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Kapitel 14

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Teague folgt Peanut in den Gefangenenbereich. Genau fünf Zellen haben sie hier. Wenn es am Freitagabend etwas wilder wird, sind die durchaus mal alle gleichzeitig belegt. Als Teague die Zelle betritt, schaut der Gefangene, der auf der spartanischen Liege sitzt, zu ihm auf. Er sieht weder eingeschüchtert noch besorgt aus, eher gelangweilt oder genervt. Er ist wirklich groß, und außerdem breitschultrig, muskulös und drahtig. Sein Bart ist akkurat gestutzt und das Gesicht wettergegerbt. Seine Augen glitzern wie Edelsteine. Wenn man ihn in die Enge treibt, ist dieser Kerl ganz sicher brandgefährlich.

»Mister Clegg«, sagt Teague.

»Wenn Sie wollen«, antwortet der Fremde, was zur Hölle das auch immer heißen soll.

»Mein Deputy sagt, dass Sie eine interessante Geschichte zu erzählen haben, und angesichts der Gerätschaften, die sich in Ihrem Wagen befinden, hoffe ich wirklich, dass es dafür eine plausible Geschichte gibt.«

»Bestimmt nicht die, die Sie hören wollen.«

»Versuchen Sie es doch mal.«

Clegg kichert, doch seine Augen sind dunkel und wirken kalt, wie die einer Schlange.

Er zieht eine Zigarette hervor und zündet sie an. Peanut ist kurz davor, ihm zu sagen, dass man in der Zelle nicht rauchen darf, aber Teague schüttelt nur stumm den Kopf. Wenn eine Zigarette diesen Kerl zum Reden bringt, dann nur zu.

»Sheriff«, sagt er und bläst Rauch aus der Nase, »es gibt Dinge auf dieser Welt, von denen Sie nichts wissen. Dinge, die man kaum glauben will. Dinge, die es nicht geben sollte. Wandelnde Albträume.«

»Zum Beispiel Clowns«, meint Peanut. Clegg ignoriert ihn. »Keine Clowns, wie wir sie als Kinder kannten. Nein, es sind Wesen, die aussehen wie Clowns, aber in Wahrheit sind es Monster, die menschliches Blut trinken. Kreaturen, die einfach nur böse sind und aus dem Leiden anderer ihre Energie ziehen. Fragen Sie mich nicht, woher sie kommen oder wie sie überhaupt existieren können, denn das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich gehöre zu einer kleinen Gruppe von Jägern, die versuchen, unser Land von dieser Plage zu säubern.«

Teague unterdrückt den brennenden Wunsch, ihm zu sagen, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. »Wieso gerade Clowns? Wieso sehen die wie Clowns aus?«

»Weil es die Leute unruhig werden lässt. Es macht ihnen Angst«, erklärt Clegg. »Nur kleine Kinder mögen Clowns, und genau auf die haben es die Viecher abgesehen.« Er zuckt mit den Schultern. Teague seufzt. »Okay. Aber wer hat Sie dazu autorisiert, diese gefährlichen Clowns zu jagen?«

»Das würden Sie ja doch nicht verstehen.«

»Vielleicht doch.«

Cleggs Gesichtsausdruck spricht Bände. Er wird hier nicht ernst genommen, das weiß er ganz genau. Doch es scheint ihn nicht zu stören. »Sagen wir einfach, wir gehören einer uralten Bruderschaft an, die diese Monster ausradiert, und nichts kann sich uns in den Weg stellen. Wir patrouillieren im ganzen Land – auf der ganzen Welt – um diese Dinger zu jagen.«

»Tja, es tut mir leid, dass ich Ihnen das so sagen muss, Mister Clegg, aber mit dieser Wagenladung illegaler Waffen wird sich Ihnen garantiert etwas in Ihren Weg stellen, zum Beispiel diese Gefängniszelle. Denn Sie werden sich auf gar keinen Fall hier wegbewegen, und wenn, dann nur in ein richtiges Gefängnis.«

Clegg interessiert das offenbar überhaupt nicht. Kein bisschen. »Nun ja, das können Sie gern glauben, Sheriff. Ich werde meine Zeit ganz bestimmt nicht damit verschwenden, Ihre Meinung ändern zu wollen. Aber mal so nebenbei: Ihr Hilfssheriff hat vergessen, mir meine Rechte vorzulesen als er mich festgenommen hat.«

Teague wirft Peanut einen anklagenden Blick zu. Wenn diese Sache vor Gericht geht, werden sie damit auf keinen Fall durchkommen und Clegg würde deshalb sofort freigesprochen werden.

