Читать книгу Künstlerseelen - Saskia Françoise Elvers - Страница 11
Familie Brandig
ОглавлениеLaura Herz steht vor der Haustür der Familie Brandig und Horsch, auf dessen Klingelschild noch immer ihr gebürtiger Name steht. Bevor sie ihren Schlüssel in der Handtasche findet, wird ihr von innen geöffnet.
„Pünktlich wie immer, mein Schatz“, winkt ihre Mutter sie hinein und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, ehe sie wieder in der Küche verschwindet.
„Ihr seid aber ebenfalls pünktlich“, gibt Laura verwundert an ihre Mutter zurück.
„Ich haben die After-Party früh beendet“, antwortet diese aus der Küche heraus.
„Warst du überhaupt da?“, fragt Laura, die ihre Jacke an der Garderobe aufhängt.
„Ja, etwa eine halbe Stunde. Edgar ist länger geblieben, sollte aber jede Minute eintreffen.“
Laura schlendert ins Wohnzimmer. Der Esstisch ist noch nicht gedeckt. Um nicht untätig rumzustehen, sucht sie die benötigten Utensilien zusammen und verteilt sie auf dem Tisch.
„Tut mir übrigens wahnsinnig leid, dass du mit uns Fotografen zu kämpfen hattest.“
Julia Horsch beobachtet ihre Tochter kurz, welche sich entschuldigt und dabei das Besteck verteilt.
„Ich hätte dir nicht zurufen sollen. Die anderen haben sich danach regelrecht auf dich gestürzt. Wirklich, hätte ich das gewusst, dann wäre ich still geblieben und hätte dir die Zeit gelassen dich kurz auf uns vorzubereiten.“
Jetzt schaut ihre Tochter sie an. Julia lächelt und reagiert freudig: „Ist schon okay. Es war ganz gut so. So wurde ich wenigstens daran erinnert, wieso ich damals unbedingt zum Theater wollte und nicht zum Film.“
Laura kennt die Geschichte ihrer Mutter und weiß zu schätzen, dass sie ihr nicht böse ist.
Die Haustür geht auf.
„Hallo! Ist es nicht schön, nach so einem erfolgreichen Tag, den Abend mit seinen beiden Lieblingsfrauen zu verbringen?“
Julia und Laura grinsen übers ganze Gesicht, während sie Edgar mit einem Schulterzucken antworten.
„Kam schon etwas in den Nachrichten?“, fragt er hastig, nachdem er beiden einen Kuss aufgedrückt hat.
„Ich hatte den Fernseher noch nicht an“, antwortet Julia und verschwindet wieder in der Küche.
Laura folgt ihrer Mutter schweigend und hilft ihr beim Servieren um schnellstmöglich ihr Anliegen anzusprechen, bevor Edgar die Nachrichten einschalten kann.
„Edgar, magst du bitte den Fernseher noch kurz aus lassen?“, fragt Laura vorsichtig.
„Selbstverständlich. Brennt dir was auf der Seele?“ Edgar kennt seine Stieftochter nach all den Jahren gut genug. Mit einer schnellen Bewegung dreht er sich zu ihr, um ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
„Denkst du ernsthaft darüber nach, den Menschen die Kunst wegzunehmen? Also, würdest du es wirklich für eine gute Idee halten?“
„Was?“ Julia fällt der Löffel aus der Hand, mit dem sie sich gerade Kartoffeln aufgefüllt hat und sieht erschrocken zu Edgar.
„Jeder sollte mal darüber nachdenken, wie wichtig Kunst für ihn ist.“
„Aber stelle dir mal vor, du würdest die Chance bekommen und man würde es testen wollen - würdest du es wirklich durchziehen?“ Laura weiß selber noch nicht so recht, was sie von dem Thema halten soll.
„Ein Versuch wäre es wert, oder nicht? Wenn die Mehrheit dafür stimmen würde, wieso nicht? Natürlich müsste man das demokratisch entscheiden. Ich alleine kann so etwas nicht veranlassen. Reizt dich die Idee etwa nicht?“
Julia sieht zwischen den beiden hin und her. Sie weiß gar nicht, worum es geht und klingt sich kurzerhand ein: „Kann mich bitte jemand aufklären?“
Laura greift zur Fernbedienung und schaltet im richtigen Moment ein - Ursula Hennings stellt gerade die entscheidende Frage.
Julia fällt die Kinnlade herunter, als sie sich im Hintergrund sieht. Von dem ganzen Thema hat sie auf der Premiere gar nichts mitbekommen, obwohl sie nur wenige Meter von ihrem Mann entfernt stand und fotografiert wurde.
„Das läuft bereits den halben Tag in den Nachrichten. Dadurch wurde es auch Thema bei uns. Nur so habe ich davon erfahren“, versucht Laura sich bei ihrer Mutter zu rechtfertigen, welche sie irritiert ansieht.
Schweigen herrscht am Tisch, weil sowohl Julia als auch Laura Zeit zum Nachdenken brauchen. Edgar akzeptiert es und schlingt gierig das leckere Essen in sich rein, während die Frauen verunsichert auf ihrem Teller herumstochern. Erst das Klingeln von Edgars Handy durchbricht die leise Kulisse.