Читать книгу Wilde Küche - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 7

Оглавление

Holz: Hitze, Geschmack und Stimmung

Küche oder Wohnzimmer

Das Herz der wilden Küche schlägt nicht ohne Holz. Das Holz sollte deshalb mit Kenntnis und Bedacht gesammelt und ausgewählt werden. Soll das Feuer als Lichtquelle, Wärmequelle, Kochstelle oder als Wohnzimmer dienen? Wollen wir backen, räuchern oder grillen? Je nachdem, welche Wünsche und Anforderungen das Feuer erfüllen soll, wählen wir das passende Holz mit seiner besonderen Brenneigenschaft aus.

Gut ist auch zu wissen, welches Holz eine schnelle oder eine lang anhaltende Hitze erzeugt. Einen Bärenhunger möchten wir möglichst schnell stillen und nicht erst stundenlang warten müssen, bis die gewünschte Glut vorhanden ist. Für ein schnelles Feuer verwendet man fingerdicke Ästchen und keine großen Holzscheite. Manche Hölzer verbrennen mit weniger Licht und erzeugen erst nach einiger Zeit viel Glut. Das heißt, dass es hier länger dauert, bis man essen kann, stattdessen aber genügend Zeit bleibt, das Essen vorzubereiten. Auch die Kochmethode beeinflusst die Wahl des Holzes: Für einen Lehmbackofen brauchen wir anderes Holz als für das Garen auf dem Brett oder im Blatt.

Das Holz des Feuers ist auch unsere Wärmequelle, unser warmer Ofen, dessen Nähe wir besonders im Winter gerne suchen, wenn wir zum Beispiel einen Glühwein genießen. Gut also zu wissen, mit welcher Holzart wir schnell ein Feuer mit großer Wärmeausstrahlung machen können.

Schließlich kann das Holz in der Wildnisküche auch zum Geschmack der Speisen beitragen, indem Rauch und Aromastoffe des Holzes diesen beim Grillen oder Räuchern eine ganz individuelle Würze verleihen.

Das offene Feuer draußen in der Natur ist unsere Küche, aber auch unser gemütliches Wohnzimmer, wo wir beim Schein der Flammen das Mahl zubereiten, herumwerkeln und es uns gemütlich machen, Geschichten erzählen, entspannen. Lichtverhältnisse und Stimmung des Lagerfeuers sollten dazu passen. Jede Holzart schafft beim Verbrennen ihre ganz eigene Atmosphäre und Lichtqualität. Die Stimmungen des Feuers können so verschieden sein wie die Bäume, von denen das Holz stammt: besinnlich, kraftvoll, bewegt, beruhigend, melancholisch, besänftigend. Manches Holz verbrennt mit strahlendem, hellem Licht, bei dem wir gut Speisen zubereiten können und in fröhlicher Runde sitzen. Das gedämpfte Licht anderer Holzarten lädt eher zum In-sich-Gehen und Träumen ein.

Das folgende Phänomen kennen wir alle: Sie sitzen bei ruhigem Wetter am Feuer – und Sie sitzen im Rauch. Sie wechseln die Seite, und wieder bläst Ihnen der Rauch entgegen. Dieses lästige Phänomen entsteht dadurch, dass zwischen Ihnen und dem Feuer eine Zone mit Unterdruck entsteht, in welche die heiße Luft zusammen mit dem Rauch hineinzieht. Dies können Sie vermeiden, in dem Sie auf der Ihnen gegenüberliegenden Seite des Feuers einen weiteren Raum mit Unterdruck schaffen. Spannen Sie dort zum Beispiel eine Zeltplane auf oder stellen Sie zum Beispiel ein Kanu mit der offenen Seite zum Feuer ab. Der Gegenstand sollte etwas größer als die am Feuer sitzende Gestalt sein.

Holz sammeln

Bevor Sie mit dem Feuermachen beginnen, sammeln Sie erst genügend Holz und legen Sie alles Notwendige bereit. Ist an der Feuerstelle kein Holz vorhanden oder darf dort kein Holz gesammelt werden, bringt man das Holz selbst mit. Es sollte gut abgelagertes, trockenes Brennholz sein. Axt nicht vergessen, um Späne zum Anfeuern zu machen.


Das Feuer entzünden

Zum Entzünden des Feuers brauchen Sie keine künstlichen Brandbeschleuniger. Die papierdünne Außenrinde von Birken brennt durch ihren hohen Terpengehalt auch bei feuchtem Wetter wie Papier. Auch anderes trockenes Material aus der Natur dient als Zunder zum Starten des Feuers: Grasrispen, Flugsamen von Löwenzahn, Pappeln und Weiden, trockenes Laub, Flechten, trockene Brennnesselfasern, dürre Farnblätter, Baumharze. Legen Sie zwei Holzstücke parallel zueinander auf den Boden und darüber ein Reisigbündelchen, auf welchem Sie das Zundermaterial platzieren. Darüber stellt man dürres Reisigholz pyramidenförmig gegeneinander, so dass eine zeltförmige Höhlung entsteht, die durch ihre Kaminwirkung einen guten Zug zum Entzünden des Feuers schafft. Entzünden Sie das Zundermaterial und legen Sie nach und nach immer dickeres Holz dazu.

