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Migrant*innen werden überrepräsentiert versus marginalisiert

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Priska Bucher und Andrea Piga kommen in ihrem Aufsatz „Medien und Migration – ein Überblick“89 zum Fazit, dass Migrant*innen in Medien deutlich unterrepräsentiert sind, sprich zu wenig über Zugewanderte geschrieben wird. Auch Heinz Bonfadelli90 und Margret Lünenborg91 kommen zur selben Schlussfolgerung. Andererseits hebt Ruhrmann hervor, dass bestimmte ethnische Gruppen in den Medien deutlich überrepräsentiert werden. In diesem Zusammenhang nennt Ruhrmann Menschen türkischer Herkunft, über die in den 1980er-Jahren in deutschen Medien häufiger berichtet wurde als über Migrant*innen anderer Herkunft. Damit wurde eine verzerrte Häufigkeit von Migrant*innen gezeichnet.92 Auch Gabriel Weimann93 ist zum Schluss gekommen, dass bestimmte Gruppen von Zugewanderten in den Medien deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten, als es ihrem Bevölkerungsanteil entsprechen würde. Diese Aufmerksamkeit richtet sich an erster Stelle gegen Gruppen, die als unerwünscht gelten. Dazu zählt Weimann Menschen türkischer Abstammung sowie Personen aus afrikanischen und arabischen Ländern.

Befunde von Analysen italienischsprachiger Medien deuten zudem auf eine Überrepräsentation von Migrant*innen in der sogenannten cronaca nera hin, sprich jenem Teil der Zeitung, in dem Verbrechen und Kriminalitätsfälle aufgelistet werden.94 Beide Schlussfolgerungen, sowohl jene der Marginalisierung als auch jene der Überrepräsentation, stehen dabei nicht zwangsläufig im Widerspruch. In der bloßen Erwähnung sind Migrant*innen unterrepräsentiert, insbesondere in nicht problematisierenden Berichterstattungen. Zudem werden ihnen kaum Artikulationsmöglichkeiten zugestanden.95 Diese passive Rolle, in die Migrant*innen durch Medien gezwängt werden, unterstreicht nach Ruhrmann und Sommer zudem die politische Einflusslosigkeit von Menschen mit Migrationsgeschichte.96 Medien tragen also deutlich dazu bei – so Erol Yildiz97 – welche Diskurse dominant sind und in welchen Migrant*innen marginalisiert werden. So sind Migrant*innen etwa in bestimmten Diskursen überrepräsentiert – wie etwa im Kriminalitätsdiskurs –, und in anderen Diskursen – wie etwa Alltagsdiskursen – unterrepräsentiert.98

Kritisch angemerkt werden muss jedoch, dass die Beurteilung der Repräsentation von Migrant*innen prinzipiell schwer objektiv festlegbar ist.99 Viele Studien beschränken sich auf die Untersuchung der Wahrnehmung ganz bestimmter ethnischer Gruppierungen oder ziehen (problematische) Ereignisse als Untersuchungsgegenstand heran. Dies kann dazu führen, dass die Normalität, die durchaus auch in den Medien zu finden ist, verloren geht.100

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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