angriff. Sie rechneten zwar nicht mit hartem Widerstand, aber sie wußten, daß die bretonischen Fischer harte Schädel hatten mit denen sie auch durch dikke Wände zu gehen versuchten.
Sie schlichen sich vorsichtig an die ersten Häuser heran, bis der Schrei einer Frau das Dorf aus seiner Lethargie riß.
Le Testu und Montbars, beide mit Pistolen in den Händen, liefen auf den kleinen Platz des Dorfes und schossen in die Luft. Die anderen Piraten besetzten die Ausgänge des Dorfes, um die Flucht eines Einwohners zu verhindern, der vielleicht von irgendwoher Hilfe holte.
Der kleine Platz füllte sich. Die Fischer waren aus ihren Häusern getreten und bildeten vor Le Testu und Montbars eine dichte Mauer. Ihre Gesichter waren grimmig verzogen. Sie ließen sich von den Waffen der Männer nicht beeindrucken.
Einer von ihnen trat vor. Es war ein riesiger Kerl, der Le Testu noch um einen halben Kopf überragte. Seine Oberarme waren Muskelberge, und Le Testu dachte, daß er diesem Kerl nicht ohne Waffe gegenüberstehen wollte.
„Was sucht ihr hier bei uns?“ fragte der Riese grollend. „Wir wollen in Frieden leben. Zwingt uns nicht, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen!“
Le Testu grinste schief. Die Leute hatten wohl schon ihre Erfahrungen gesammelt. Wahrscheinlich waren außer Piraten und Hugenotten auch schon die Soldaten von Heinrich von Bourbon oder die des Königs bei ihnen gewesen.
„Ihr könnt auch weiter in Frieden leben“, sagte Le Testu. „Wir wollen uns nur eure Boote für einen Tag ausleihen, da wir sie für eine dringende Mission brauchen.“
Es dauerte eine Weile, bis der Riese zu begreifen schien, was der Kerl da von ihm forderte. Die Boote ausleihen? Er lachte innerlich auf. Er wußte, was Kerle wie diejenigen, die in ihr Dorf eingedrungen waren, unter „ausleihen“ verstanden. Wenn die ihre Boote erst mal in den Fingern hatten, dann würden die Fischer sie nie wiedersehen.
Der Riese schüttelte den Kopf.
„Ohne Boote müßten wir verhungern“, sagte er. „Wir könnten nicht mehr zum Fischfang hinausfahren. Es tut uns leid, aber ihr müßt es in Saint Malo oder in Dinant versuchen.“
Das Lächeln war aus Le Testus langem Gesicht verschwunden.
Er legte den Kopf etwas schief und sagte: „Wir haben aber leider nicht so viel Zeit, daß wir nach Saint Malo marschieren könnten. Wir werden uns die Boote leihen, und ich möchte den sehen, der uns davon zurückhalten will!“
Der Riese trat einen Schritt vor. Noch hatte er die muskelbepackten Arme vor der Brust verschränkt. In seinen hellen Augen war ein gefährliches Funkeln. Er schüttelte bestimmt den Kopf.
„Ihr werdet die Boote nur über meine Leiche kriegen“, sagte er mit grollender Stimme.
„Das ist kein schlechter Vorschlag“, sagte Le Testu kalt, hob den rechten Arm mit der Pistole und schoß auf den Riesen.
Die Kugel schlug knapp oberhalb der verschränkten Arme in die linke Brustseite des Mannes, dessen Augen sich vor Entsetzen weiteten. Er ließ die Arme sinken und starrte an sich hinunter. Sein gestreiftes Leinenhemd sog sich mit seinem Blut voll.
Dennoch schwankte die Gestalt nicht ein bißchen. Die blauen Augen, in denen Überraschung, Schmerz und Zorn standen, richteten sich auf Le Testu, der ein bißchen bleich um die Nase wurde, als er sah, daß seine Kugel den Mann nicht einmal hatte erschüttern können.
Instinktiv trat der Wegelagerer einen Schritt zurück.
In diesem Augenblick schoß auch Montbars, und dessen Kugel zwang den Riesen auf die Knie.
