Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 59

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Sie schaffte es bis nach Hause. Dort erst brach der Damm, und die Tränen überfluteten sie. Gideon, der Mann, den sie liebte, der Vater ihres Kindes, hatte eine Andere. Wie hatte er ihr das nur antun können?

Er hatte ihr beteuert, dass sie keine Schuld traf. Das Rad des Lebens hatte sich einfach weitergedreht, und einiges hatte heute keine Gültigkeit mehr.

Wenn jemand Schuld hatte, dann höchstens das Schicksal, und dagegen durfte man sich nicht auflehnen, man musste sich fügen. Nun, solange Antje mit Gideon zusammen gewesen war, hatte sie Haltung bewahrt und sich gefügt, doch jetzt schrie sie und schlug mit den Fäusten auf das Kissen ein, und sie stellte sich vor, es wäre Gideon - oder Kitty Kolbert - oder beide.

Ich wünschte, ich wäre tot. dachte Antje Büchner verzweifelt, aber sie hatte nicht vor, sich wirklich etwas anzutun.

Mit bester Laune und einer Reisetasche voll Wein, Schnaps, Likör, Knabbergebäck, Shrimps, Austern, Oliven und so weiter traf Jutta Sibelius Punkt zwanzig Uhr ein.

Sie fiel aus allen Wolken, als sich die Freundin ihr an den Hals warf und schrecklich aufheulte. Sie stellte die Tasche ab, stieß die Tür zu, umarmte Antje und versuchte sie zu beruhigen, ohne zu wissen, warum diese so unglücklich war.

Sie nahm an, Antje hätte mit Gideon über das Kind gesprochen, worauf dieser sie sitzenließ. Sehr viel riet sie damit nicht daneben, wenn auch der Grund ein anderer war.

Erst einmal konnte Antje Büchner überhaupt nicht reden. Sie weinte und schluchzte ununterbrochen und reagierte nicht auf Juttas Worte. Die Freundin begab sich mit Antje ins Wohnzimmer.

Die werdende Mutter klammerte sich so fest an Jutta, als befänden sie sich in tiefem Wasser und Antje könne nicht schwimmen. Es dauerte sehr lange, bis sich Antje einigermaßen beruhigt hatte.

Jutta Sibelius hatte pausenlos auf sie eingeredet und sie gebeten, sich zu setzen, und nun brachte sie der Freundin einen Scotch, nachdem sie ihre Reisetasche geholt hatte.

»Trink das«, riet sie ihr» »Das wird dir guttun. Und dann musst du mir alles erzählen.«

Antje leerte das Glas, als befände sich Tee darin. Erst als der Scotch unten war, riss sie erschrocken Augen und Mund auf, japste nach Luft und hustete.

»Feuerwasser«, sagte Jutta scherzhaft.

Sie setzte sich neben Antje aufs Sofa und legte den Arm um sie. Sie sagte ihr, dass sie sich gleich ein bisschen besser fühlen würde.

»Der Scotch ist ein guter Krampflöser«, erklärte Jutta Sibelius. »Er wird dich auf die Beine stellen.«

»Ach, Jutta«, meinte die Freundin und seufzte. »Ich bin so unglücklich.«

»Du weißt, du kannst mit mir über alles reden«, sagte Jutta. »Deine Verabredung mit Gideon verlief anders, als du es dir vorgestellt hast, hab’ ich recht?«

»Du kannst dir nicht vorstellen ...«

»Wie gemein Männer sein können? O doch, meine Liebe, davon kann ich ein Lied singen«, behauptete Jutta. »Du hast bei Gideon Arendt den falschen Zeitpunkt erwischt, wie mir scheint. Er war geschockt. Ein Kind. Liebe Güte, du bist schwanger, wo er, der Egoist, doch noch so viel vom Leben erwartet. Was für eine Vermessenheit von dir. In diesen Dingen sind wir Frauen ja immer ganz allein schuld. Und ... wer weiß ... Vielleicht ist das Kind nicht einmal von ihm. Vielleicht gibt es da noch einen anderen Mann. Ging Gideon so weit, dir auch das zu unterstellen?«

»Es... es gibt keinen anderen Mann....«

»Weiß ich doch, du bist eine treue Seele. Aber hat Gideon etwas in der Art gesagt?«, fragte Jutta.

»Ich habe ihm nichts von dem Kind erzählt«, antwortete die Freundin.

Jutta sah die Freundin verwirrt an. »Ach nicht? Dann verstehe ich nicht.. .«

»Es gibt... eine andere Frau«, unterbrach Antje Büchner und begann wieder zu weinen.

So nach und nach erfuhr Jutta alles, und sie war empört.

