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1.2 Migrant*innen und Medien Befunde und Forschungsstand

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Wird die Forschungslandschaft zum Thema Migration und Medien näher betrachtet, lassen sich mehrere Schwerpunkte bzw. Forschungsrichtungen herauskristallisieren: Die Darstellung von Migrant*innen in den Medien, die Mediennutzung von Zugewanderten sowie Rezeptionsstudien, die sich mit der Wirkung der Migrationsberichterstattung auseinandersetzen. Methodisch bzw. methodologisch kann zudem zwischen qualitativen, quantitativen und diskursanalytischen Studien unterschieden werden. Da sich die vorliegende Arbeit mit der Darstellung von Migrant*innen in Medien befasst, beschränkt sich der Forschungsüberblick aufgrund der Vielzahl an Studien vorwiegend auf diesen Schwerpunkt.

Wichtige Überblickswerke zur zum Thema Migration und Medien im deutschsprachigen Raum sind die Sammelbände und Bücher von Christoph Butterwegge und Gudrun Hentges55, Georg Ruhrmann56, Urs Dahinden57, Joachim Trebbe58, Rainer Geißler und Horst Pöttker59 sowie Heinz Bonfadelli60. Internationale Beiträge zum Thema Migration und Medien und insbesondere Beiträge zur Konstruktion von Krisen durch Medien versammelt das Buch „Migrations and the Media“61 von Kerry Moore, Bernhard Gross und Terry Threadgold. Vergleiche zwischen Europa und den USA und insbesondere die Grenz-Berichterstattung zeichnet das von Giovanna dell’Orto und Vicki L. Birchfield herausgegebene Buch „Reporting at the Southern Borders“62 nach. Vorwiegend mit Diskriminierung von Migrant*innen und ethnische Minderheiten in Medien beschäftigen sich zudem die Bücher: „Medien und Fremdenfeindlichkeit“63 von Bernd Scheffer und „Feindbild Minderheit“64 von Wolf-Dietrich Bukow.

In der US-amerikanischen Forschung kann ebenfalls auf eine lange Tradition an Analysen zurückgegriffen werden. Neuere Studien konzentrieren sich zunehmend auf die Darstellung von asiatischen Minderheiten oder Migrant*innen im Allgemeinen, wie etwa das Buch „Framing Immigrants“65 von Chris Haynes, Jennifer Merolla und Karthick Ramakrishnan oder aktuelle Aufsätze in internationalen Zeitschriften.66 Ältere Untersuchungen hingegen stellen stärker die Repräsentation von African Americans in den Fokus.67

Medienanalysen, die internationale oder interlinguale Vergleiche zum Thema haben, finden sich im Vergleich zu nationalen und intralingualen Studien seltener. Am häufigsten wird der angloamerikanische Raum zum Vergleich herangezogen. Eine komparative Inhaltsanalyse deutscher und australischer Zeitungen bietet etwa Sigrid Luchtenberg68. Rodrigo Zamith69 hingegen stellt die französische und die amerikanische Presse gegenüber und Ralf Koch70 vergleicht deutsche und amerikanische Zeitungen. Eine deutsch-französische Gegenüberstellung hat Daniela Wehrstein71 durchgeführt, indem sie das Thema Islam in deutschen und französischen Pressetexten untersuchte. Vergleiche europäischer Länder finden sich hingegen bei Barbara Laubenthal72, die soziale Bewegungen illegal Zugewanderter in der Schweiz, in Frankreich und Spanien untersuchte sowie bei Thomas Niehr und Karin Böke73, die deutschsprachige Printmedien in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich nach sprachlichen Prägungen und historischen Entwicklungen durchforsteten. Eine vergleichende Studie zur europäischen Grenzregion Saar-LorLux hat Elena Enda Kreutzer74 in ihrer Dissertation durchgeführt. Ihre Arbeit betritt mit der Grenzforschung Neuland und mit einem Analysezeitraum von 1990 bis 2010 kann sie als Langzeitstudie eingeordnet werden. Kreutzer wendet jedoch für ihre Untersuchung ein Stichprobenverfahren an, womit die Repräsentativität deutlich geschmälert wird.

Während sich die Forschungsbefunde der Sammelbände und Überblickswerke von Bonfadelli, Butterwegge, Ruhrmann usw. mehrheitlich auf die Situation in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder nordischen Ländern beziehen, ist die Forschungsliteratur zum Thema Migration in Italien recht überschaubar. Das liegt auch daran, dass erste empirische Untersuchung in Deutschland bereits in den 1970er-Jahren entstanden,75 als Italien sich erst langsam zu einem Einwanderungsland entwickelte. Erst in den letzten Jahren haben auch Analysen italienischsprachiger Medien zugenommen. Als ein wichtiges Gesamtwerk kann das 2016 von Marco Binotti, Marco Bruno und Valeria Lai erschiene Buch „Tracciare Confini. L`immigrazione nei media italiani“76 genannt werden. Die Autoren setzen sich in diesem Buch kritisch mit der italienischen Forschung zum Thema Migration und Medien auseinander und geben einen Überblick über das gesamte Spektrum der Repräsentation von Migrant*innen in italienischsprachigen Medien. Insbesondere Marco Bruno hat sich auch in unzähligen Aufsätzen und Buchbeiträgen mit dem Migrationsthema befasst.77 Ebenfalls sind seit 2010 mehrere italienisch- bzw. englischsprachige Aufsätze mit Medienanalysen in Italien veröffentlicht worden.78

Betrachtet man die Forschungslage zum Thema Medien – und im Besonderen Zeitungsanalyse – in Südtirol, können einzelne Publikationen einen Leitfaden bieten. Die Koordinierungsstelle für Integration hat in ihrem Jahresbericht 2013 „Einwanderung und Südtirol“79 beispielsweise eine Medienanalyse zum Ausländerbild durchgeführt. Analysiert wurden insgesamt 217 Artikel der Alto Adige und 199 Artikel der Dolomiten. Das daraus entstandene Kapitel schließt mit dem Fazit, dass „keiner der untersuchten Artikel bewusst rassistische Elemente (enthält), allerdings können auch eine unbewusste bzw. nicht durchdacht und unsensible Wortwahl, wie sie häufig vorkommt, zur Verzerrung und somit zu Vorurteilen bzw. Ängsten bei den Lesern führen“80. Die Analyse kann jedoch keine historische Entwicklung und keine Muster aufzeigen, weshalb sie für die vorliegende Studie wenig aussagekräftig ist.

Im Folgenden werden die wichtigsten Forschungsergebnisse der oben angeführten Literatur grob zusammengefasst sowie kritisch reflektiert:

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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