»Außerdem müssen Sie mich irgendwann meinen rechtlich gestatteten Anruf machen lassen, und wenn ich das tue, werde ich eine ganz bestimmte Nummer anrufen, und innerhalb weniger Stunden wird Ihnen der Bundesanwalt tierisch in den Arsch treten.«

»Behaupten Sie etwa, dass der Bundesanwalt Ihr Treiben unterstützt?«

»Natürlich nicht. Der tappt genauso im Dunkeln, wie Sie. Aber die Leute, die hier im Land wirklich das Sagen haben, kennen und schätzen mich, und die werden ihn deshalb schon zum Tanzen bringen. Er wird Ihnen garantiert irgendeine schwachsinnige Geschichte auftischen, dass ich für das ATF, die DEA oder die Bundesschatzanstalt arbeite. Es wird sich komplett plausibel anhören, und dann marschiere ich hier raus, weil man Ihnen sagen wird, dass Sie mich in Ruhe lassen sollen.«

Teague schluckt. Dieser Typ ist ganz offensichtlich irre, aber warum klingt er dann so verdammt überzeugt von seiner Geschichte?

»Ich schätze mal, das Risiko muss ich eingehen.«

Clegg kichert. »Das ist für mich vollkommen in Ordnung, Sheriff. Das ist ja nicht meine Stadt oder mein Landkreis, und diese Leute haben mich auch nicht gewählt. Bis morgen früh bin ich aber hier raus, und Sie sind dann immer noch hier und müssen Fragen beantworten. Denn bis zum Morgengrauen werden Sie eine ganze Menge Leichen haben, und für die sind Sie dann ganz allein verantwortlich.«

»Wovon zur Hölle reden Sie?«

»Ich rede von dem, was gerade da draußen lauert.«

»Und was lauert da draußen?«

Clegg drückt seine Zigarette aus. »Sie haben hier eine Kolonie, Sheriff. Ein erstklassiges Clown-Nest. Der Blizzard hat die Ortschaft eingeschlossen, und deswegen haben die Clowns hier jetzt ein absolut perfektes Jagdgebiet. Bis zum Morgengrauen wird es garantiert Dutzende Tote geben. So viele kleine, schnucklige Häuser da draußen … für die Clowns sind die Einwohner letzten Endes nichts anders als Fleisch am Stiel.«

Teague hat ein echtes Problem, das ist ihm vollkommen klar. Natürlich glaubt er nicht an Monsterclowns, aber es sind definitiv schlimme Dinge in den letzten Stunden passiert … merkwürdige Dinge. Beebe Chandliss hat außerdem gesagt, dass sie tatsächlich einen Clown gesehen hat. Aber das ist einfach irre. So etwas kann er nicht akzeptieren.

»Was zur Hölle ist das?«, fragt Peanut plötzlich.

Im ersten Moment hört Teague nichts außer dem Summen der Neonröhren, doch dann nimmt er draußen etwas wahr; einen Klang, der sich über das Jaulen des Windes erhebt. Es klingt sehr nach einem Schrei, und dieser ist ganz in der Nähe ausgestoßen worden, vielleicht sogar an der nächsten Ecke. Er hört das Geräusch wieder, und dieses Mal ist es lauter. Es ist ein wildes Kreischen, das sowohl ein Tier als auch ein Mensch erzeugen könnte, vielleicht beides.

Clegg legt den Kopf schief und lauscht. Dann nickt er. »Das kommt aus dem kleinen Park hier um die Ecke. Ich habe da ein paar Fallen zwischen die Schaukeln und das Karussell gelegt. Habe wohl einen von den Wichsern erwischt.«

»Fallen?«, japst Teague und ihm schießt durch den Kopf, was Peanut ihm über die Bärenfallen im Auto gesagt hatte. Jemand ist in eine hineingeraten! Wahrscheinlich wurde der Person der halbe Fuß abgerissen. Er schaut Clegg wütend an. »Wenn sich jemand in Ihrer gottverdammten Falle verletzt hat, dann werden Sie nicht lange genug leben, um Ihren beschissenen Anruf machen zu können!«

Wütend stampft er von dannen und Peanut folgt ihm, nachdem er die Zelle hinter sich abgeschlossen hat.

»Das ist aber kein Jemand«, ruft Clegg dem Sheriff hinterher. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich benutze handgefertigte Kopien der historischen Onieda-Newhouse-Bärenfallen von 1880. Diese sind gusseisern und haben neun Zentimeter lange Zähne. Was auch immer da drin gefangen ist, wird nicht flüchten können.«

Peanut schaut ihn entsetzt an und rennt dann seinem Chef hinterher. Er ist sich nicht mehr sicher, vor wem er gerade mehr Angst hat.

CLOWNFLEISCH

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