Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 56

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Antje Büchner erfuhr zum ersten Mal, wie schwierig es für einen phantasievollen Menschen ist, einfallslos und nüchtern zu sein.

Sie verstand nicht, warum der Kunde die Annoncenkampagne nicht selbst organisierte. Wenn er verkaufsfördernde Gags und umsatzsteigernde Ideen ablehnte, brauchte er doch keine Werbefirma zu bemühen. Er hätte gutes Geld gespart.

Die junge Grafikerin setzte den Heizkessel so nüchtern wie möglich in Szene, und war froh, ihre Tätigkeit unterbrechen zu können, als das Telefon läutete.

Am anderen Ende der Leitung war Jutta Sibelius. Die Freundin schlug stimmliche Purzelbäume.

»Ich habe ihn!«, jubelte Jutta. »Ich habe den Führerschein! Antje, du sprichst mit einer frischgebackenen Führerscheinbesitzerin! Ich habe die Prüfung bestanden!«

»Meinen herzlichen Glückwunsch«, sagte Antje in den Redeschwall hinein.

»Danke. Ich weiß gar nicht, wie ich durchgekommen bin. Ich bin so schrecklich durcheinander, und glücklich bin ich... glücklich! Ich könnte die ganze Welt vor Freude umarmen. Als es losging, dachte ich, ich würde sterben. Mein Kopf war wieder völlig leer. Ich beantwortete die Fragen, ohne nachzudenken, und stelle dir vor, alle Antworten waren richtig. Ich kam mir vor wie ein Computer. Das menschliche Gehirn ist etwas Phänomenales. Ich bin stolz auf meinen Kopf. Was in dem alles drinnen ist... erstaunlich. Als es dann ans Fahren ging, schlotterten mir die Knie. Stell dir vor, der Prüfer, dieser hinterlistige Kerl, stellte mir eine Falle. An der nächsten Ecke sollte ich rechts abbiegen, sagte er ganz scheinheilig. Zufällig wusste ich, dass die nächste Straße eine Einbahn in verkehrter Richtung war. Als ich erst eine Straße später einbog, sah ich, wie dieser Mistkerl süffisant lächelte. Ich wäre ihm am liebsten an die Kehle gegangen. Ich finde es unfair jemanden, der ohnedies unsicher und nervös ist, hereinlegen zu wollen.«

»Es ist dem Prüfer ja zum Glück nicht gelungen«, sagte Antje.

»Ja, aber wenn die Sache schiefgegangen wäre... Ich glaube, ich hätte dem Mann die Augen ausgekratzt. Ich hätte mich nicht beherrschen können«, entgegnete Jutta Sibelius.

»Dann also: Willkommen im Club der Führerscheinbesitzer«, sagte Antje.

»Wir müssen das unbedingt feiern. Ich hole dich nach Feierabend ab und...«

»Tut mit leid, Jutta, aber ich bin bereits mit Gideon verabredet«, unterbrach sie ihre Freundin.

»Der hat natürlich Vorfahrt. Hast du ihm schon gesagt, dass er Vater wird?«, fragte Jutta aufgeregt.

»Ich wollte das nicht am Telefon tun«, antwortete Antje Büchner.

»Nicht einmal andeutungsweise?«, wollte Jutta Sibelius wissen. »Ich könnte eine solche Sensation nicht für mich behalten. Sie würde aus mir herausplatzen.«

»Du weißt doch, dass ich bei Gideon nicht mit der Tür ins Haus fallen darf. Ich muss ihm das so schonend wie möglich beibringen, damit er mir nicht aus den Pantinen kippt. Aber Gideon hat heute nicht lange für mich Zeit. Wir könnten uns später treffen und...«

»Wunderbar. Wann und wo? Hättest du etwas dagegen, wenn wir die kleine Fete bei dir steigen ließen? Ich würde alles mitbringen, was wir brauchen«, unterbrach die Bankangestellte ihre Freundin.

»Einverstanden«, meinte die Grafikerin.

»Ich stehe Punkt zwanzig Uhr vor deiner Tür.«

»Gut«, sagte Antje. »Und nochmals herzlichen Glückwunsch.«

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