Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 14
Kapitel 9 Überraschung - Menorca
ОглавлениеSabine ging zum Heck des Schiffes, von wo sie sich abstieß und mit dem Kopf voraus ins Wasser eintauchte. Die morgendliche Erfrischung tat gut.
Etwa zwölf Meter unter sich, machte sie den hellen, sandigen Grund aus. Das blaue Nass war hier so klar, dass sie sogar ohne Taucherbrille die kleinen Fische sehen konnte, die sie umschwärmten. Sie fühlte, wie das Wasser alle Zellen ihres Körpers zum Leben erweckte.
Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde sie von Endorphinen durchströmt.
Immer noch tauchend, machte sie in einiger Entfernung Jenny aus und steuerte direkt auf sie zu.
Jenny schwamm gerade längsseits der Seadream, Richtung Achtern. Auf Grund der noch tief stehenden Sonne, reflektierte die Wasseroberfläche den Himmel, sodass sie Sabine nicht erkennen konnte. Sie ahnte aber, dass diese etwas im Schilde führte und war gefasst, als etwas sie in die Wade zwickte.
Absichtlich zuckte sie so, als wäre sie zu Tode erschrocken, füllte währenddessen ihre Lungen mit Luft und gab sich, mit komplett erschlafftem Körper dem Meer hin. Ihr scheinbar lebloser Körper sank in Zeitlupe. Ihre Augen hielt sie dabei geschlossen und wartete auf die Rettungsaktion. Währenddessen hörte sie einen Außenborder ganz in ihrer Nähe.
Sogleich folgte die „Rettung“. Sie fühlte, wie zwei Hände sie sanft an der Taille fassten und nach oben beförderten. Im Moment des Auftauchens wollte sie sich bei Sabine mit einem Schrei bedanken. Sie fühlte, wie der Wasserdruck stetig nachließ und wusste, der Moment war nah. Und dann, als ihr Kopf aus dem Wasser tauchte, riss sie sich los. Gleichzeitig spritzte sie mit beiden Händen riesige Wasserladungen ins Gesicht ihrer Retterin und stieß einen kurzen aber kräftigen Schrei aus.
Als sie ihre Augen vom Salzwasser befreit hatte, um das Ergebnis ihrer Aktion zu begutachten, blickte sie überrascht in die verschmitzten Augen von Ral.
Rings um sich herum vernahm sie Gelächter.
Da schwamm Sabine direkt hinter ihr, Kim stand an der Reling der Seadream und Skip hockte im Beiboot, keine zehn Meter entfernt.
Er krümmte sich vor Lachen und hielt sich dabei den Bauch.
Ral stimmte nun in das allgemeine Gelächter ein und spritzte mit einer Hand eine kleine Ladung Wasser in Jenny´s Gesicht.
Ihr war das so peinlich, dass sie am liebsten erneut untergegangen wäre, diesmal aber ohne Rettung.
Nach Worten ringend, begann sie sich zu entschuldigen.
„Ich-, ähm, I am sorry. What are you doing here? I wanted to drown for Sabine“.
Oh mein Gott, was red ich da. Ich wollte für Sabine untergehn?
„I mean, I thought you were Sabine. We were just fooling around“, korrigierte sie sich.
An Deck hatten sich unterdessen Klaus, Peter und Sylvia versammelt.
„Was ist passiert“?
„Ist Jenny ok“?
„Wer ist der Mann da im Wasser“?
„Das ist Ral, der Barkeeper von letzter Nacht“.
Sie redeten alle durcheinander. Peter klärte sie auf.
Ral der immer noch lachte, hob seinen Zeigefinger vor seine Lippen.
„You´ll wake up the rest of the ship owners, around us“.
Sie blickte zu den umliegenden Schiffen und sah bereits neugierige Blicke, und der peinliche Moment schien noch größer zu werden, anstatt zu verebben.
Es war Klaus, der sie erlöste.
„Hey Ral, that´s your name, isnt´t it“?
Ral nickte und zeigte mit dem Daumen nach oben.
„Why don´t you join us for breakfast, since you seem to have just saved Jenny´s life“.
Oh mein Gott, dachte Jenny, jetzt lädt er ihn auch noch zum Frühstück ein. Bitte sag nein, dachte sie, während Ral seine funkelnden, weißen Zähne zeigte und mit einem, „I´d love to“, zustimmte.
Klaus winkte alle an Bord und nickte Kim zu, die sofort verstanden hatte und unter Deck verschwand, um Handtücher, Shorts und ein Shirt für Ral zu besorgen.
Nun sah Jenny Ral ungläubig an und fragte:
„What are you doing out here, this early“?
„I had to leave early last night and couldn´t say goodbye to you, so I thought, I´d swim over to your ship and do just that, this morning, before you leave“.
Nur um mir Tschüss zu sagen?
Jenny ruderte mit Händen und Füßen, um nicht unterzugehen. Sabine schwamm unterdessen an ihnen vorbei und zwinkerte ihr mit einem eindeutigen Lächeln zu.
„So let´s go have breakfast then“.
Ral und Jenny folgten ihr zur Leiter, während Skip das Dingi am Heck der Seadream festmachte, von wo aus er seine Einkäufe an Bord reichte.
Soeben brachte Gabi Handtücher und Ersatzkleidung für Ral an Deck. Offensichtlich hatte Kim sie bereits ins Bild gesetzt.
Während Jenny an Bord kletterte und Ral´s Blicke auf ihrem Hintern spürte, reichte Gabi ihr ein Handtuch.
Mit einem Zwinkern sagte sie:
„So fängt man sich also einen Fisch vor dem Frühstück“.
Jenny nahm das Handtuch und bedeckte ihre Kurven damit. Ral erklomm die Leiter in zwei Zügen und stand sogleich neben Gabi, die ihm ebenfalls ein Handtuch reichte.
„Hi Mr. Lifesafer, welcome aboard“.
„Thanks Gabi“.
Sabine war bereits unter Deck verschwunden.
Nun, da sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte, ging jeder wieder seinen Aufgaben nach und Jenny war allein mit Ral, der ihr genüsslich dabei zusah, wie sie sich abtrocknete. Auch sie musterte ihn, und als sich ihre Blicke trafen, lachten beide.
„All right, Mr. Lifesafer, I´m going down to get changed. I´ll see you in a minute“.
Mit diesen Worten ging sie die Treppe hinunter. Als sie die Tür ihrer Kajüte hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und atmete tief aus.
Was hatte all dies zu bedeuten? So was passiert doch nicht einfach so? Sie war hier um einen Job auszuführen für den sie bezahlt wurde. Dies war kein Urlaub, und schon gar keiner für einen schnellen Flirt. Sie musste diese aufkeimende Flamme im Keim ersticken. Die ganze Situation war irrwitzig. Sie war an Bord eines Schiffes, deren Eigentümer und Gäste sie erst seit kurzem kannte. Die waren die Hauptpersonen hier, nicht sie. Sie würde all dies, direkt nach dem Frühstück klarstellen. Fest entschlossen öffnete sie die Augen und bemerkte, dass Sabine in dem kleinen Bad am Zimmerende stand und sie ansah.