Читать книгу Künstlerseelen - Saskia Françoise Elvers - Страница 15

Luise Irsch

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Als ich den eingehenden Anruf annehme und höre, dass dort jemand von der Regierung dran ist, lege ich sofort wieder auf. Jemand will sich nur einen Scherz mit mir erlauben, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich steckt Edgar dahinter, der jemanden dafür bezahlt bei mir anzurufen und sich als Bundesminister auszugeben.

Kurz darauf klingelt das Telefon erneut. Die gleiche Nummer ... die gleiche Stimme und der gleiche Name - Marcus Christlieb. Obwohl es sich bei dem Namen eindeutig um einen Mann handelt, klingt die Stimme so unsicher, brüchig und zaghaft, das ist fast an mir zweifle.

„Mit wem spreche ich da?“, frage ich nochmal nach, um sicher zu gehen, dass es sich um einen Mann handelt.

„Bundesminister Marcus Christlieb“, antwortet er schüchtern.

„Was kann ich für Sie tun, Herr Christlieb?“

„Spreche ich mit der Agentin von Edgar Brandig?“ Seine Stimme wird etwas lauter.

„Ja, am Telefon.“

„Okay!“ Es folgt eine Pause, welche mit dem Geräusch vom raschelnden Papier untermalt wird, als würde er nach Unterlagen suchen. „Es geht um seine Idee“, fügt er anschließend hinzu, nachdem er das offenbar Gesuchte gefunden hat.

„Wessen Idee?“ Selbstverständlich weiß ich wen er meint, aber verulken lassen möchte ich mich auch nicht, deswegen versuche ich den Spieß umzudrehen.

„Von Herrn Brandig.“ Seine Antwort kommt plötzlich.

„Wollen Sie seine Idee umsetzen?“

„Spricht etwas dagegen, also Ihrerseits?“

„Ja, natürlich. Es ist die dumme Idee eines Schauspielers, der sich nicht verstanden fühlt. Künstler müssen dadurch, sowas nennt man Berufsrisiko.“ Ich versuche mich weiterhin ruhig zu verhalten. Falls Edgar doch hinter diesem Anruf steckt, will ich mir auf keinen Fall anhören müssen, dass ich darauf reingefallen bin.

„Entschuldigung, aber wäre Herr Brandig daran interessiert seine Idee umzusetzen?“

„Wahrscheinlich. Genaueres weiß nur er selbst. Sind Sie sich denn sicher, dass es eine gute Idee ist sowas umzusetzen?“

„Darüber würde ich gerne mit Herrn Brandig persönlich sprechen.“

Es imponiert mir, dass er fordert, obwohl er sich noch immer wie ein eingeschüchterter Junge anhört. Mittlerweile bin ich mir sogar sicher, dass Edgar nicht dahinter steckt. Solch ein Charakter entspricht nicht seinen üblichen Filmfiguren.

„Herr Christlieb, sind Sie sich im Klaren darüber, was das bedeutet? Sie würden damit einem Schauspieler, der für seine Alkohol-Vergangenheit bekannt ist, die Chancen geben über das Land mitzubestimmen. Sind Sie sich dessen bewusst, dass Sie damit auch den Glauben freisetzen, dass jeder Alki mitbestimmen darf?“

„Liebe Frau Irsch, ist Ihnen bewusst, dass wir in einer Demokratie leben?“

Es scheint, als würde ich nun mit seinem bösen Zwilling telefonieren.

„Ja.“

„Hervorragend. Dann gehe ich stark davon aus, dass Ihnen die Bedeutung von Demokratie bekannt ist?“

„Absolut.“

„Der Bundeskanzler hat entschieden einen neuen demokratischen Weg einzuschlagen - eine Art Testphase, wofür Brandigs Idee wie gerufen scheint. Wir möchten diese Chance nutzen.

Wären Sie so freundlich mir seine Nummer zu geben? Oder möchten Sie Herrn Brandig vorher über dieses Telefonat informieren? In dem Fall schlage ich vor, dass Sie ihm meine Nummer aushändigen. Er möchte mich dann bitte zurückrufen, sobald er Zeit hat.“

Er legt eine kurze Pause ein, in der ich nicht zum Antworten komme. Anschließend fügt er hastig hinzu: „Vielen Dank Frau Irsch, für Ihre Kooperation. Der Bundeskanzler weiß Ihre Mühe zu schätzen.“

Ich bin sprachlos. Der einzige Mensch, der das normalerweise schafft ist Edgar.

Schnell notiere ich mir die Nummer, die mir nachfolgend durchgegeben wird.

„Falls Sie wirklich glauben, dass Sie damit etwas verändern können, dann tut es mir leid. Die Idee war garantiert eine Schnapsidee von Edgar und so schnell wie sie gekommen ist, so schnell wird sie auch scheitern. Verschwenden Sie besser nicht zu viel Zeit und Geld daran!“

„Vielen Dank Frau Irsch, für Ihre Zeit, Mühe und den ungewollten Bemerkungen. Alles Weitere bespreche ich fortan mit Herrn Brandig persönlich. Einen schönen Tag noch.“

Bevor er auflegt höre ich, wie er erleichtert aufatmet. Ihm muss ein Stein vom Herzen gefallen sein, was darauf schließen lässt, dass der Anruf echt war und nicht von Edgar geplant. Ein Schauspieler wäre nicht so schnell aus der Rolle gefallen und schon gar nicht mit einer Atmung, die die Anspannung verfliegen lässt.

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