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Kapitel 6 – Vater - Juli 1934

Sie winkte Foremann aufgeregt zu. Er stand verwundert auf und ging hinüber zum Empfang.

„Frank, darf ich dir Herrn Böser vorstellen, den Geschäftsführer des Adlon.“

Mit tiefer Stimme erwiderte Böser: „Herr Foremann, Ihre Schwester hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich freue mich, Sie als unseren Gast im Adlon begrüßen zu dürfen. Bitte zögern Sie nicht, mich oder meine Kollegen anzusprechen, wenn Sie etwas benötigen.“

„Vielen Dank, Herr Böser, sehr freundlich. Zunächst könnte mir in der Tat einer Ihrer Kollegen helfen und die Eintragung ins Gästebuch vorbereiten.“

„Kein Problem, wird sofort veranlasst.“

Böser deutete einen Diener an und verschwand in ein Zimmer hinter dem Empfang.

„Na, du hast ja gute Kontakte, Schwesterchen.“

„Stimmt, und wenn du erst ein paar Tage hier bist, wirst du interessante Geschäftsleute hier treffen. Ich hab‘ es dir doch geschrieben.“

Sie konnte ihr Grinsen nicht verhehlen. Beide gingen zurück an den Tisch. Aus dem Lautsprecher am Boden war Zara Leander zu hören. Die neue Zeit hatte im Adlon Einzug gehalten. Das Radio übertrug ihre neusten Aufnahmen. Sie setzten sich zum Vater und den Herren von AEG. Ein Moment peinlicher Stille entstand.

„Also, ich bin zurück in Deutschland und jetzt kann es losgehen.“

Foremann fummelte an seinem Kugelschreiber herum.

„Na, da bin ich ja mal gespannt, was du so Großes und Tolles vorhast und der Führung unseres Unternehmens vorziehst.“

„Du hast es mir nicht verziehen, nicht wahr? Du wolltest nicht, dass ich in Harvard studiere und dann in eine Unternehmensberatung gehe. Du wolltest, dass ich deine Firma übernehme. Verstehst du es nach den vielen Jahren immer noch nicht? Ich gehe meine eigenen Wege.“

„Frank“, zischte seine Schwester.

„Sie waren in Harvard?“, grätschte von Herbrich mit einem Räuspern dazwischen. „Beeindruckend, und was haben sie danach gemacht?“

Foremann musterte den AEG Geschäftsleiter, bevor er vorsichtig antwortete.

„Ich habe bei Gavry & Partner angeheuert als Unternehmensberater.“

„Was ist eine Unternehmensberatung? Davon habe ich noch nie etwas gehört“, kommentierte der Professor.

„Ihren Ursprung hatten Beratungen am Ende des letzten Jahrhunderts in der technologischen Forschung“, holte Foremann ein wenig aus. „Daraus wurden vor wenigen Jahren Management-Beratungsfirmen, wie zum Beispiel Arthur D. Little oder McKinsey. Als die USA 1929 in die Wirtschaftskrise schlitterten und viele Unternehmen unter die Räder kamen und saniert werden mussten, nahmen die Banken die Leistungen von solchen Beratungen in Anspruch. Gavry wurde 1924 gegründet und als ich dort anfing vor knapp fünf Jahren, spezialisierte das Unternehmen sich auf die Verbesserung von Abläufen in Unternehmen.“

„Und woher wissen Sie als noch recht junger Mann, wie man Abläufe optimiert?“, hakte Herbrich interessiert ein.

Foremann atmete tief durch und antwortete ruhig. „Beratungsunternehmen messen und beobachten Abläufe bei ihren Kunden, zum Beispiel in der Produktion. Sie analysieren die Daten, zeichnen die Prozesse auf Papier nach und arbeiten so heraus, wo Schwachstellen liegen. Verbesserungsvorschläge entwickeln sie in Teams mit den Kundenmitarbeitern. So werden die Vorschläge nicht abstrakt, sondern passgenau für ein Unternehmen. Gemeinsam werden neue Ideen entwickelt, wie man zum Beispiel einen Ablauf schneller machen kann oder weniger Ressourcen benötigt.“

„Und was wollen Sie mit diesem Wissen nun in Deutschland machen?“, fasste der Graf erneut nach.

Foremann wartet einen Moment, bevor er antwortete. „Ich will mein eigenes Beratungsunternehmen hochziehen, Foremann & Partner. Und meine Dienstleistungen deutschen Unternehmen wie den I.G. Farben oder Daimler-Benz anbieten. Oder auch gerne der AEG und bei den Kunden Wege finden, die Produktion deutlich zu erhöhen.“

„Mehr nicht? Du spinnst ja“, funkte der Vater dazwischen.

„Doch, noch mehr, auch wenn es dir nicht passt“, konterte Foremann. „Ich will im Reich Karriere machen und in Partei und Ministerium als Spezialist für solche Themen angesehen sein.“

Verächtlich winkte der Vater ab. „Die werden gerade dich mit deinen schlauen Ideen benötigen.“

„Vater!“, fuhr die Schwester ihm über den Mund und setzte ein Lächeln auf. Der alte Foremann kniff die Lippen zusammen und rollte mit den Augen. Von Herbrich furchte die Brauen und lehnte sich vor.

„Machen Sie in den nächsten Tagen einen Termin in meinem Sekretariat. Ich möchte mehr über Ihre Methoden erfahren.“

Aus der Seitentasche seines Jacketts zog er eine Visitenkarte. Foremann rutschte auf seinem Sessel hin und her. Sein Vater verschränkte währenddessen die Arme vor der Brust.

„Vielen Dank, Herr Graf von Herbrich. Ich melde mich kurzfristig.“

Der Herren von AEG erhoben sich. Foremann erwartete den Hitlergruß, aber sie reichten ihm nur die Hand. Dann nahmen sie den Vater beiseite. Foremann konnte nicht hören, was sie zu ihm sagten. Er warf seiner Schwester einen kurzen Blick zu. Sie sah Genugtuung und Stolz in seinen Augen.

Hitlers Überflieger

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