Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 13
Kapitel 8 Gewissensbisse - Tessin
ОглавлениеEs klingelte an der Haustür. Als er öffnete, stand Gianna mit tränenüberströmtem Gesicht vor ihm.
Erschrocken fragte er:
„Gianna, was ist los“?
„Es tut mir leid, Tom. Ich spiele dieses Spiel nicht mehr mit“.
Ihr Augen-Makeup lief bereits in dickflüssigen Trauerbächen über ihre Wangenknochen.
Sie schnäuzte sich die Nase und fuhr mit bebender Stimme fort, während sie eintrat.
„Seit über einem Jahr führst du mich regelmäßig zum Essen aus, gehst mit mir ins Theater und schläfst mit mir, aber du bekennst dich nicht zu mir“.
Während sie redete, gestikulierte sie wild mit Händen und Armen.
„Ich bin zwischenzeitlich zweiunddreißig Jahre alt und möchte nicht in zehn Jahren aufwachen, um festzustellen, dass ich den Moment verpasst habe…“.
Tom stand reglos da und wusste nicht was er tun oder sagen sollte. Er wollte sie in den Arm nehmen, aber sie fuchtelte so sehr mit ihren Armen umher, dass er es ließ. Gerade als er antworten wollte, fuhr sie fort:
„…lass mich ausreden, Tom. Ich weiß, wir hatten diese unausgesprochene Vereinbarung. Eine lose Beziehung, ohne Verantwortung und Zwang. Das war auch in Ordnung für mich. Aber jetzt habe ich Gefühle entwickelt und die kann ich nicht länger ignorieren. Ich liebe dich. Du brauchst nicht gleich zu antworten. Du musst dich auch zu nichts gezwungen fühlen. Ich bitte dich nur um eines. Sei ehrlich zu mir. Wenn du nicht so fühlst, dann kann ich das nicht ändern. Ich werde es akzeptieren. Es wird mir zwar nicht leicht fallen, aber mit der Zeit werde ich es überwinden“.
Tom schluckte trocken.
Wie konnte er nur solch ein Idiot sein und glauben, dass es für immer so weiter gehen würde. Zumindest bis er wusste, wen oder was er selbst wollte. Er fühlte sich elend, als ihm klar wurde, dass sich Gianna´s innere Uhr gemeldet hatte. Sie war eine Frau. Da kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem es darum ging das Nest für die Zukunft zu bauen, gemeinsam mit einem Partner den man liebt. Er hatte sich bislang keinerlei Gedanken dazu gemacht. Zu keinem Zeitpunkt. Das war ziemlich egoistisch, wie er nun feststellte. Er fühlte sich schuldig.
„Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. Wir sind beide erwachsen und ich hatte ja auch meinen Spaß daran. Aber ich möchte Bambini. Ich möchte eine Familie und ein gemeinsames Zuhause“.
Sie machte es ihm wirklich leicht. Aber was konnte er ihr jetzt und hier sagen? Wie waren seine Gefühle?
Bevor er irgendetwas antworten konnte, beugte sie sich vor, küsste ihn kurz aber zärtlich auf die Lippen, drehte sich um und rannte, ohne sich nochmals umzudrehen, zur Tür hinaus.
Tom stand im Flur und starrte ihr hinterher.
Die Tür stand noch offen, als es erneut an der Haustür klingelte. Wie konnte das sein? Er stand doch vor der geöffneten Tür und blickte hinaus. Und da war niemand.
Es klingelte noch einmal.
Seine Gedanken schwirrten umher und er drehte sich um. Ein kurzer Moment wohliger Wärme durchströmte ihn.
Es klingelte ein drittes Mal.
Er blinzelte und sah den großen Ventilator an der Decke über sich. Wo war er?
Auf einmal vernahm er Schritte im Flur und jemand rief seinen Namen.
„Tom, hallo Tom, bist du da“?
Das war Sophia. Erst jetzt kam er zu sich und bemerkte, dass er im Bett lag. Er musste eingeschlafen sein. War das alles nur ein Traum gewesen? So real?
„Ah, da bist du ja“.
Mama Tre, wie er sie nannte, stand in der Schlafzimmertür. Für sie war es nichts neues, Tom unbekleidet zu sehen, da er oft seine Runden im Pool schwamm, während sie irgendwelchen Arbeiten im Haus nachging. Da jedes Zimmer über Panoramafenster verfügte, konnte sie sich seinem Anblick sowieso nicht entziehen.
Sie schien gut gelaunt zu sein, und freute sich, wie immer, wenn er nach längeren Auswärtsaufenthalten wieder nach Hause gekommen war.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken“.
Tom´s Kopf drehte sich. Er glaubte noch den zarten Duft Gianna´s Lippen auf den seinen zu spüren.
„Nein, schon gut. Wie spät ist es“?
„Es ist kurz vor 17:00 Uhr“.
Tom erschrak.
„17:00 Uhr“?
Er hatte den ganzen Tag verschlafen. Jetzt spürte er, dass er seit 7:00 Uhr morgens nichts mehr gegessen hatte. Sein Magen fühlte sich an, wie ein luftleerer Ball.
Er streckte sich, stand auf, wickelte sich das Leintuch um die Taille und ging auf Sophia zu, drückte sie kurz und sagte:
„Hallo Mama Tre. Wie geht es dir? Gut, dass du mich geweckt hast, ich hätte sonst verschlafen. Ich bin mit Gianna verabredet und sollte mich langsam fertig machen.“
„In der Küche liegt frisches Panini, etwas Salametti, sowie Parmigiano vom Markt, falls du noch eine Kleinigkeit essen möchtest bevor du fährst“.
Sie war einfach die Beste. Er drückte sie nochmals.
„Was täte ich bloß ohne dich“.
Sophia war dies nun doch etwas peinlich, da er nur mit einem Laken um seine Lenden bekleidet war. Sie löste sich schnell aus seiner Umarmung und drehte sich zum Gehen.
„Ich werde morgen früh auf den Markt gehen. Wenn ich dir etwas besorgen soll, dann leg einfach einen Zettel auf den Tisch. Wie immer. Hab viel Spaß heut Abend“.
Tom rief ihr noch ein „Danke“ hinterher.