Читать книгу Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen - Thomas W. Jefferson - Страница 21

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Bert kämpft sich ein Wochenende lang mit dem Lexikon in der Hand durch den Bericht der Detektei. Als er fertig ist, erwartet Britta Mitgefühl und Solidarität und entrüstete Abscheu gegenüber den Praktiken der amerikanischen Samenbanken. Aber sie wird enttäuscht. Eine Woche lang sagt er gar nichts dazu, kommt spät heim, raucht seine Pfeife, liest seine Fachzeitschriften, spielt wieder öfter Trompete, ist aber stets heiter wie seit langem nicht mehr, nur die Kinder, die behandelt er wie Luft. Irgendwann verliert sie die Geduld und fragt ihn geradeheraus, was mit ihm los sei und was er von der ganzen Geschichte hält.

Und dann, ganz plötzlich, schreit er, tobt, rast und schäumt so, wie sie ihn noch nie erlebt hat. Bert ist kleiner als sie, unsportlich und inzwischen ziemlich dick, aber zum ersten Mal hat sie Angst vor ihm. Er zertritt Möbel und Stehvasen, haut in Bilder und Spiegel, schmeißt den neuen Fernseher von seinem Sockel und zerschlägt mit dem Schürhaken die Vitrine mit den Glastieren von Swarovski, bis von allem nur noch Splitter übrig sind. Sie stellt sich weinend vor die Kinder, aber er beachtet sie gar nicht, sondern schlägt das Wohnzimmer kurz und klein. Als er fertig ist, beruhigt er sich ebenso plötzlich, wie er vorher in Rage geraten ist, und erklärt ihr dann ruhig und ernst, daß er sie verlassen und zukünftig weder mit ihr noch mit den Kindern noch mit irgendeinem anderen Detail dieser elendigen Scharade etwas zu tun haben werde. Sie kann im Haus wohnen bleiben, dafür wird er keinen Ehegattenunterhalt zahlen, er war schon beim Anwalt, er hat sich erkundigt, für die Kinder wird er gar nichts bezahlen, da es ja nicht seine sind, den Hausrat will er gerecht aufteilen, das heißt: alle Sachen, die er mit in die Ehe gebracht hat und alles, was er bezahlt hat, nimmt er mit und zwar schon morgen, da kommt der Möbelwagen.

„Du kannst mich doch jetzt nicht sitzenlassen, nicht in dieser Situation, mit drei Kindern und einem Prozeß vor mir.“

„Aber sicher. Das geschieht dir recht. Zu dir konnte man doch nie ein Wort sagen. Du mußtest doch diese Kretins, diese Mißgeburten vom letzten amerikanischen Misthaufen, diese Nachkommen eines Verbrechers, diesen genetischen Scheißdreck aus der schlimmsten Gosse in unsere gute Stube holen, nur damit du die Frau Mama spielen kannst wie alle anderen auch.“

„Aber du warst doch der Grund, wegen dir …“

„Ach, jetzt bin ich an allem schuld. Ich war immer dagegen.“

„Du wolltest auch Kinder.“

„Ja, aber nicht diese Kinder.“

„Jetzt sind sie aber da.“

„Das ist mir doch dermaßen scheißegal. Du bist doch auf diesen Betrüger hereingefallen, und nicht ich. Weißt du was, da hättest du dich gleich in einem Obdachlosenheim vom nächstbesten Deppen durchvögeln lassen können, dann hätten wir das ganze Geld gespart, und die Kinder, die hätten doch gar nicht schlimmer sein können, ja die wären wahrscheinlich gesünder und gescheiter gewesen.“

Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen

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