Читать книгу Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen - Thomas W. Jefferson - Страница 16
***
ОглавлениеAls sie das Gesicht des Arztes sieht, da muß sie gar nichts mehr hören, da weiß sie das Ergebnis der Biopsie auch so: Maximalstrafe. Lebenslänglich. Ihr Arzt hat einen Kollegen hinzugezogen, einen weißhaarigen Dr. Dr., Professor an der Uni-Klinik und heute anwesend, weil Max privatversichert ist. Dieser elegante Mann mit dem dicken Siegelring redet Britta Mut zu, beruhigt, erklärt, beschwichtigt: Das Kind werde ein volles und erfülltes Leben führen können, die Progression der Krankheit sei langsam, nicht alle Symptome müßten auftreten, bei einem Drittel der Betroffenen träten manche Symptome, oft sogar die allerschlimmsten, überhaupt nicht auf, es werde viel geforscht, schon in ein paar Jahren könnte ein Durchbruch erzielt werden, palliativ sei heute schon vieles möglich. Aber Heilung, nein, Heilung gäbe es nicht.
Irgendwann hört sie nichts mehr. Sie sinkt zurück, und auf einen Schlag ist alles still. Als sie wieder zu sich kommt, hängt sie am Tropf. Als ihre Kräfte zurückkehren, steigt eine Riesenwut in ihr auf.
„Woher kommt diese Krankheit?“
„Sie wird vererbt.“
„Wieso vererbt, was heißt vererbt? Ich hab das nicht und der Vater auch nicht.“
Der Professor steht auf und fängt an, auf und ab zu gehen. Er klingt jetzt angestrengt und heiser.
„Das können Sie gar nicht wissen, weil weder Sie noch der Vater, nehme ich an, jemals auf diesen Gendefekt getestet wurden. Das ist nämlich kein Standardtest. NF 1 wird durch eine Mutation ausgelöst, die auf einem Teilstück des siebzehnten Chromosoms sitzt. Jedes Kind erbt zwei NF 1-Gene, eines vom Vater und eines von der Mutter. Wenn ein Elternteil eine Mutation hat, dann hat jedes zweite Kind die Mutation ebenfalls. Haben beide Eltern die Mutation, was vorkommt, dann erkranken alle Kinder an NF 1.“
„Und wenn beide Elternteile die Mutation nicht haben?“
„Dann kann es in einigen Fällen beim Kind zu einer Spontanmutation kommen, wodurch das Kind auch erkrankt, aber das geschieht sehr, sehr selten. Solche Fälle können wir in Deutschland an einer Hand abzählen. Wenn wir uns hier sicher sein wollen, auch wegen Ihrer anderen Kinder, dann müssen wir Sie und ihren Mann testen.“
Sie schweigt so lange, bis beide Ärzte ihr verwundert ins Gesicht schauen.
„Mein Mann ist nicht der biologische Vater meiner Kinder.“
Als sie mit ihrer Geschichte fertig ist, hat der Professor mit der Silbermähne einen Moment lang seine übliche Selbstbeherrschung verloren.
„Warum haben Sie das nicht früher gesagt?“