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Kapitel 11

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Als Teague am Unfallort ankommt, findet er als Erstes ein Auto, das in einer Schneewehe steckt. Die Hälfte davon ragt noch auf die Straße hinaus, feinsäuberlich von etwa zehn Zentimetern frischem Puderschnee bedeckt. Er schüttelt den Kopf. Der Wagen musste wie eine Rakete in den Schneehaufen gerast sein, um so tief eingegraben zu sein.

Warum muss ausgerechnet heute so etwas passieren?

Er steht einfach nur da, während der Schnee weiter fällt und der Wind die Flocken wild über die Straße tanzen lässt. Bis auf den stetigen Leerlauf seines GMC und das vereinzelte Stöhnen des Windes ist es hier draußen extrem still, fast schon gruselig still. Im Lichtkegel seines Geländewagens sind wild herumwirbelnde Schneeflocken zu sehen und die roten Lampen seiner Warnblinkanlage machen aus dem Schnee im Sekundentakt einen Sturm aus Blut.

Er kneift die Augen wegen des Windes zusammen und kann gerade noch so die Abdrücke eines Kettenantriebs erkennen. Sie sind durch den Neuschnee schon fast komplett verschwunden.

Laut Beebe müsste die Leiche ein Stück neben der Straße liegen, kurz vor dem Graben. Teague macht sich also auf den Weg. Nach etwa zehn Metern sind die Kettenabdrücke gar nicht mehr zu sehen. Mit seiner Lampe sucht er akribisch den Graben ab, bis er eine Stelle findet, an der der Schnee absonderlich verformt ist. Er tritt mit der Fußspitze vorsichtig in die weißen Konturen, bis er schließlich gefrorenes Blut findet … und zwar eine riesige Menge davon.

»Scheiße«, zischt er.

Er sucht weiter und tritt hier und da in den Schnee hinein, kann aber keine Leiche finden. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Beebe hat gesagt, sie wäre ausgehöhlt gewesen, und in diesem Zustand kann ja wohl niemand davonkriechen. Es gibt in der Gegend auch keine Tiere, die groß genug sind, um einen menschlichen Leichnam davon zu schleppen. Klar, ein Berglöwe oder ein Rotluchs würden bestimmt mal einen Biss riskieren, aber sie könnten keinen Erwachsenen wegschleifen.

Fluchend klettert Teague über einen Schneehaufen und findet daraufhin auf der anderen Seite die Spuren eines Schneemobils. Sie führen über eine Anhöhe, hinter der sich der Wald befindet. Wahrscheinlich hatten Ritchie und Beebe von dort oben die Leiche gesehen.

Er folgt den Spuren, solange es geht, doch der Sturm hat sie ab einem gewissen Punkt komplett verweht. Außerdem scheint der Blizzard immer schlimmer zu werden und schließlich kann er kaum noch etwas sehen. Irgendwann gibt er auf. Er wird wohl doch Verstärkung brauchen, und zwar sehr viel Verstärkung, denn jeder einzelne Schneehaufen wird untersucht werden müssen.

Als er es endlich zurück zu dem halb vergrabenen Auto geschafft hat, beugt er sich hinein und greift ins Handschuhfach.

Oh nein, oh nein.

Den Papieren zufolge gehört der Wagen einer gewissen Gina Keller, wohnhaft in der Long Acre Road 217. Teague kennt sie ziemlich gut, und zwar wegen ihres Bruders Tubb, der ein verdammt nutzloser Kerl ist, zumindest soweit der Sheriff das beurteilen kann. Ihm ist klar gewesen, dass Tubb seine Schwester irgendwann auf sein Niveau herunterziehen würde, aber bisher hat sie sich zum Glück immer aus dem Mist herausgehalten, den er verzapft hat.

Und jetzt das.

Man muss kein Genie sein, um zu erraten, warum sie in diesem Sturm unterwegs gewesen ist. Sie muss aus Vermillion gekommen sein, wo Tubbs gerade mal wieder wegen Trunkenheit am Steuer einsitzt.

Aber es gibt keine Leiche, und das gilt auch für Ritchie Chandliss. Teague steigt ins Führerhaus seines GMC und denkt die ganze Sache noch einmal in Ruhe durch.

Der Sturm wird zweifellos immer schlimmer werden. Er braucht die Mordkommission der State Police sowie die Spurensicherung hier. Aber bis er eine Leiche vorweisen kann, werden die kein Interesse daran haben, herzukommen. Also ist es jetzt an ihm, einen Suchtrupp zu organisieren. Aber das wird in dieser Nacht nichts mehr werden, denn es ist so gut wie aussichtslos, in so einem Sturm bei absoluter Dunkelheit irgendwas im Wald zu finden.

Er schnappt sich das Funkgerät und sagt: »Zentrale, hier ist Nummer Drei. Sag Rip bitte Bescheid, dass ich hier einen Abschleppwagen brauche.«

»Roger, Sheriff!«

Teague geht wieder hinaus in den Sturm. Er muss wenigstens das Blut untersuchen lassen, doch selbst das wird nicht auf die Schnelle gehen. Er fragt sich, was gerade in der Polizeistation los ist, hat aber das Gefühl, dass es ihm nicht gefallen wird.

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