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Kapitel 16 – Vorschlag - August 1934

Justen sprang auf den letzten Wagen der Straßenbahn, die ihn zur Arbeit brachte. Franzke und er hatten sich vorbereitet für die Sitzung im Bunker. Graf von Herbrich erwartete sie bereits und war gespannt auf ihre Verbesserungsvorschläge. Justen hasste den Hitlergruß und blieb stumm, während Franzke zackig grüßte.

Justen ging zur Tafel und nahm die Kreide in die Hand. Er zeichnete einen Kreis und viertelte ihn mit zwei diagonalen Linien. Die Kreide quietschte. Sonst war es still. Er drehte die Kreide in der Hand. In die Viertel des Kreises schrieb er: ‚Devisen, Rohstoffe, Arbeitskräfte, Innovation‘. Neben das Viertel ‚Innovation‘ kritzelte er: ‚Führungskräfte, Wettbewerb, Externe, Mitarbeiter‘. Das letzte Wort unterstrich er. Kreide rieselte zu Boden wie der Inhalt einer Sanduhr. Daneben schrieb er ‚Ideen‘ und kreiste das Wort ein. Wieder rieselte weißer Staub. Justen drehte sich um, in das skeptische Augenpaar von Herbrich blickend.

"Sind Sie plötzlich Gewerkschafter und Vertreter der Mitarbeiter, Justen? Wenn wir die Soldaten hätten entscheiden lassen, hätten wir den Krieg gegen Frankreich schon 1914 verloren."

Justen holte tief Luft. "Nein, Herr Graf, dann hätte es gar keinen Krieg gegeben."

Mit leutseliger Besonnenheit verzog Herbrich keine Mine. Er wusste, dass Justen einen guten Punkt hatte. Und er hasste nichts mehr als den Krieg.

"Was ist Ihr konkreter Vorschlag?"

"Chef, Herr Herbrich, lassen Sie uns unsere fähigsten Mitarbeiter befragen, was sie verbessern würden, um den Ausstoß um dreißig Prozent zu erhöhen."

Herbrich schaute ihn an, völlig baff.

"Mein lieber Justen, schon Aristoteles hat gesagt, es gibt kein großes Genie ohne einen Schuss Verrücktheit. Vielleicht sind sie ein Genie, vielleicht verrückt. Aber ich muss gestehen, dass diese Idee nicht schlecht ist."

Deutlich hörbar stoßatmete Justen aus, wie ein U-Boot vor dem Abtauchen. Seine Gesichtszüge entspannten sich. Franzke lehnte sich erleichtert auf den Tisch. Seine blaue Krawatte baumelte Richtung Boden. Justen lächelte vorsichtig. Er wusste, dass diese Worte aus dem Mund des oberschwäbischen Chefs eine große Belobigung waren. Er bedankte sich und versprach, diese Gedanken zu konkretisieren und in drei Tagen einen Vorgehensplan daraus entwickelt zu haben.

„Ich habe in den letzten Tagen einen jungen Mann kennen gelernt, Frank Foremann. Er hat in Harvard studiert und in den USA bei einer Unternehmensberatung gearbeitet, die sich auf die Optimierung von Prozessen spezialisiert hat. Wir sollten ihn einladen, mit ihm diskutieren, wie er das Thema angehen würde. Vielleicht können wir uns das zunutze machen.“

Justen unterbrach ihn. „Kommt dieser Herr Foremann zufällig aus Stuttgart?“

„Ich weiß es nicht, aber sein Vater ist Stuttgarter, in der Tat. Warum fragen Sie, Justen?“

„Ich hatte einen Freund in der Schulzeit, der hieß auch so. Wäre schon ein großer Zufall.“

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