»Es gibt ein altes Lied, in dem behauptet wird: Die Männer sind alle Verbrechen«, sagte Jutta entrüstet, »und ich weiß wirklich nicht, ob ich das bestreiten soll. Gideon Arendt lässt dich einfach wegen dieser leichtlebigen Künstlerin sitzen. Das darf doch nicht wahr sein. Die Beziehung mit Kitty Kolbert ist doch nur ein Strohfeuer, nichts weiter. Das ist bestimmt nichts auf Dauer. Wie kann er so dumm sein, eine so anständige Frau wie dich gegen Kitty Kolbert einzutauschen? Noch dazu, da du ein Kind von ihm erwartest.«

»Davon weiß er nichts«, verteidigte ihn Antje.

»Na schön, aber ich spreche ihn von der Schuld dennoch nicht frei. Er ist ein Halunke«, erwiderte Jutta Sibelius.

»Diese Malerin hat ihm den Kopf verdreht«, meinte die werdende Mutter.

»Deinen Äußerungen kann ich unschwer entnehmen, dass du ihn nach wie vor liebst. Du würdest diesen gewissenlosen Schurken jederzeit mit offenen Armen zurücknehmen«, sagte Jutta.

»Er ist der Vater meines ungeborenen Kindes«, entgegnete Antje.

»Na und? Man heiratet nicht wegen eines Kindes. Das war einmal. Früher war ein uneheliches Kind eine Schande. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute heißt die Frau, mit der er dich betrügt, Kitty Kolbert. Morgen hat sie einen anderen Namen. Manche Männer können einfach nicht treu sein. Gideon Arendt gehört zu dieser Sorte. Es wird in seinem Leben immer eine Kitty Kolbert geben. Seine Frau wird ihn nie für sich allein haben«, erwiderte Jutta lautstark.

»Du bist wütend auf ihn, aber so schlecht ist er nicht«, verteidigte Antje Büchner Gideon.

»Du findest also, er hat - obwohl er dir so schrecklich weh getan hat - einen guten Kern?«, fragte Jutta Sibelius ihre Freundin.

»Ja«, antwortete Antje. »Ja, das glaube ich. «

»Warum hast du ihm dann verschwiegen, dass du schwanger bist? Damit hättest du ihn vielleicht halten können«, meinte die junge Bankangestellte.

»Das wollte ich nicht«, entgegnete die werdende Mutter.

»Mädchen, weißt du überhaupt, was du willst?«, wollte Jutta wissen.

»Ich fürchte nein«, gab Antje kleinlaut zu.

Sie wusste wirklich nicht, was sie wollte. Sie hätte Gideon Arendt gern an ihrer Seite gehabt, als Ehemann, als Vater des Kindes, das im Mai zur Welt kommen würde.

Nicht wegen der Leute, wegen irgendwelchen Geredes, das war ihr egal. Sie wäre gern Teil einer glücklichen Familie gewesen. Eigentlich wusste sie schon, was sie wollte, aber es war so schwierig, es zu bekommen.

Würde sie ein Leben mit einem Kind und ohne Ehemann führen müssen? Oder sah Gideon seinen Fehler ein und kehrte zu ihr zurück? Sie wäre nicht zu stolz gewesen, seine Entschuldigung anzunehmen.

Konnte noch alles gut werden? Hatte die >Familie Arendt< noch eine Chance?

Um Antje abzulenken, erzählte ihr Jutta von Erich Gloger. »Er ist Krankenpfleger, arbeitet in der Wald-Klinik. Du warst doch vor einem Jahr da, müsstest ihn eigentlich kennen.«

»Ich kenne nicht das gesamte Personal«, meinte Antje Büchner.

»Er hat blondes Kraushaar«, sagte Jutta und beschrieb Gloger so genau wie möglich.

Es dämmerte bei Antje. »Ich glaube, er fiel mir damals auf.«

Jutta sprach über den ungewöhnlichen Umstand, der sie mit Erich Gloger zusammengeführt hatte.

»Ich werde ihn Wiedersehen«, sagte sie.

»Hoffentlich hast du mit ihm mehr Glück als ich mit Gideon«, erwiderte Antje seufzend.

»Was auch immer passiert, du kannst auf mich zählen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man denkt, ganz allein auf der Welt zu stehen Ich möchte nicht, dass du dir das einbildest. Wenn du ein Problem hast, - Anruf genügt - komme sofort.«

Antje umarmte die Freundin dankbar. »Ich bin sehr froh, dass ich dich habe, Jutta.«

»Ich bin zwar keine streitsüchtige Emanze, aber ich finde, dass wir Frauen zusammenhalten müssen. Wir dürfen uns von den Männern nicht unterkriegen lassen. Egal, was passiert, wir fallen immer wieder auf die Beine - wie Katzen«, sagte Jutta Sibelius ehrlich.

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