Читать книгу Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen - Thomas W. Jefferson - Страница 10
***
ОглавлениеIm Oktober kommt Max auf die Welt: drei Wochen zu spät, riesengroß und fünf Kilo schwer. Bert ist gegen den Namen, so wie er jetzt gegen alles ist. Das Kind heißt trotzdem Max. Die Geburt verläuft nicht so, wie Britta sich das vorgestellt hat. Während ihre Nachbarin im Kreissaal, genauso dick wie sie, aber zwanzig Jahre jünger, nach zwei Stunden mit etwas Rotem am Busen daliegt, geht es bei Britta da erst richtig los. Die Wehen dauern einen Tag und eine Nacht, ihr Muttermund öffnet sich nicht weit genug, sie bekommt Fieber, schreit, gurgelt, japst, bis die Geburt zum Stillstand kommt und die Herztöne des Kindes abfallen. Sie verliert das Bewußtsein, kommt wieder zu sich, hört etwas wie Notkaiserschnitt, sagt etwas, das keiner versteht, und taucht dann wieder tief in die Wogen der Lethe ein. Sie erwacht allein, vor Schwäche zitternd und mit rasendem Kopfschmerz, reißt sich den Katheder heraus und steht mit ihren Elefantenbeinen, an denen das Blut herunterrinnt, schreiend im Zimmer, bis die Schwester kommt.
Jahre später, als sie sich eingestanden hat, daß sie Max nicht nur nicht liebt, sondern haßt, wird sie den Kaiserschnitt und ihr einsames Aufwachen nach der Geburt dafür verantwortlich machen. Wenn nur einer dagewesen wäre, als ich zu mir gekommen bin, wird sie sagen, wenn man mir das Baby sofort angelegt hätte, wenn Bert nur fünf Minuten neben mir gesessen hätte, dann hätte ich das Kind wirklich als meines akzeptieren können, dann hätte ich eine Bindung zu ihm aufbauen können, dann wäre das der glücklichste Tag meines Lebens gewesen.