Schreie aus Männerkehlen hallten plötzlich über den kleinen Platz. Aus einem der Häuser hastete eine Frau in einem schwarzen Kleid und warf sich vor dem Riesen auf die Knie. Sie umschlang den wie gelähmten Mann, drehte den Kopf zu Le Testu und schrie: „Mörder! Mörder!“
Die Fischer wollten auf Le Testu und Montbars losgehen, doch da tauchten von allen Seiten die schwerbewaffneten Piraten auf. Das Sonnenlicht glitzerte auf den Säbeln und Messern.
Die Fischer blieben stehen und starrten in ohnmächtiger Wut auf die vielen Musketen, die auf sie gerichtet waren. Sie wußten, daß sie gegen die Piraten nichts unternehmen durften, wenn sie ein Blutbad in ihrem Dorf vermeiden wollten.
So verhielten sie sich still, als die ersten Männer zum Strand hinuntergingen. Sie sahen, wie ein Esel, der mit Waffen vollgepackt war, zu den Booten gezerrt wurde. Sofort begannen einige Piraten, die Waffen in eins der Boote umzuladen.
Auch Le Testu und Montbars zogen sich langsam zurück. Sie hatten keinen Blick mehr für den Riesen, der jetzt auf der Seite lag und sich nicht mehr rührte. Er hatte es nicht anders gewollt. Wäre er in seinem Haus geblieben, hätte er jetzt noch am Leben sein können.
Ferris Tucker fluchte, als einer seiner beiden Wächter ihm die Mündung seiner Pistole in den Rücken stieß. Am liebsten hätte er ausgeholt und ihm mit den gefesselten Händen eine verpaßt, daß er sich überschlagen hätte.
Aber dann fiel sein Blick zu dem kleinen Platz des Dorfes hinüber, und er sah die Menge, die sich um jemanden scharte. Er hatte die Schüsse, die in gewissem Abstand gefallen waren, vernommen, und nun konnte er sich denken, was geschehen war. Einer der Piraten hatte einen Fischer über den Haufen geknallt.
Sie zerrten Ferris zu den Booten am Strand. Die meisten Piraten saßen schon in den Booten und pullten durch die Bucht aufs offene Meer hinaus. Der Esel lief laut schreiend auf das Dorf zu.
Le Testu, der neben dem letzten Boot stand, brüllte zu den Fischern hinüber: „Einen Esel für sieben Boote, ist das kein Geschäft?“ Er lachte dröhnend und vollführte eine obszöne Geste, als ihm die Männer von den Häusern herüberdrohten. Dann wandte er sich an Ferris Tucker.
„Los, rein ins Boot“, sagte er scharf.
Ferris hob ihm die gefesselten Hände entgegen.
„So kann ich mich schlecht bewegen“, sagte er.
Le Testu starrte ihn mißtrauisch an.
„Gut“, erwiderte er schließlich. „Ich binde dich los, Engländer. Aber du kannst sicher sein, daß du wie der Fischer da hinten an einer Kugel krepierst, wenn du auch nur versuchst, gegen einen von uns deine Faust zu erheben!“
Ferris Tucker nickte und dachte: Quatsch nur, du Affe. Ich werde den richtigen Augenblick schon nicht versäumen.
Auf einen Wink Le Testus hin wurden Ferris die Lederriemen abgenommen. Ein Prickeln lief durch seine Hände, als die Blutzufuhr wieder einsetzte. Er rieb sich die Handgelenke, und als er einen Stoß in den Rücken erhielt, bequemte er sich, ins Boot zu klettern.
Die letzten Piraten schoben das Boot vom Strand ins Wasser, wateten noch ein Stück und sprangen dann ebenfalls hinein.
Le Testu hatte Ferris einen Platz auf der vorderen Ducht angewiesen und ihm befohlen, sich einen Riemen zu nehmen und zu pullen.
Ferris war das nur recht. Ein bißchen Bewegung konnte nie schaden, und er wollte schließlich nicht steif sein, wenn er die Flucht wagte.