Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 49

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Nach Feierabend schwang sich Jutta Sibelius auf ihr Fahrrad, das sie von einer Kaffeefirma preiswert gekauft hatte - Silberrahmen, verchromte Felgen und Speichen ..., ein richtiges Luxusfahrrad mit gut funktionierenden Backenbremsen und einer Klingel, die nicht zu überhören war.

Es war ein kühler Nachmittag, und Jutta trat tüchtig in die Pedale, damit ihr warm wurde. Sie fuhr nicht weit, nur zweimal um die Ecke, bis zur nächsten Apotheke, wo sie wieder eine große Packung Nerventee kaufte. Lächelnd legte die Frau des Apothekers das Päckchen vor die Kundin hin;

»Ich weiß, ich sollte den Tee direkt vom Großhandel beziehen, das käme billiger«, sagte Jutta Sibelius.

»Ich dachte, Sie würden selbst einen Nerventeegroßhandel aufziehen«, bemerkte die Apothekersfrau.

»Sieht fast so aus«, gab Jutta zu. »Aber so ist es nicht. Ich trinke das Zeug literweise. Morgen ist der schrecklichste Tag in meinem Leben! Ich muss vor einem Tribunal erscheinen. Man wird mich zum Tode verurteilen. Sie glauben mir nicht? Besitzen Sie einen Führerschein? Ja? Stirbt man während der Prüfung nicht tausend Tode?«

»Ich empfand es nicht so schlimm«, antwortete die Apothekerin.

»Sie Glückliche. Ich hätte gern Ihre Nerven. Für mich geht morgen die Welt unter«, meinte die Kundin.

»Ich drücke Ihnen die Daumen.«

»Das nützt nichts. Ich gehöre zu jenem geringen Prozentsatz, der immer wieder durchfällt. Den ersten Absturz habe ich hinter mir. Morgen kommt der zweite. Wie oft darf man eigentlich antreten? Irgendwann müssen die doch die Geduld verlieren. Stimmt es, dass man nach dem fünften Schiffbruch von einem Psychiater getestet wird? Er wird feststellen, dass ich verrückt bin«, entgegnete Jutta Sibelius.

Jutta wollte den Tee bezahlen, doch die Apothekersgattin sagte: »Dieses Päckchen schenke ich Ihnen.«

»Ist so was wie Mengenrabatt, wie?«, fragte Jutta und lächelte.

»Wenn Sie’s so nennen wollen«, antwortete die Apothekerin.

»Vielen Dank«, sagte Jutta.

»Viel Glück für morgen.«

»Wird schon schiefgehen«, erwiderte Jutta verbittert und verließ die Apotheke. Als sie auf die Straße trat, weiteten sich ihre Augen. »Passen Sie auf!«, schrie sie, aber es war schon zu spät.

Der rückwärtsfahrende Wagen hatte Juttas Fahrrad umgestoßen, und jetzt rollte der Hinterreifen über das dünne Vorderrad von Juttas >Drahtesel<.

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