Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 59
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ОглавлениеAber zuerst müssen wir uns ansehen, was vorher geschah: Malcolm Whitfields ganzer Stolz war das Footballteam seiner Schule, trotz ihres nur mäßigen Erfolges in den Meisterschaften. Kurt war – nachdem er wieder vollständig angezogen war - auf den Sportplatz raus gelaufen und hatte mit Billy vor allen Zuschauern eine wilde Schlägerei ohne erkennbaren Grund angefangen, welche von dem cholerischen, frustrierten Sportlehrer – Mr. Dick Roberts, Sir, ja, Sir – frühzeitig beendet wurde und mit einer schallenden Ohrfeige für jeden belohnt wurde. Roberts war übrigens nach Kurt und Ms. Hoover der drittgrößte Schullacher, offensichtlich ebenfalls seines Namens wegen.
Geschafft! Wenn das nicht das Blut ihres Direktors zum Kochen bringen würde, dann wusste Kurt wirklich nicht mehr weiter …
Nach der Ohrfeige wurden sie beide grob an den Armen gepackt und von ihrem Sportlehrer persönlich bis vor's Direktorat geschleift, während wütende Schimpf- und Brüllorgien durch die Gänge des Schulgebäudes hallten, die durch Mr. Dick Roberts – Sir, ja, Sir – verursacht wurden.
Beide mussten für den Rest des Schuljahres nachsitzen, bei Kurt dachte man sogar über eine Suspendierung nach. Diese wurde jedoch nie durchgeführt, da dies Kurts Noten ja nur weiter in den Keller gedrückt hätte.
Am Nachmittag desselben Tages sah er Jen überraschend wieder, die, ihn mit einem wissenden Lächeln am T-Shirt packte und in die nächste Mädchentoilette zerrte.
Sie wollte, wie versprochen, ihre Schuld einlösen und machte ihm darüber hinaus ein fragwürdiges Kompliment, dass sie sich, als sie von dem Zwischenfall gehört hatte, halb krank gelacht hätte.
Doch als Jen begann, ihrer Haut ein wenig frische Luft zu zu führen, in BH und Höschen in einer engen WC-Kabine stand und in Kurts Hose fasste, geschah das, wovor Kurt sich immer am meisten gefürchtet hatte.
(Verdammt, nicht genau jetzt, bitte nicht jetzt, nein! Komm schon, bitte nicht!)
In seiner Hose herrschte Funkstille. Die geheime Schulschönheit und sogar der heimliche Schwarm von Kurt stand halbnackt vor ihm und er saß da, vor ihr, schlaff und hilflos.
Als dieser Zustand sich auch nach Minuten harter Arbeit von Jen nicht beheben ließ, konnte sie schließlich den bereits lange unterdrückten Lachkrampf nicht mehr zurück halten (was Kurts Selbstbewusstsein nicht gerade steigerte), zog sich an und verschwand - immer noch kichernd - wortlos aus der Tür, ihn allein am Mädchenklo sitzen lassend.
Irgendwie hätte er es ja kommen sehen müssen. Es wäre ja wirklich ein Wunder gewesen, wenn er einmal im Leben Glück gehabt hätte.
Nachdem ihm nun nichts Anderes übrig blieb, als sich so unbemerkt wie möglich aus dem Mädchenklo raus zu schleichen, öffnete er also langsam die Tür einen Spalt weit, lugte hinaus und bemerkte ein paar Schüler, die quatschend und lachend vorüber gingen. Er riss die Tür krachend zu und betete (was er sonst nie getan hätte), dass sie ihn nicht gesehen hatten.
Eine Minute später versuchte er es noch einmal, diesmal war der Gang leer. Zumindest der Teil, den er aus dem Spalt heraus sehen konnte. Er drückte die Tür auf und stürmte raus. Natürlich rutschte er aus, knallte längs mit dem Gesicht auf den Boden und gab ein grunzendes Geräusch von sich.
Aber es hätte nicht einmal einen Unterschied gemacht, wenn er nicht hingefallen wäre, denn auf der anderen Seite des Ganges lehnte eine Gruppe von Mädchen an der Wand, die sich ebenfalls unterhielten. Als sie Kurt aus ihrer eigenen Toilette rauschen sahen, prusteten sie lauthals los, wobei sich ihr Gelächter noch steigerte, als er hinknallte und sich langsam vom Boden aufrappelte.
Er war gleich darauf nach Hause gelaufen und hatte sich in sein Zimmer eingesperrt, das er bis zum nächsten Tag nicht verlassen würde.