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Kapitel 7 – Recherchen – Juli 1934

Foremann ließ den Blick durch die übergroßzügige Lobby des Adlon wandern. Er entdeckte, was er suchte: einen einzelnen Sessel in einer ruhigen Ecke. Lässig winkte er den Kellner herbei und bestellte ein kühles Berliner Pils. Mit geübtem Griff öffnete er das Schloss seiner abgewetzten Ledertasche. Auf zahlreichen Geschäftsreisen in den USA war sie ihm ein wichtiger Begleiter gewesen. Hätte die graue Tasche Augen, hätte sie wichtige Schriftstücke gesehen: seine Masterarbeit, Projektpläne, Sitzungsprotokolle. Und nun einen nagelneuen Schreibblock mit dem Aufdruck seines Firmenlogos: Foremann & Partner. Seine Brust schwoll an. Er richtete den Block exakt zur Tischkante aus, legte den Füller neben den Block. Dann ließ er seine Finger knacken, als er sich fertig machte für die „Denkarbeit“ – wie er diese Momente nannte. Mit der linken Hand drehte er die Füllerkappe ab und notierte Stichpunkte. Wohnung, Anmeldung, Konto, Kontakte, Verbindungen, Industrie-Clubs, Nachtclub. Er fiel nach hinten in den Sessel und grinste, als er den letzten Begriff nochmal las und strich ihn wieder durch. Auf diese Seite kommen nur die geschäftlichen Aktivitäten, dachte Foremann. Er ergänzte seine Liste und markierte die Stichworte sortiert nach Geschäftsführer und Concierge. Plötzlich stand ein Bote neben ihm. „Herr Foremann, ein Telegramm für Sie.“

Überrascht öffnete er den Umschlag und las. ‚Wir wünschen dir einen guten Start in Berlin. Deine Gavries‘. Er war gerührt, dass seine alten Kollegen an ihn dachten. Dann fuhr er fort mit seinen Planungen. Den Concierge würde er bitten, ihm bei praktischen Dingen zu helfen: Verwaltung, Konto, Wohnungen und ähnliches. Und eben auch, wo es Night-Clubs gäbe. Den Geschäftsführer, den ihm seine Schwester vorgestellt hatte, würde er um Tipps bitten. Etwa wie er geschäftliche Kontakte in der Stadt knüpfen könne. Teil 1 seines Plans stand. Ungeduldig winkte er den Kellner heran und bat ihn, Geschäftsführer Böser zu rufen.

"Sie scheinen sich ja keine ruhige Minute zu gönnen, Herr Foremann.", begrüßte ihn der feiste Geschäftsführer ein paar Minuten später. "Wie kann ich Ihnen helfen?".

Foremann erhob sich, stellte sich breitbeinig vor Böser, da er ihn sonst um mehr als eine Kopflänge überragt hätte.

"Zeit ist Geld! Und Sie können mir ganz einfach helfen", begann Foremann und erklärte dem Geschäftsführer, was er vorhatte. Der hörte ihm mit großen Ohren zu, zog die Augenbrauen nach oben.

„Gehen Sie bei allen Aufgaben so systematisch vor, lieber Herr Foremann?“

„Ja. Und meine eigene Firma ist mein Lebenstraum.“

Böser legte das Kinn in seine Hand und neigte den Kopf: "Solche jungen Männer wie Sie braucht das neue Deutschland. Energisch, mit Visionen und mit Tatkraft. Ich sehe, was ich tun kann. Wir machen einen Schlachtplan, um Ihr Netzwerk in Berlin aufzubauen. Und wir beginnen mit unserem Herrn Doktor von Siemens, Urenkel des Gründers. Er kommt regelmäßig zu unserem organisierten Zigarrenabend. Und nicht nur er. Auch andere Industrielle schätzen den Austausch bei einer gemütlichen Zigarre und entsprechendem Whiskey oder Rum. Ich werde bei nächster Gelegenheit bei ihm vorstellig. Er kennt jeden mit Rang und Namen in der Stadt: Unternehmer, Verbandspräsidenten, Lobbyisten und vor allem Abgeordnete. Schließlich ist Siemens einer der größten Arbeitgeber in Berlin. Der Zigarrenabend ist übrigens mittwochs, alle vier Wochen, in der Zigarrenlounge. Vielleicht können Sie es einrichten. Ich bringe Sie gern mit den Teilnehmern zusammen. Und eine Frau ist auch dabei", grinste Böser.

"Hervorragend! Also nicht nur, dass eine Frau dabei ist“, stieg Foremann darauf ein, „sondern dass Sie mir helfen".

Böser schmunzelte.

„Und ich stelle Ihnen eine Liste mit relevanten Gesprächspartnern zusammen.“

„Ich habe den Eindruck, Sie kennen sehr einflussreiche Menschen in dieser Stadt“, bedankte sich Foremann mit einem Diener.

„Man tut, was man kann“, verabschiedete sich der Geschäftsführer.

Foremann zog die Hosenbeine hoch und ließ sich wieder in den Sessel nieder. Der teure Aufenthalt im Adlon würde sich bald gelohnt haben.

Hitlers Überflieger

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