Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 21
Kapitel 16 Der erste Kuss - München
Оглавление„Jennifer, das ist Micki. Micki, darf ich dir Jennifer vorstellen“?
Vor ihr stand ein Bär von Mann. Er war ebenfalls fast 1,90 m groß, hatte breite Schultern und muskulöse Ober- und Unterarme. Seine Hände waren so groß wie Baseballhandschuhe.
Micki sah etwas überrascht, erst zu Florian, dann zu Jenny und während er sich an den Anblick gewöhnte, fragte er:
„Was ist denn mit euch passiert“?
Gleichzeitig streckte er Jenny seine riesige Pranke entgegen und zeigte dabei strahlend weiße Zähne.
„Ihr stinkt ja jämmerlich“.
Florian räusperte sich, während Jenny antwortete:
„Dein Freund und ich haben ein Bad in der Bowle genommen und nun wollen wir zu mir nach Hause um zu duschen“.
Micki war perplex und brachte keinen Ton mehr heraus.
„Hat´s dir jetzt etwa die Sprache verschlagen“, meinte Florian lachend.
Jenny stimmte ein und erzählte in kurzen Worten was geschehen war.
„Na das ist ja Mal ´ne Story. Die glaubt euch ab morgen kein Mensch mehr. Nun, wenn der Zufall es so wollte, dann geht mal schön duschen, ihr Zwei“.
Sie erkannte an seinem Blick, dass er für Florian wünschte, dass vielleicht ein Bisschen von dem Implizierten wahr werden würde.
„Kommt ihr nachher wieder hierher“ fragte Micki vorsichtig nach, „...oder wie kommst du nach Hause, Flo“?
Florian war gemeinsam mit Micki, in dessen Wagen, von Augsburg zur Party gekommen.
Er sah auf seine Uhr. Es war jetzt knapp 22:30 Uhr und die Party würde bestimmt noch ein paar Stunden andauern.
„Ja, klar komm ich wieder hierher zurück. Ich habe keine Lust nach Hause zu laufen. Jenny´s Wohnung ist nicht weit von hier.
„Nun macht schon, bevor eure Kleidung trocken ist, und es keinen Grund mehr für euch gibt, zu gehen“, dabei zwinkerte er Jenny zu.
Sie boxte gegen Micki´s Bizeps und zeigte ihm fauchend die Zähne. Dann lachte sie und sagte:
„Hat mich gefreut großer Bär, Micki. Wir werden uns beeilen. Dir noch viel Spaß und bis bald“.
Mit diesen Worten drehte sie sich und deutete Florian die Richtung, in die sie gehen mussten.
Sie liefen direkt über die Wiese, aus dem Lichterspiel der Flammen, aus dem Lärm der sich unterhaltenden, lachenden, kreischenden Meute, geradewegs hinein, in die Dunkelheit und Ruhe des Parks. Hier war die Luft kühler und Jenny spürte die Feuchtigkeit, die sich bereits im Gras und an den Pflanzen gebildet hatte. Das waren die ersten Anzeichen des Herbstes, natürlich begünstigt durch die nahegelegene Isar.
Sie gingen eine Zeit lang ohne zu reden nebeneinander, als Jenny abrupt anhielt und sich zu ihm drehte.
„Was ist? Willst du alleine weiter“, fragte er verunsichert.
Sie standen sich gegenüber und blickten sich in die Augen.
„Pssst“, sagte sie, und legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen.
Sie machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, sodass sich ihre Körper beinahe berührten, legte ihre Hände auf seine Schultern und zog sich langsam zu ihm hoch. Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, hielt sie inne. Ihre Blicke trafen sich.
„Jennifer, ich…“
Weiter kam er nicht.
Er spürte ihren Atem direkt an seinen Lippen. Ein Blitz durchfuhr ihn von den Haarspitzen bis in die Fußsohlen. Wie in Trance, legte er seine Arme um sie, drückte sie sanft an sich und erwiderte ihren Kuss. Ihre Lippen öffneten sich leicht und er fühlte wie ihre Zungenspitze seine Lippen streifte. Gerade wollte er das Gleiche tun, als sie sich von ihm löste und ihn hinter sich her zog, bis ihm wieder einfiel, dass er selbst gehen konnte.
Sie sagte nur:
„So, jetzt wäre das geklärt“.
Florian hatte es die Sprache verschlagen. Er wusste nicht wie ihm geschah. Real konnte das jedenfalls nicht sein.
Jedoch änderte sich das Bild schon bald, denn sie kamen an die Maria-Theresia-Straße, die zu Jenny´s Wohnung in der Siebertstraße führte.
Das kalte Licht der Straßenlaternen nahm dem soeben Erlebten, den Reiz des Verbotenen, das Mystische. Es holte die beiden zurück aus ihrer kurzen, gemeinsamen Traumwelt, und Florian hatte Angst, dass mit diesem Licht auch alles andere, im Schutze der Dunkelheit, hinter ihnen zurückbleiben würde.
Jennifer bemerkte dies und drückte seine Hand, während sie ihm ein warmes Lächeln schenkte.
„Da vorne ist es“. Sie zeigte mit dem Finger auf ein altes Jugendstilhaus.
Das war am 28. August vor zwölf Jahren gewesen.