Читать книгу Blätter von Bäumen - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 29
Birkensaft
ОглавлениеEine noch durchgreifendere Wirkung hat der frische Birkensaft. Wenn im März und April die Säfte in den Stamm steigen, ist die günstigste Zeit, ihn zu gewinnen.
Wer nicht in der glücklichen Lage ist, eine eigene Birke im Garten zu haben, sollte sich zuerst mit dem Förster in Verbindung setzen, bevor er eine Birke draußen im Wald anzapft. Sonst könnte es als Waldfrevel ausgelegt werden. Eine kräftige Birke übersteht das Anzapfen ohne Schaden, wenn es nur alle zwei Jahre wiederholt wird. Eine Birke pumpt im Frühjahr täglich 50 Liter Flüssigkeit von der Wurzel in die Baumkrone.
In zirka einem Meter Höhe bohrt man die Birke etwa 3 bis 5 cm tief an. Der Durchmesser des Bohrlochs sollte nicht viel mehr als ½ cm betragen. Nun steckt man ein Glasröhrchen, einen Schlauch oder einen hohlen Ast zum Beispiel vom Holunder in die Öffnung und bindet einen Behälter um den Baum, sodass der Saft aufgefangen wird. Nie ein Metallgefäß verwenden, sondern nur Email- oder Kunststoffbehälter. Nach einem »Aderlass« von 2 bis 3 Litern muss das Loch wieder gut verschlossen werden, da der Baum sonst »verbluten« kann. In 24 Stunden können 4 bis 5 Liter Saft aus dem Baum herauslaufen. Zum Verschließen besorgt man sich Baumwachs oder Pech (Gartenbedarf); normales Wachs eignet sich nicht dafür, denn es rutscht wieder heraus. Die Zapfsaison dauert etwa vier Wochen und beginnt je nach Breitengrad Anfang März oder April.
Der frische Saft ist glasklar und schmeckt leicht süßlich. Zu einer Trinkkur genehmigt man sich davon täglich 2 Schnapsgläschen, so lange, bis die 2 oder 3 Liter aufgebraucht sind. Birkenwasser wirkt innerlich eingenommen blutreinigend, allgemein stärkend und befreit den Körper von krankmachenden Ablagerungen. Es hilft bei Rheuma, Gicht, Nierenleiden, Wasseransammlungen im Körper, Entzündungen der Galle und der Harnwege und unterstützt den Heilungsprozess bei Leberbeschwerden. Wie Untersuchungen in Skandinavien zeigten, kann eine Birkensaftkur stark belebend und antidepressiv wirken. Für eine Trinkkur kann man den Birkensaft auch mit frisch gepresstem Zitronensaft oder grünem Tee mischen. Für eine Trinkkur, die 2 bis 3 Wochen dauern sollte, nimmt man täglich etwa 50 Milliliter Birkensaft ein.
Eine Schwierigkeit ist, dass der Saft sehr schnell zu gären beginnt. Deshalb muss er im Kühlschrank aufbewahrt werden. Man kann ihn auch portionsweise im Gefrierfach einfrieren, um ihn bei Bedarf wieder aufzutauen. Gibt man eine halbe Stange Zimt und einige Gewürznelken in die Flasche, hält sich der Saft durch die keimtötende Eigenschaft der Gewürze länger.
Der Saft kann auch äußerlich angewendet werden. Er ist ein gutes Reinigungsmittel für schlecht heilende Wunden und Hautausschläge. Will man ihn dafür das ganze Jahr zur Verfügung haben, gibt man ein Drittel der Menge hochprozentigen Alkohol dazu. Als Wundmittel kann er mit Arnikatinktur gemischt werden. Der Saft ist auch ein gutes Gesichtswasser, reinigt und pflegt die Haut.
Von ähnlicher, wenngleich schwächerer Wirkung ist die sogenannte Birkenlimonade, die man nur im Frühjahr zubereiten kann und dann über 2 bis 3 Wochen als Trinkkur einnimmt. Sie kann höher dosiert werden, man rechnet dabei etwa die doppelte Menge wie beim Birkensaft.