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Kapitel 17

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Verdammt noch mal, was für ein Sturm! Frau Holle bläst aber echt mit all ihrer Kraft und die Schneeflocken peitschen ihm wie aus einem Sandstrahler ins Gesicht. Leo fragt sich, ob er sich vielleicht doch lieber drinnen hätte anstellen sollen.

Er schleicht um die Ecke des Gebäudes in den Windschatten, um sein Geschäft zu erledigen. An seiner liebsten Pinkelstelle an der Seite des Broken Bottle angekommen, macht er seine Hose auf und stellt schnell fest, dass sein Dödel nicht allzu viel von der Kälte hält. Er sieht aus wie eine Schnecke, die am liebsten sofort wieder in ihr Haus zurück möchte. Doch das hier ist kein Wunschkonzert, deshalb lässt er es laufen und seufzt dabei leise.

Immer, wenn der Sturm eine kurze Pause einlegt, kann er den Parkplatz der Kneipe sehen, der mittlerweile zur Hälfte dem Appartementgebäude nebenan gehört. Dahinter ist ein weißes Schneewunderland zu sehen. Hin und wieder erhascht er durch die Flocken auch einen Blick auf die alte Eisenbahnbrücke und das baufällige Sägewerk, das seit den Siebzigerjahren geschlossen ist.

Die weiten Ebenen aus frisch gefallenem Pulverschnee glitzern jungfräulich, der Himmel ist ein dunkler Strudel, vor dem sich die Silhouetten von Bäumen und Strommasten gerade so abheben. Über sich sieht er den Vollmond schwach durch die Wolken scheinen, der im Wechselspiel der schnell ziehenden Wolken fast den Eindruck erweckt, als würde er ständig an- und ausgeschaltet werden.

Für einen kurzen Moment hat er das Gefühl, dass er in der Ferne ein Knallen hört, wie man es eigentlich nur aus der Jagdsaison kennt, doch das Jaulen des Windes erstickt diese Geräusche schnell wieder, deshalb ist er sich nicht ganz sicher.

Aber wer würde in einer Nacht wie dieser auch schon ein Gewehr abfeuern?

Als er fertig ist, ist sein Schwanz schon fast zu einem Eiszapfen gefroren und er muss plötzlich an Bonnie Faust und ihre Angst vor Clowns denken. Eine höchst absurde Fantasie macht sich in seinen alkoholgeschwängerten Gedanken breit, in der er sie vor einem durchgedrehten Clown rettet, was sie ihm dann auf eine sehr handfeste Art und Weise dankt. In seinem Tagtraum ist ihr Bett genauso warm, wie es ihre Brüste sind, als er sein Gesicht in ihnen vergräbt. Hey, das ist echt eine tolle Geschichte! Ein sechsundsechzigjähriger Taugenichts und eine vierundzwanzigjährige Kellnerin!

Sweet Dreams are made of this, denkt er grinsend und macht seinen Reißverschluss zu. Dabei spürt er auf einmal eine eisige Dunkelheit hinter sich, begleitet von knirschenden Schritten im Schnee. Er würde gern glauben, dass es einfach nur ein anderer Kerl aus der Bar ist, vielleicht einer von diesen Wichtigtuern von den Dead Skulls, aber er weiß irgendwie ganz genau, dass es nicht so ist. Sein Herz beginnt in seiner Brust zu rasen und Eiszapfen scheinen sich in seiner Magengegend auszubreiten. Er sieht, dass der Schatten der Gestalt, die hinter ihm steht, riesig und unförmig ist.

Dreh dich einfach um und schau nach, wer es ist!

Aber genau das möchte er nicht. Es ist genau diese Sache, die ihn gerade so in Panik versetzt, aber er weiß insgeheim, dass er keine andere Wahl hat. Was auch immer hinter ihm steht, gibt einen derartig üblen Gestank ab, dass er fast würgen muss.

Als er sich schließlich umdreht, hört er ein tiefes, bestialisches Knurren, das sich kurz darauf in das Brüllen einer wilden Bestie steigert, dann sieht er das Maul, aus dem diese Geräusche kommen, und stolpert panisch zurück. Das Brüllen steigert sich zu einem langen, kehligen Crescendo urzeitlichen Zorns.

Leo stolpert und fällt dann rückwärts in den Schnee, sein Herz scheint fast aus seinem Brustkorb herausspringen. Was er da sieht, kann nicht existieren. Allein die Vorstellung wäre geisteskrank.

Doch trotz allem … da steht er … ein riesiger, hünenhafter Clown in großen, unförmigen Schuhen in einem überdimensionalen schwarz-blau karierten Overall. Sein Gesicht sieht aus wie ein fleischiger, weißer Totenschädel, seine Lippen sind schwarz, die Augen mit gelbem Eiter gefüllt.

Der Clown macht jetzt einen Schritt auf ihn zu und Leo spürt einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Oh Jesus, bitte nicht, bitte lass mich nicht hier sterben, schluchzt er innerlich, als der Clown ihn mit einem schiefen Grinsen voller messerscharfer Zähne mustert. Er streckt seine übergroße, weiße Clownhand nach ihm aus, die in jeder anderen Situation wahrscheinlich urkomisch gewirkt hätte, aber in Wahrheit gar nicht komisch ist, weil sie gar kein Handschuh ist. Sie besteht aus Fleisch … aus aufgedunsenem, weißem Fleisch, das mit einem Muster aus pinkfarbenen Adern überzogen ist, und die Fingerspitzen enden in Krallen … gelben, spitzen Krallen.

Mit einem letzten Aufflammen seines Überlebensinstinktes springt Leo in den Stand hoch und schafft tatsächlich einen oder zwei Schritte, bevor der Clown ihn packt, ihn herumwirbelt und ihm dabei die Gedärme herausreißt. Leo fällt auf die Knie, sein Schoß ist voll mit Blut und dampfenden Innereien. Dann geht der Clown wieder auf ihn los und Leo stößt japsend einen letzten Atemzug aus, als sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn gespalten wird.

Während er in die Bewusstlosigkeit herabsinkt, spürt er noch, wie sich die Zähne des Clowns in seine Kehle bohren und sich eine mit Dornen übersäte Zunge in seine Halsschlagader gräbt, um mit dem Trinken zu beginnen.

CLOWNFLEISCH

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