Читать книгу Blätter von Bäumen - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 44

Die Brombeere

Оглавление

Rubus fructiosus

Familie der Rosengewächse, Rosaceae


Der Brombeerstrauch ist eigenwillig. Von keinem Botaniker lässt er sich vorschreiben, wie seine Blüten gefärbt, ob seine Blätter behaart, gefiedert oder gezähnt sein sollen. Der Strauch lässt sich in seinem Wachstum von verschiedenen Faktoren wie Boden, Klima und Wetter beeinflussen. An einem sonnigen, trockenen Standort zum Beispiel sind seine Blätter an der Unterseite mit einem hellen, dichten Haarpelz bedeckt. An feuchten Plätzen ist das Haarkleid sehr spärlich. Auch an die klassische Anzahl der fünf Kelchblätter, die den Brombeerstrauch der Familie der Rosengewächse zuordnet, hält er sich nicht immer. Und ob sie weiß, zartrosa oder rötlich gefärbt sind, muss man ganz ihm überlassen und nicht einer Beschreibung in einem Pflanzenbuch. Die verschiedenen Arten des Brombeerstrauchs kreuzen sich immer wieder untereinander, sodass sehr viele verschiedene Arten entstanden sind. Inzwischen wurden über 300 Arten gezählt.

Auf eines kann man sich aber bei allen wilden Brombeerarten verlassen: Mit riesigen Haifischdornen schützen sie sich gegen Blätter-, Blüten- und Beerensammler. Dagegen wirken die Stacheln der verwandten Himbeere geradezu harmlos. Die scharfen Dornen gaben dem Strauch auch seinen Namen: Das althochdeutsche Wort brama bezeichnete einen Dornenstrauch. Im Laufe der Zeit hat sich unser heutiges »Brombeere« daraus entwickelt. Neben diesem »offiziellen« Namen gibt es noch eine ganze Reihe volkstümlicher Bezeichnungen: Mohrenbeere, Braunbeer, Hirschbollen oder Schwarzbeer.

Der Brombeerstrauch hat besonders lange, überhängende Zweige, die ihn in früheren Zeiten auch zum Zauberstrauch machten. Das Hindurchgehen unter besonders lang gebogenen Baum- oder Strauchästen galt als eine Möglichkeit, Unglück und Krankheit abzustreifen. Schon aus antiker Zeit sind uns solche Bräuche überliefert. Zu solch einem Ritual eigneten sich vor allem Bäume und Sträucher mit besonders langen Dornen: Brombeere, Schlehdorn und Weißdorn (siehe auch Seite 140 und 168) waren die bekanntesten dafür. Brombeerranken dienten dabei besonders der Heilung von Hautkrankheiten. Man glaubte, dass die Krankheit beim Hindurchschlüpfen in den Dornen hängen bleibt. Oft wurde diese Zeremonie von einem bestimmten Zauberspruch begleitet.

Die Brombeere fand natürlich zu allen Zeiten auch für viel einfachere Dinge als die Zauberei Verwendung. Die schmackhaften und vitaminreichen Beeren wurden in früheren Zeiten, da man auf die kostenlosen Früchte des Waldes angewiesen war, häufiger gesammelt als heute. Zu Mus, Gelee und Saft verarbeitet, halfen sie, die karge Winterzeit zu überbrücken. Ein köstlicher Branntwein wurde ebenfalls aus den Beeren hergestellt, und mit dem Beerensaft färbte man zu blass geratenen Wein.

Für die Blätter hatte man noch eine weitere Verwendung. Sie wurden in Aschenlauge kräftig ausgekocht, und mit diesem Absud färbten sich die Frauen ihre Haare schwarz.

Die Blätter lassen sich zudem gut fermentieren und schmecken dann wie schwarzer Tee. Selbst das Holz des Brombeerstrauchs war zu etwas zu gebrauchen. Man brannte daraus Kohle zur Herstellung von Schießpulver.

In der Gemeinschaft der Waldpflanzen hat der Brombeerstrauch die Aufgabe eines Pioniers. Auf Böden, wo sich noch kein Baum hinwagt, lockert er mit seinen Wurzeln die Erde und bereitet sie so für weitere Neuansiedlungen vor.

Blätter von Bäumen

Подняться наверх