Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 46

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Antje Büchner stieg mit dem rechten Fuß in ihren Slip, der linke Fuß folgte, und dann zog sie das Höschen hoch. Sie machte dabei die gewohnte Schlängelbewegung und griff nach dem BH.

Antje stand hinter einem weißen Paravent, und während sie sich anzog, machte sich Dr. Granzow, ihr Gynäkologe, auf seinem Karteiblatt Notizen.

Antje war eine junge Frau von einundzwanzig Jahren, blond, blauäugig und schlank. Sie war ein bisschen stolz auf ihre makellose Figur, durfte es - bei aller Bescheidenheit – sein.

Aber das würde sich ändern. Sie war aus einem ganz bestimmten Grund zu Dr. Granzow gekommen. Das hatte nichts mit den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zu tun, die Antje seit einigen Jahren absolvierte.

Wenn ihre Vermutung stimmte, würde ihr Bauch bald dicker werden. Es würde darin etwas wachsen: ein Kind, die Frucht der Liebe. Sobald Antje angezogen war, trat sie hinter der weißen spanischen Wand hervor.

Eine leichte Nervosität hatte von ihr Besitz ergriffen, und sie musterte Dr, Granzow mit neugierigem Blick. Bin ich schwanger? fragte sie sich. Bin ich es nicht?

Der weißhaarige Arzt legte seinen Füllhalter beiseite und sah sie durch die entspiegelten Gläser seiner Brille an.

»Bitte setzen Sie sich«, sagte er freundlich.

Antje Büchner ließ sich auf den Stuhl nieder, der vor dem Schreibtisch stand. Sie schlug die Beine übereinander und legte die Hände in den Schoß.

»Nun, Doktor Granzow?«, fragte sie dünn.

Er nahm die Brille ab und lehnte sieh in dem Sessel zurück. »Ihre Vermutung ist richtig. Sie bekommen ein Kind.«

Obwohl sie damit gerechnet hatte, dass der Gynäkologe das sagen würde, zuckte sie ganz leicht zusammen. Ihr gingen auf einmal so viele Dinge durch den Kopf.

Ein Kind bringt viele Veränderungen mit sich, schon während der Schwangerschaft, und erst recht danach. Alles wird anders. Man muss umdenken, ist nicht mehr nur für sich allein verantwortlich, sondern auch - sogar mehr noch - für das Kind..

Noch nicht einmal geboren, würde es schon der Mittelpunkt von Antjes Leben sein. Die junge Frau würde plötzlich Rücksicht nehmen bei allem, was sie tat, an das Kind denken müssen. Das war wie... wie eine Revolution.

Was bisher Gültigkeit gehabt hatte, musste neu durchdacht werden, betrachtet mit den Augen einer werdenden Mutter. Ungeboren lassen die Kinder die kleine Welt ihrer Eltern bereits kopfstehen.

Warum freue ich mich eigentlich nicht, fragte sich Antje Büchner. Es ist doch eine gute Nachricht. Sollte ich nicht jauchzend aufspringen, Dr. Granzow um den Hals fallen und ihn glücklich küssen?

Vielleicht gab es Frauen, die das taten. Vielleicht gab es für sie weniger Wenn und Aber. Jeder Fall liegt anders. Bestimmt wäre Antje glücklicher gewesen, wenn sie die gute Nachricht als verheiratete Frau hätte entgegennehmen können.

Früher war das so üblich gewesen: Zuerst wurde geheiratet, und dann kamen die Kinder. Heute war das häufig umgekehrt. Es war der Tribut, den man an die größere sexuelle Freizügigkeit zahlte.

Wir leben im Zeitalter des gewollten Kindes, im Zeitalter der Verhütungsmittel, im Zeitalter des gesetzlich erlaubten Schwangerschaftsabbruchs, dachte die werdende Mutter. Niemand braucht heute mehr ein Kind zu bekommen, das er nicht will.

Sie hatte schon mehrmals zurückgerechnet und sich gefragt, wann es passiert war. Eigentlich kam dafür nur eine ganz bestimmte Nacht in Frage.

Sie war mit Gideon Arendt übers Wochenende in Paris gewesen. Ein sehr langes Wochenende war es gewesen, der Montag ein Feiertag, und sie hatte sich den Freitag frei genommen, so dass sie schon am späten Donnerstagnachmittag fahren konnten.

Es waren herrliche Tage gewesen, die sie in Paris, der Stadt der Liebe, verbrachten. Die beiden jungen Leute hatten viel gesehen und erlebt. Es war ein wunderbarer Rausch gewesen, der sie die Tage und Nächte durchtaumeln ließ, und in der Nacht von Sonntag auf Montag war Antje in Gideons Armen so glücklich wie nie zuvor gewesen.

Und dieses Glück trug nun Früchte...

Wie soll ich das Gideon beibringen, fragte sich Antje Büchner. Ich kann ihn damit nicht überfallen, das würde ihn erschrecken.

Es war nicht so, dass Gideon keine Kinder mochte, das nicht, aber er wollte sich damit noch etwas Zeit lassen, fühlte sich noch nicht reif für die seriöse Vaterrolle.

Er wollte das Leben erst noch in vollen Zügen genießen. Mit einem Kind konnte er das nicht. Ein Kind war seiner Ansicht nach - wenn man es zu früh bekam - ein Klotz am Bein.

Und nun sollte Antje zu ihm gehen und sagen: »Hör mal, du hast jetzt einen Klotz am Bein.«

Das und noch viel mehr ging der jungen Frau mit der Geschwindigkeit eines Wirbelsturms durch den Kopf.

»Sie sehen ein bisschen verwirrt aus«, sagte Dr. Granzow.

Antje lächelte verlegen. »Ich muss mich erst an die Tatsache gewöhnen, dass ich Mutter werde.«

»Sie möchten das Kind doch behalten, oder?«, fragte der Mediziner.

»Natürlich«, antwortete Antje spontan. »Ich freue mich darauf. Es ist etwas Wundervolles, beinahe Göttliches, Leben zu schenken.«

»Leider denken nicht alle Mütter so. Sie wollen zwar Kinder haben, möchten aber die kleinen Unannehmlichkeiten, die eine Schwangerschaft nun mal mit sich bringt, nicht in Kauf nehmen. Sie haben Angst um ihre Figur, befürchten, nach der Geburt nicht mehr so attraktiv wie früher zu sein. Manche benehmen sich schlimmer als Filmstars.«

Sie hatten noch nicht über den Vater des Kindes gesprochen. Als Antje nun Gideons Namen erwähnte, setzte Elmar Granzow seine Brille auf und nickte.

»Sie kennen Gideon Arendt?«, fragte Antje Büchner.

»Bergesfelden ist ein Dorf«, antwortete Dr. Granzow lächelnd.

»Ich möchte mein Baby in der Wald-Klinik bekommen, wenn es soweit ist«, meinte die werdende Mutter.

»Ich kenne den Leiter der gynäkologischen Abteilung persönlich«, sagte der Gynäkologe. »Bei Doktor Hansen sind Sie in den allerbesten Händen. Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie vor einem Jahr in der Wald-Klinik,«

»Damals hat mir Doktor Anders höchstpersönlich den Blinddarm herausgenommen. Er ist ein sehr attraktiver Mann. Fast alle Patientinnen waren in ihn verliebt.«

»Sie auch?«, fragte Dr. Granzow schmunzelnd.

»Ein bisschen«, gab die junge Frau leicht errötend zu.

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