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Teil 1 1. Forschungsstand und theoretischer Rahmen 1.1 (Historische) Migrationsforschung

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Migration ist in einigen Disziplinen ein gut erforschtes Feld. Der wissenschaftliche Zugang erfolgt jedoch zumeist aus geographischer, politikwissenschaftlicher, ethnologischer, pädagogischer oder soziologischer Perspektive. Solche Arbeiten erforschen das Thema Migration mittels utilitaristischer Ansätze, sie suchen Antworten auf Fragen, die Integration, kulturelle Differenzen oder soziale Unzufriedenheit umfassen sowie Handlungsmöglichkeiten für die Politik aufzeigen. Sie erforschen Migration als gegenwärtiges Phänomen, häufig ohne historische Entwicklungen zu berücksichtigen.

Obwohl die historische Migrationsforschung anderen Disziplinen hinterherhinkte, hat sich seit den 1990er-Jahren doch einiges getan. Mittlerweile ist sie zu einem anerkannten Zweig in der Geschichtswissenschaft geworden.21 Diese Entwicklung zeigt sich in der Entstehung von Überblickswerken, Handbüchern oder Enzyklopädien. In diesem Zusammenhang zu nennen sind die Werke von Klaus J. Bade22, die Enzyklopädie von Jochen Oltmer23, Dirk Hoerders globale Geschichte der Migration24 oder das Buch „Migration. Globale Entwicklungen seit 1850“25, herausgegeben von Albert Kraler, Karl Husa, Veronika Bilger und Irene Stracher. Diese migrationshistorischen Arbeiten auf der Makroebene zielen darauf ab, Migration als Normalität und nicht als Sonderfall der Geschichte zu begreifen. Sie verbreiten die Auffassung, dass die Geschichtsschreibung gerade wegen Wanderungsbewegungen über nationale Grenzen hinausgehen müsse.26 Gerade das Verhältnis von Mobilität und Sesshaftigkeit war eine der ersten intensiv diskutierten Fragen der historischen Migrationsforschung, wenn auch die erste Generation von Historiker*innen noch sehr von „sozialwissenschaftlichen Modernisierungstheorien“ beeinflusst war und eine Idee der „immobilen Vormoderne“ bei der traditionelle Gesellschaften immobil gewesen seien, verbreitete.27 Ein Beispiel dafür ist Wilbur Zelinsky’s28 Artikel „The Hypothesis of the Mobility Transition“ aus dem Jahr 1971. Klaus. J. Bade und dem von ihm geleiteten Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS)29 ist es jedoch zu verdanken, dass sich der Stellenwert und das Ausmaß der historischen Migrationsforschung in den 1990er-Jahren deutlich verbesserten. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Erforschung der Migrationsgeschichte auch heute noch ein Randphänomen darstellt.30

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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