Trockenes Holz zum Anzünden finden Sie besonders leicht an Nadelbäumen. Dürres Reisig kann direkt vom Stamm gebrochen werden, und oft hängt auch totes Holz im Geäst. Brauchbares trockenes Holz erzeugt beim Brechen ein hohles Knacken und ist sehr leicht, da es nicht mit Wasser vollgesogen ist. Brechen Sie keine lebenden Äste von Bäumen ab!

Die verschiedenen Qualitäten von Holz

Weichholz brennt schnell, es eignet sich gut zum Entzünden des Feuers und zum schnellen Kochen. Hartholz hingegen brennt langsam an, liefert aber mehr anhaltende Hitze und schafft eine gute, heiße Glut. Nadelholz brennt durch seinen hohen Harzgehalt schnell, verursacht aber viel Rauch und Funkenflug. Nadelhölzer mit hohem Harzgehalt wie Lärche, Kiefer oder Tanne sollte man daher nicht für eine Feuerstelle verwenden, an der man schlafen möchte. Glühende Holzstückchen können aus dem Feuer fliegen und auf Schlafsäcken und Isomatten Brandlöcher verursachen. Kleidung aus Kunstfaserstoffen ist zum Kochen am Feuer nicht geeignet, da sich diese Materialien leicht entzünden.

Laubholz erzeugt beim Verbrennen weniger Funkenflug; es wird auch gern zum Räuchern verwendet, da es dem Räuchergut zusätzliches Aroma verleiht. Sperrholz oder druckimprägniertes Holz sollte nie verbrannt werden, da dabei giftige Dämpfe entstehen.

Hartholz: Lärche, Eiche, Buche, Esche, Ahorn, Ulme
Weichholz: Pappel, Linde, Weide, Birke, Fichte, Kiefer
Nadelholz: Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer, Wacholder
Laubholz: Buche, Birke, Weide, Ahorn, Erle, Esche, Obstbäume

Kleine Holzkunde für die Wildnisküche

Ahorn: Liefert gute Flammen zum Kochen, gute Glutbildung.

Apfel: Gut zum Räuchern und Grillen, Geschmacksgeber. Bei Obstbaumschnitt sammeln.

Birke: Brennt auch in nassem und frischem Zustand. Brennt hell und heiß, mit wunderschönen, hellbläulichen Flammen, wärmt gut, erzeugt wenig Glut; wenn trocken, kaum Funkenflug, gut geeignet zum Räuchern: verleiht Aroma, duftet gut.

Buche: Weniger leicht entflammbar, brennt langsam, mit wenig Funken. Ergibt viel Hitze und lang anhaltende Glut, helle, schöne Flammen, hervorragendes Holz fürs Räuchern.

Eiche: Schwer zu entzünden, brennt langsam, heiß und ergiebig, schafft sehr gute Glut, etwas düsteres Flammenbild.

Erle: Leicht zu entzünden, brennt schnell ab, gut zum Räuchern.

Esche: Brennt leicht und langsam, gute Glutbildung, schönes Flammenbild, kaum Funken.

Fichte: Leicht brennbar, gut zum Anzünden, aber nicht zum Räuchern geeignet: Das Grillgut schmeckt dadurch »tranig«. Bildet schnell, aber wenig Glut und diese »spritzt«.

Kiefer: Brennt leicht, hell und lebhaft, durch hohen Harzgehalt starke Rußentwicklung, wenig glutbildend, Glut »spritzt«.

Kirsche: Gut zum Räuchern und Grillen, Geschmacksgeber. Bei Obstbaumschnitt sammeln oder Äste der Wildkirsche auflesen.

Lärche: Brennt leicht an, lebhaftes Licht, wenig glutbildend, viel Funkenspritzer.

Linde: Leicht entzündbar, gut zum Starten des Feuers, aber wenig Heizkraft, angenehmes Flammenbild.

Pappel: Leicht zu entzünden, gut zum Starten des Feuers, aber wenig Heizkraft, gibt ein helles Licht.

Rosskastanie: Wenig geeignetes Brennholz, starke Funkenentwicklung.

Tanne: Brennt schnell an, gibt viel Hitze und Licht. Glut »spritzt«, jedoch weniger Funkenflug als bei Fichte, nicht zum Räuchern geeignet (siehe Kiefer).

Weide: Brennt schlecht an, bildet kaum Glut, raucht leicht.

Weißbuche: Sehr hoher Brennwert, brennt lange, heiß und langsam, wenig Funkenspritzer, schönes angenehmes Feuerbild, helle Flammen.

Wilde Küche

Подняться наверх