Читать книгу Samenspender Nr. 9.713 und andere Erzählungen - Thomas W. Jefferson - Страница 13
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ОглавлениеKurz nach der Geburt der Zwillinge erhält Britta einen Brief aus den USA von einer gewissen Wendy Kramer. Wendy schreibt, daß sie selber im Jahr 2000 ihren Sohn Ryan mit Hilfe eines Samenspenders empfangen habe. Daraufhin hat sie im Internet eine Datenbank gegründet. Wendy ermutigt nun alle Eltern, die Kinder mit Hilfe einer Samenspende gezeugt haben, sich in dieser Datenbank zu registrieren. Dadurch könnten die Kinder und ihre biologischen Väter sich später einmal kennenlernen, die so entstandenen Halbgeschwister sich eines Tages treffen und eventuell auftretende Erbkrankheiten frühzeitig dokumentiert werden, um ihre weitere Ausbreitung zu verhindern.
Als Britta den Brief liest, wird sie dunkelrot. Woher weiß diese Wendy Kramer, daß sie Kinder mit Hilfe von Samenspenden bekommen hat? Woher weiß Wendy Kramer überhaupt etwas von Dear Britta und einem Sperm Donor? Die ganze Geschichte mit der Samenspende sollte doch streng vertraulich abgewickelt werden. Nur sie, Bert, die Samenbank und die Fruchtbarkeitsklinik wissen davon. Als Bert zur Tür hereinkommt, ist sie in Tränen aufgelöst.
„Warum kennt die meinen Namen? Woher weiß die verdammt nochmal, daß wir Spendersamen haben? Die Samenbank sollte unsere Daten doch nie rausgeben.“
Bert liest den Brief noch im Mantel. „Das ist doch nur ein Formschreiben. Hier steht, daß du dich auf der Webseite dieser Wendy in eine Datenbank eintragen kannst, damit die Kinder einmal wissen, welche Geschwister sie noch haben.“
„Wieso Geschwister? Unsere Kinder haben nur sich als Geschwister und sonst niemanden.“
„Rein biologisch stimmt das nicht.“
„Wieso biologisch? Was hat denn …?“
„Wenn mit den Samen desselben Spenders noch andere Kinder gezeugt wurden oder werden, dann sind diese, biologisch gesehen, die Halbgeschwister unserer Kinder.“
„Ja, aber wer sagt denn, daß es überhaupt noch andere Kinder gibt? Diese Samenbanken haben doch tausende und abertausende von Spendern.“
Bert setzt sich neben Britta und legt den Arm um sie.
„Das sagt ja auch keiner. In diesem Brief steht doch nur, daß du das herausfinden kannst, wenn du dich in die Datenbank einträgst.“
„Ich will das überhaupt nicht wissen.“
„Dann vergiß es.“
Monatelang ist keine Rede mehr von Wendy Kramer und ihrer Datenbank. Aber dann, an einem Sonntag, kann sie ihre stets schwelende Neugier nicht mehr bezähmen, registriert sich, während die Espressomaschine zischt und gurgelt, und schaut nach. Kurz darauf hört Bert sie bis ins Schlafzimmer hinauf schreien.
Als er herunterkommt, zeigt sie auf den Bildschirm. „Schau dir mal an, was da steht.“
„Boston Cryobank, Donor 9.713: Offspring: 179, liest er laut vor. Was heißt Offspring?”
„Nachkommen, Nachwuchs, Kinder.“
„Was … ? Hundertneunundsiebzig Kinder wurden mit den Samen von dem gezeugt?“
„Ja, und da sind unsre noch gar nicht dabei. Und jeden Monat kommen neue dazu, da … schau.“
Er blättert durch die Internetseiten, auf denen die Kinder des Spenders mit der Nummer 9.713 verzeichnet sind.
„Hast du nicht gesagt, das wäre ein Premium-Spender, so einer, mit dessen Samen nicht so viele Kinder gezeugt werden?“
„Nicht mehr als fünf. Drum waren die Samen doch so teuer.“
„Die haben uns reingelegt.“
„So schlau bin ich inzwischen auch.“