Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 63
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Nach einer vierstündigen Operation am offenen Herzen, bei der das Leben des Patienten an einem sehr dünnen Faden hing, betrat Dr. Anders sichtlich abgekämpft sein Büro.
Seine Sekretärin Veronika Baier sah ihm an, dass er jetzt einen starken Kaffee nötig hatte.
»Doktor Uhlig war vor einer halben Stunde hier und wollte Sie sprechen«, sagte sie.
»Weswegen?«, fragte der Mediziner.
»Das hat er nicht gesagt. Er wird kurz vor Mittag noch mal hereinschauen. Ging die Operation gut aus?«, fragte die junge Frau.
»Ja, aller Voraussicht nach wird der Patient durchkommen, aber es war weiß Gott nicht leicht«, antwortete der Arzt.
»Sie kriegen von mir einen Kaffee, der Tote aufweckt«, meinte Veronika Baier.
»Gute Idee. Sonst noch was?«, wollte der Mediziner wissen.
»Ein Anruf von der Ärztekammer. Man würde Sie gern in einer Schiedsgerichtskommission haben«, gab die Sekretärin zur Antwort.
»Auch wenn mich dieses Angebot ehrt, ich kann dafür keine Zeit erübrigen. Das habe ich denen doch schon mehrmals klargemacht. Wieso lassen sie nicht locker?«
»Beharrlichkeit führt zum Ziel«, meinte Veronika Baier.
»Nicht bei mir«, sagte der Chefarzt.
»Möchten Sie zurückrufen?«, fragte sie.
»Ja, verbinden Sie mich, damit ich die Sache gleich erledigen kann.«
Das Telefonat nahm zwanzig Minuten in Anspruch. Danach konnte Dr. Anders sicher sein, dass man es nicht noch mal versuchen würde. Seine Argumente waren überzeugend und hatten Hand und Fuß. Den Ausschlag gab wohl seine Bemerkung, dass er nicht zu jenen Karrieremedizinern gehöre, die unbedingt auf mehreren Hochzeiten tanzen mussten und dadurch nirgendwo ihr Bestes geben konnten. Er sagte, er wolle sich nicht verzetteln, sondern sich auf eine Aufgabe voll konzentrieren und damit das optimale Ergebnis erzielen.
Inzwischen hatte er den starken Kaffee getrunken, und er fühlte sich wieder gut, die Müdigkeit war verflogen. Da er ohnedies nach einem Patienten sehen wollte, der auf der Inneren lag, wollte er auch gleich Dr. Viktor Uhlig, den Leiter dieser Station, aufsuchen und sich anhören, was der Kollege auf dem Herzen hatte.
Beim Verlassen des Büros sagte er zu Veronika Baier: »Wenn etwas Dringendes sein sollte, finden Sie mich auf der Inneren.«
»Ist gut, Chef«, erwiderte die Sekretärin.