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§§ 56–105II. Pronomina
ОглавлениеAllgemeines:
(1) Die Pronomina gehören zu den Nomina im weiteren Sinne. Sie werden wie Substantive und Adjektive nach Kasus, Genus und Numerus dekliniert. Wenn auch die Pronominalflexion gewisse Besonderheiten aufweist, liegt dennoch der Hauptunterschied zu den Nomina im engeren Sinn in der Semantik: Substantive und Adjektive bezeichnen unabhängig vom jeweiligen Kontext und der jeweiligen Situation immer dieselben Gegenstände, Personen oder Sachverhalte. Dagegen besteht bei den zu den Nomina im weiteren Sinn gehörenden Pronomina keine Einheitlichkeit in der Bezeichnung. Pronomina können nur kontext- bzw. situationsabhängig Gegenstände, Personen und Sachverhalte bezeichnen (oder auf sie verweisen): Das Pronomen ‘dieser’ hat außerhalb eines gegebenen Kontextes keine Bedeutung. Da sie daher je nach Zusammenhang verschiedene und sogar gegensätzliche Bedeutungen annehmen können, gehören sie zu den sog. indexikalischen Ausdrücken, die außerhalb eines gegebenen Kontextes keine Bedeutung haben.42
(2) Die meisten Pronomina können sowohl substantivisch (Ille fugit.) als auch adjektivisch (Ille servus fugit.) verwendet werden. Dabei ist anzumerken, dass diese Redeweise ungenau ist; korrekt wäre es zu sagen, dass ein Pronomen sowohl die Funktion eines Satzglieds (Subjekt, Objekt) als auch eines Satzgliedteils (Attribut, Prädikativum) übernehmen kann. Aus praktischen Gründen (nicht zuletzt wegen der Kürze des Ausdrucks) empfiehlt es sich aber, den üblichen Sprachgebrauch beizubehalten.
(3) Während die in diesem Kapitel behandelten Pronomina in allen Haupt- und Gliedsatzarten auftreten können, erscheinen die mit den Demonstrativpronomina verwandten Relativpronomina und die Interrogativpronomina nur in Relativsätzen (und beim relativen Anschluss in Hauptsätzen) bzw. in Fragesätzen und werden daher jeweils im Zusammenhang mit diesen Sätzen behandelt (vgl. §§ 587–593; §§ 407–420; §§ 520–523).