Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 50
18
ОглавлениеKurts Selbstmordversuch wurde ein paar Tage später schulweit bekannt und brachte Kurt nur weitere Demütigungen seiner Mitschüler ein. Sie stempelten Kurt mehr denn je als schwach und feige ab, während seine Lehrer ihn für einen prädestinierten, unfähigen Verlierer hielten - der er ja eigentlich auch war. Wie wollte er nur so den Abschluss schaffen?
Kein einziger seiner Lehrer empfand auch nur den geringsten Respekt oder Verständnis für Kurt. Nicht, dass er durch sein destruktives, gleichgültiges und rebellisches Benehmen etwas anderes erwarten durfte, doch...
Er war zwar Teil der Klasse und tat nichts wirklich Böses, außer sich zu wehren, doch niemand hätte ihn vermisst, wenn er irgendwann zufällig verschwunden wäre.
Kurt nahm die Gefühle aller Parteien irgendwie unterschwellig wahr, spürte sie förmlich. Was sie alle über ihn dachten: seine Mitschüler, von denen manche ihn gar nicht verprügeln wollten, sich aber dazu durch die anderen gezwungen fühlten; seine Lehrer, die ihn loswerden wollten, weil er dem Schul-Image schadete, ihn aber nicht guten Gewissens aufsteigen lassen konnten; seine Mutter, der zwar die Kraft und der Wille fehlte, um ihn allein groß zu ziehen, doch die einfach so lange weiter machte, wie sie konnte (und das weniger deswegen, weil sie ihn liebte, sondern weil sie es als ihre elterliche Pflicht ansah);
Unnötig zu sagen, dass Kurt sich in dieser Umgebung dementsprechend wohl fühlte und gesund aufwuchs. Total wohl.