Читать книгу Bildung gegen den Strich - eBook - Sara Sierra Jaramillo - Страница 7

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Die Gegend zwischen der Plazoleta Rojas Pinilla, El Prado und der großen Kirche ist ein quirliges Viertel. Unzählige gelbe Taxis, bunte Busse, klapprige Kleinlastwagen verstopfen die Straßen. Menschen hasten durch die engen Gassen, und auf der Avenida entlang der Metro stehen gegen Abend die fliegenden Händler mit Obst, Fisch, Fleisch und allen cachivaches (Kleinkram) der Welt dicht an dicht. Der Verkehrslärm bricht nie ab. Dieser Teil des Stadtzentrums scheint sich, äußerlich betrachtet, von den benachbarten Vierteln nicht zu unterscheiden. Und dennoch liegt zwischen der Plaza Botero und der Zone der Prostitution eine unsichtbare Grenze. Man sieht keinen Schlagbaum, keine Wächter, aber man fühlt den Übergang von einer in die andere Welt, von der Normalität in die Verwerflichkeit. Man spürt es auf der Haut.


Das Gebiet gilt als gefährlich, besonders nach Einbruch der Dunkelheit. Wer von der Metrostation zur Fußgängerzone, zur Plaza Cisneros oder zum Junín gehen muss, beschleunigt den Schritt. Die Menschen, die im Süden wohnen, in El Poblado mit den grünen Hängen, Parks und Schwimmbädern, werden – wenn irgend möglich – das Zentrum meiden. Hier schlendert man nicht, es locken keine Schaufenster mit Auslagen. Auf der Avenida rasen die Busse, als hätten sie es auf die Passanten abgesehen, die ängstlich versuchen, die Straßenseite zu wechseln.

Was die Gegend abstoßend macht, ist ihre Armut, das erbärmliche Aussehen der Menschen, die hier wohnen, ihre Verkommenheit. Auf den Bürgersteigen sammelt sich Schmutz, die Gebäude überbieten einander an Hässlichkeit. Der Gestank nach Urin und Menschenkot, aufgeweicht von tropischen Regengüssen, verschlägt einem den Atem.

Das wachsende Unbehagen beim Überqueren der unsichtbaren Grenze speist sich jedoch weniger aus der sichtbaren Realität als aus den Vorstellungen, die man sich davon macht, was hier vor sich gehen mag. Alle Stadtbewohner haben Geschichten parat von Diebstählen, gewaltsamen Überfällen und Morden in diesem Viertel, obgleich nur wenige etwas Derartiges persönlich erlebt haben. Phantasien steigern die reale Gefahr ins Unermessliche. Das ist wohl typisch für alle Gegenden der Welt, in denen die Gesellschaften ihre Prostituierten angesiedelt haben.

Bildung gegen den Strich - eBook

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