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Es wird überwiegend negativ über Migrant*innen berichtet

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Die Erkenntnis, dass Medien Migrant*innen in einer überwiegenden skandalisierenden und diffamierenden Weise präsentieren, ist in unzähligen Standardwerken angeführt.81 Demzufolge werden nach dem Motto only bad news are good news in den Medien vorwiegend negative und skandalöse Nachrichten verbreitet. Der Schwerpunkt bei der Nachrichtenbeschaffung liegt auf der Aktualität und ist damit durch Punktualität und inhaltliche Reduktion gekennzeichnet.82 Laut Rainer Geißler hat dieser Negativismus mehrere Facetten: 1) Neu Zugewanderte bedrohen die öffentliche Sicherheit 2) Migrant*innen kosten den Steuerzahler*innen Geld, belasten das soziale Sicherungssystem sowie die öffentlichen Haushalte 3) Migranten sind Problemgruppen, sie machen Probleme und haben selbst viele Probleme.83 Dazu kommt die quasi natürliche Verbindung mit Schwerpunkten wie Drogenhandel, Gewalt, Prostitution und Kriminalität, womit der Eindruck erweckt werden kann, dass diese Themen selbstverständlicher Bestandteil der Lebenswelt von Migrant*innen sind.84

Gegen diese Erkenntnis lassen sich aber auch Einwände einbringen. Viele der genannten Untersuchungen liegen bereits eine längere Zeit zurück und entsprechen nicht mehr den derzeitigen Vorkommnissen. Zudem klammern die meisten Untersuchungen aus, dass es sehr wohl eine positiv konnotierte Wahrnehmung von Migrant*innen in Medien gibt und vor allem in Tageszeitungen ein bewusst ausgewogenes Bild von Migrant*innen gezeichnet wird – ganz im Auftrag von Friedensstiftung und Friedenserhaltung.

Das heißt, Medien geben durchaus positive und vorurteilsfreie Nachrichtenmeldungen wieder, weshalb der Vorwurf an die Medien, sie würden das Thema Migration durchwegs problematisieren, etwas zu kurz greift.85

Trotzdem muss auch die bewusste Fremdenfreundlichkeit in den Medien kritisch reflektiert werden. Bernd Scheffer86 kritisiert in seinem Aufsatz, dass fremdenfreundliche Medienpraxis offenbar nur dann besonders effektiv zu sein scheint, wenn diese die fremdenfeindliche Praxis mit ihren eigenen Mitteln schlägt – sprich stark emotional besetzt und ähnlich unreflektiert ist. Denn auch hier gilt: Sensationalisierung, Polarisierung und Emotionalisierung verkaufen sich besser als die Darstellung eines normalen Alltags.87 Anita Moser spricht in diesem Zusammenhang von positiver Diskriminierung. Migrant*innen werden dabei als gute und fähige Menschen dargestellt, die das Idealbild eines gut integrierten Menschen widerspiegeln.88 Die Wahrnehmung von Migrant*innen als normaler Bestandteil der Gesellschaft ist durch die Rezeption von Medien nach wie vor nicht möglich.

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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