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»Du fühlst dich wie im Himmel«

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Der Kleber (sacol) in dieser Flasche – das ist eine Droge, die konsumieren wir, um zu entspannen. Du fühlst dich dann wie im Himmel. Eigentlich kann man niemandem raten, daran zu schnüffeln. Der Kleber macht die Lunge kaputt.

Die Jugendlichen auf der Straße schnüffeln Kleber, weil er ihnen zusagt. Diese Droge zu nehmen, das ist kein Verbrechen. Mit dem Kleber werden Schuhe repariert.

Wir konsumieren Drogen, um über die Runden zu kommen. Pepa (Amphetamin) ist für außen, Kleber für innen. Er trocknet den Körper aus. Auf einmal kannst du nicht einmal mehr husten. Du spürst keinen Hunger mehr: Du wirst schwindelig wie ein Verrückter.

Was ich zum Thema Drogen noch sagen wollte: Marihuana raucht man wie eine Zigarette. Du bekommst davon rote Augen. Es ist so, als würdest du rennen und plötzlich hinfallen, ein starker Effekt.

Perico, durch die Nase geraucht, beruhigt dich, und du fühlst dich glücklich. Wenn dir einer dumm kommt, hast du Lust, zuzuschlagen und ihn umzubringen. Du willst keinen mehr sehen.

Man versteckt die Flasche in einer Plastiktüte, damit sie die Leute nicht sehen. Auf der Straße herumzutorkeln, das gefällt den Leuten nicht.

Hier im Zentrum werden sacol, basuco und perico konsumiert. Man sieht hier auch Heroin.

Drogen zu konsumieren, kann man niemandem empfehlen. Wir nehmen sie, weil sie uns beruhigen. Sie helfen uns über den Stress hinweg.

Wir denken nicht mehr an die schlimmen Dinge. Zum Beispiel, wie wir in der Familie behandelt und geschlagen wurden. Wir hauen von zu Hause ab, um an Drogen zu kommen. Wir probieren alle aus, um die verschiedenen Wirkungen kennenzulernen.

Marihuana zum Beispiel schmeckt süßlich. Die Lippen werden weich, so, wie wenn man einen Lollipop lutscht.

Perico ist bitter wie ein saures Bonbon. In basuco verliebt man sich sofort, weil es so schön süß schmeckt.

Jede Droge hat ihren besonderen Geschmack, der dich begeistert und nicht mehr loslässt.

Wir sammeln Müll, um Geld für Drogen zu verdienen. Wenn man Geld fürs Essen ausgibt, fehlt es fürs Übernachten. Gibt man es für ein Zimmer aus, bleibt nichts fürs Essen übrig.

Wichtig sind drei Dinge: Zimmer, Essen, Drogen. Schlafen ist am wichtigsten.

Wenn du mal nicht zum Schlafen kommst, fühlst du dich gleich, als hättest du drei oder vier Nächte durchgemacht.

Schlimmer als Drogen ist die Hitze hier in Medellín. Sie macht einen fertig, man magert ab, und schließlich stirbt man.

Elkin, ca. 18 Jahre


Die Mädchen konsumieren Drogen vor, während und nach der Schwangerschaft. Die jungen Mütter, selbst noch bedürftige Kinder, sind durch die Geburt und ihre Folgen ganz und gar überfordert, zumal sich die Väter meist aus dem Staub gemacht haben. Die bei den Schwangeren in der Vorfreude auf das Kind vorherrschende Euphorie kippt spätestens nach der Geburt in Enttäuschung, Gefühllosigkeit und Depression um. Häufig sind die jungen Mütter ihrem Nachwuchs gegenüber zu Zuwendung und liebevoller Sorge überhaupt nicht fähig. Sie reagieren wechselweise überschwänglich, gleichgültig, abwehrend oder aggressiv. Sind die Kleinen erst einmal bei den Großmüttern untergebracht, so kehren die Mütter auf die Straße zurück, nehmen Prostitution und Drogenkonsum wieder auf und versuchen zur Beschwichtigung ihrer Schuldgefühle so viel Geld zu verdienen, dass sie wenigstens einen gewissen Beitrag zum Lebensunterhalt ihres Kindes beisteuern können. Wenn der Großmutter das Geld ausgeht, erscheint sie mit dem Kleinen auf der Straße und kassiert einen Teil des Verdienstes der zurückliegenden Tage ab.

Bildung gegen den Strich - eBook

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