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Kapitel 11

Endlich Ruhe. Dass ich bereits nach nicht einmal einem Tag in meiner unfreiwilligen Männer-WG ein erstes Zwischenfazit würde ziehen können, überraschte mich. Ebenso wie der skurrile Inhalt des Fazits selbst und dass ich nach kürzester Zeit überhaupt mehr über meine Nachbarn zu wissen schien, als es Grisu und mir in mehr als zehn Jahren unserer gemeinsamen Wohnung gelungen war. Fraglich, ob ich dieses Wissen dauerhaft gut finden würde, letztendlich war mein bisheriges Desinteresse an nachbarschaftlicher Nähe stets genau so gewollt.

In diesem Haus aber hatte alles eine Dynamik, die mich überrollte und nachdenklich stimmte, die vor allem aber meinen heute geplanten Tagesablauf vollends zunichtemachte. Was hatte ich heute alles machen wollen, was hätte ich alles machen müssen? Vieles und auch nichts. So richtig wusste ich nicht mehr, was man alleine mit sich anfing. Ich hatte keinen Plan, wie man seinen Tag in einer fremden Wohnung gestaltete, wenn zudem der Mitbewohner zum Arbeiten war und man selbst noch ein paar Tage Resturlaub abzubummeln hatte. Welche Ansprüche hatte ich an mein neues Leben und welche hatte das Leben an mich? Würde Paul heute ein zubereitetes Abendessen von mir erwarten, oder könnte ich davon ausgehen, dass er sich für mich noch an den Herd stellte? Ernährte man sich in einer Männer-WG nicht sowieso ausschließlich von Bier und Kartoffelchips? Wäre ich von nun an dazu verdammt, jeden Abend serienguckend auf der Couch zu sitzen und würde ich Gefallen daran finden? Oder würde ich biersaufend und mit Paul überwiegend schweigend und Trübsal blasend auf dem Küchenboden kleben und dahinvegetieren? Waren das vielleicht nur Klischees und die düsteren Gedanken eines Verlassenen?

Dass Grisu mich nach jahrelanger, glücklicher Zweisamkeit rausschmeißen würde, traf mich in dieser Konsequenz völlig unvorbereitet, in der Sache selbst nicht ganz so sehr. Sie war doch glücklich, oder nicht? Gefragt hatte ich sie nie, warum auch? Man merkte das doch, wenn nicht. Dachte ich. Und was machte sie heute mit ihrer neu gewonnenen Freiheit? Ging es ihr bereits besser ohne mich, würde sie mich schon vermissen, so wie ich sie? Natürlich ist eine solche Fragestellung an Tag zwei danach unsinnig, was mich aber nicht daran hinderte, mir genau diese Frage zu stellen und heute sicherlich nicht zum letzten Mal.

Mit Putzlappen und Eimer in der Hand feudelte ich die Küche gründlich durch, machte sie bereit für ein weiteres bierseliges Sit-in und leistete meinen heutigen Mindestbeitrag für eine hygienische Umgebung. Das war neben einer Mietkostenbeteiligung mein kleiner Obolus, den ich Paul zukommen lassen würde. Zuhause kam mir der Gedanke nur schwer in den Kopf, mal einen Schrubber in die Hand zu nehmen, solange man noch über den Boden laufen konnte, ohne darauf kleben zu bleiben. In Pauls Küche war dieser Punkt erreicht gewesen. Dann räumte ich den Inhalt der spärlichen Anzahl an Kartons in den alten Schrank und in die Regale, die Paul mir hierfür freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, und baute das Gästebett zusammen, das er für mich aus dem Keller nach oben geholt hatte. Eine weitere Nacht nur mit der Matratze auf dem Boden schien mir wenig verlockend und unbequem. Anschließend weitete ich die Hygiene auf den eigenen Körper aus, der sie mittlerweile genauso dringend nötig hatte, und ich verschwand für eine lange Zeit unter der lauwarmen Dusche.

ausgeSPACKT!

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