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Glutsteine
ОглавлениеUnsere prähistorischen Vorfahren, die noch keine Töpfe aus Ton oder Metall kannten, wussten sich zu helfen, um bei eiszeitlicher Kälte dennoch eine wärmende Suppe oder einen deftigen Eintopf essen zu können. Sie erfanden den Fellkochtopf. Dafür hoben sie eine Mulde im Boden aus, legten sie mit einem Tierfell aus (Haarseite nach unten) und beschwerten es am Rand mit Steinen. In diesen Erdtopf füllten sie Wasser, Fleisch, Wildpflanzen, Beeren usw. Dann wurden die Speisen im Erdtopf mit glühend heißen Steinen, die zuvor an einer Feuerstelle erhitzt wurden, erwärmt und gekocht.
Es ist erstaunlich, wie schnell man mit Glutsteinen zum Beispiel einen Kräutertee oder eine Gemüsesuppe kochen kann. Auch ohne Wasser kann man damit Speisen zum Beispiel in Rindenschalen etwa aus Birkenrinde kochen. Fein geschnittenes Gemüse und Fleisch werden in die Schalen gefüllt, dann im Feuer erhitzte kleine Steine dazugegeben und alles durcheinandergerührt. Mit weiteren Steinen wiederholen, bis die Speisen gar sind.
Selbst in einem Pappbecher kann man mit dieser Methode Wasser erhitzen, indem man den Becher bis fast zum Rand mit Wasser füllt und dann heiße Steinchen in die Flüssigkeit legt. So kann man zum Beispiel auf einfachste Art einen Kräutertee herstellen oder ein Frühstücksei kochen. Auch Wasser zum Trinken lässt sich auf diese Weise abkochen. (Pappbecher halten Temperaturen von mehr als 200 Grad Celsius aus, und kochendes Wasser ist bei normalem Luftdruck nie heißer als 100 Grad. Probieren Sie es einmal aus!)
Eine Variation des Kochens mit Glutsteinen kennt man in der Mongolei heute noch, den Khorkhog, den Fleischtopf mit heißen Steinen. In eine große Milchkanne aus Metall werden schichtweise heiße faustgroße Steine, leicht gesalzene Fleischstücke vom Schaf sowie Gemüse geschichtet. Dann füllt man wenig Wasser auf den Boden der Kanne, verschließt diese mit dem Deckel und einer Metallspange und stellt sie auf den heißen Ofen. Fleisch und Gemüse garen so langsam mit Hitze von allen Seiten.
Rezept: Steinzeitsuppe, Seite 50