Читать книгу Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen - Thomas W. Jefferson - Страница 18
***
ОглавлениеIrgendwann erhält Britta ein dickes Kuvert aus den USA, gefüllt mit Schreiben, Formularen, Unterlagen und einer Hochglanzbroschüre. Auf elfenbeinfarbenem Strukturpapier stellt sich Mark C. Sandford aus Boston bei Britta vor und beruft sich auf eine Empfehlung von Wendy Kramer. Mark ist Gründer und Senior Partner einer Anwaltskanzlei, die sich auf Sammelklagen und Musterprozesse auf dem Gebiet der Fertilitätsmedizin spezialisiert hat. Auf diesem Feld sind er und seine fünf Kollegen, die den Leser aus rot-goldenen Hochglanzseiten diskret, aber siegessicher anlächeln, überaus erfolgreich. So hat Mark C. Sandford vor einem Jahr für einige Mandantinnen die höchste Schadenersatzforderung in der Geschichte des Staates Kalifornien eingeklagt: mehr als 200 Millionen Dollar. Wenn man Marks Broschüre liest, dann denkt man fast, daß es richtig gut ist, kranke Kinder zu haben, die mit dem Spermien erbkranker Spender gezeugt wurden, weil die Eltern sich dann vor Gericht anscheinend mühelos ein Millionenvermögen holen können.
Nun schlägt Mark also Dear Britta vor, diese in einer Klage gegen die Boston Cryobank zu vertreten, die er gerade vorbereitet, etwas, das sich geradezu anbiete, da eine der Teilklagen sich gegen Spender 9.713 richten wird, dessen absichtliche und gesetzeswidrige Falschauskünfte über seinen Gesundheitszustand zu einer Welle von NF 1-Fällen unter den Kindern geführt hätten, die mit seinen Spermien gezeugt worden wären. Nachdem Britta einen Vorschuß über fünfzigtausend Dollar an seine Kanzlei überwiesen hat, wird er unverzüglich Klage einreichen. Mark ist zuversichtlich, eine Million Dollar, wovon ein Drittel sein Honorar ausmachen wird, für Britta erstreiten zu können.
Damit Britta und ihr deutscher Anwalt die Aussichten einer Klage besser beurteilen können, legt Mark den Investigative Report einer renommierten Detektei bei. Dieser Bericht läßt aus Sicht Mark Sandfords keinen Zweifel daran, daß Spender 9.713 über seinen Gesundheitszustand absichtlich falsche Angaben gemacht und in betrügerischer Absicht gehandelt habe, was der Boston Cryobank als Rechtsnachfolgerin der Rocky Mountain Cryobank hätte auffallen müssen. Daraufhin wäre die Boston Cryobank verpflichtet gewesen, einen Gentest durchzuführen, welcher ergeben hätte, daß Spender 9.713 an NF 1 litt, woraufhin Spender 9.713 unverzüglich von der Spenderliste der Boston Cryobank gestrichen hätte werden müssen.