Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 12
Kapitel 7 Erwachen an Bord - Menorca
ОглавлениеSie hörte das gleichmäßige Atmen direkt an ihrem Ohr und erschrak so sehr, dass sich sämtliche Härchen auf ihren Armen aufstellten. Sogleich fiel ihr wieder ein wo sie war und wessen Atem sie da fühlte. Es war Sabine, die neben ihr lag. Die Zweierkoje bot nicht zu viel Platz, dennoch waren beide in den frühen Morgenstunden sofort eingeschlafen.
Jetzt bemerkte Jenny, dass sie direkt an der Bettkante lag und Sabine offensichtlich im Schlaf den größten Teil des Bettes für sich erobert hatte.
Sie blickte zur Decke, die mit weißem Alcantara überspannt war. Die Wände und der Boden blitzten ihr mit polierter Wurzelholzoberfläche entgegen. Es fehlte an nichts. Selbst TV und Klimaanlage waren dezent in die Möbel integriert worden.
Erst jetzt bemerkte sie, dass die Luft im Raum angenehm kühl war. Vor allem roch es gar nicht muffig, was sie verblüffte, denn auf den Schiffen, die sie kannte, hatte es immer etwas abgestanden gerochen.
Sie vernahm das leichte Heben und Senken der Seadream, die noch immer in der Cala En Porter vor Anker lag. Vom Deck drangen leise Stimmen zu ihr, die sie aber nicht zuordnen konnte.
Als Sabine sich bewegte und ihre Augen aufschlug, sagte Jenny mit einem Zwinkern:
„Guten Morgen schöne Frau“.
Sabine bemerkte sofort, wie nahe sie ihrer Chefin auf den Leib gerückt war und schob ihren Körper augenblicklich Richtung Außenwand.
„Guten Morgen. Hast du gut geschlafen“, fragte sie schüchtern.
„Bis zu dem Moment in dem ich fast aus dem Bett gefallen wäre, weil mir jemand zu sehr auf die Pelle gerückt ist“.
Da Sabine erst gerade aufgewacht war, bemerkte sie den Humor in Jenny´s Stimme nicht und wollte sich gerade entschuldigen, als diese ihr mit dem Zeigefinger in die Seite piekte und zu lachen begann.
Kurzerhand nahm Sabine ihr Kissen und ließ es in großem Bogen auf Jenny´s Bauch herniedersausen. Jenny reagierte sofort und packte das ankommende Kissen mit der einen Hand, während sie mit der anderen, ihr eigenes Kissen nahm und es auf direktem Weg in Sabine´s Gesicht beförderte. Nun waren beide voller Adrenalin und die Kissenschlacht gipfelte in einem riesigen Knoten ihrer Gliedmaßen. Arme, Beine, Kissen und Laken hatten sich binnen Sekunden so ineinander verkeilt, dass sie wie aneinander gekettet, regungslos dalagen und lauthals lachten. Im selben Moment klopfte es irgendwo im Schiff und die Mädels hielten den Atem an. Augenblicklich besannen sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe an Bord und drückten ihre Gesichter in die Kissen, sodass keine weiteren Lärmbelästigungen das Schiff durchdrangen.
Nachdem sie sich beruhigt und entfesselt hatten, meinte Sabine:
„Du bist die beste Chefin die man sich wünschen kann“.
Jenny winkte ab und setzte sich auf.
„Wollen wir schwimmen gehen? Ich denke bis zum Frühstück bleibt noch genügend Zeit“.
„Wie spät ist es überhaupt“?
Jenny drehte sich zur Seite und griff nach ihrer Uhr.
„Erst halb neun. Wir haben gerade Mal fünf Stunden geschlafen und dennoch fühle ich mich richtig gut“.
Sabine konnte das nur bestätigen.
„Also, worauf wartest du noch? Schwing deine Figur in den Badeanzug, aber vergiss nicht Badehaube und Schwimmflügel anzuziehen“.
„Na warte, dir werd´ ichs zeigen“.
Wieder lachten beide, aber diesmal bemerkten sie es sofort und hielten sich die Hände vor den Mund.
Jenny sprang bereits ins Wasser, als Sabine, im Bikini die Treppe zum Salon hinaufstieg, von wo aus sie zum Deck gelangte.
Der Tisch war bereits fix-fertig für das anstehende Frühstück gedeckt.
Kim musste mit Samthandschuhen gearbeitet haben. Im Schiff herrschte unterdessen noch absolute Stille.
Beim Blick durch die Panoramaverglasung, erspähte sie Kim, die gerade mit einem Ledertuch die Außenflächen des Schiffes abrieb. Als diese sie bemerkte, winkte sie ihr zu und signalisierte ihr herauszukommen.
Sabine drehte sich und ging die letzten Stufen hinauf, die in die Plicht führten. Auch hier befand sich ein Tisch aus poliertem Wurzelholz mit gepolsterten Sitzbänken. Ein Sonnensegel spannte über dem Segelbaum und sorgte für Schatten.
Sabine hatte all dies letzte Nacht gar nicht wahrgenommen. Sie blickte über die Reling und zählte fühnfzehn weitere Schiffe in der Bucht. Dahinter lag der Strand, mit säuberlich aufgereihten Liegen unter Strohsonnenschirmen. Soeben schwamm Jenny am Heck der Seadream vorbei, schien aber keine Notiz von ihr zu nehmen.
Sabine ging hinüber zu Kim.
„Guten Morgen“.
„Guten Morgen“, antwortete Kim mit einem Lächeln.
„Schlafen die anderen noch“?
„Skip ist an Land um frische Brötchen und Croissants zu holen. Er müsste aber jeden Moment zurückkommen“.
Mit einem Finger zeigte sie zwischen zwei ankernden Schiffen hindurch, zum Strand.
„Dort liegt das Dingi“.
„Aha“, meinte Sabine und genoß dabei den Blick über das Wasser, welches das morgendliche, warme Licht der aufgehenden Sonne reflektierte.