Читать книгу CLOWNFLEISCH - Tim Curran - Страница 16

Kapitel 12

Оглавление

Manchmal wacht Carolyn Kewley mitten in der Nacht in ihrem leeren Bett auf und tastet nach Tom, obwohl dieser sie vor zwei Jahren für eine deutlich jüngere Frau verlassen hat. Es ist eine merkwürdige Angewohnheit … eine, der sie oft nachgeht, wenn sie in der nebligen Zwischenwelt ist, die sich zwischen Schlafen und Wachen befindet. Es ist die Zeit, in der das kleine Mädchen in ihr glaubt, dass so etwas wie Magie tatsächlich existiert.

Aber natürlich ist er nie da.

Sie kann hoffen und wünschen so viel sie will, doch in ihrem Inneren weiß sie ganz genau, dass sich ihre Lage nicht ändern wird.

Tom ist endgültig weg, sagt ihr die trockene Stimme der Vernunft dann immer. Er wird nicht plötzlich hier erscheinen und wieder neben dir liegen, nur weil du es dir wünschst – weder heute Nacht, noch irgendwann sonst. Du kannst ins Leere tatschen, soviel du willst, du wirst nie etwas finden!

Mit dieser traurigen Wahrheit schläft sie irgendwann wieder ein, und im Anschluss durchlebt sie Albträume, in denen sie Tom in einer Menschenmasse sieht und ihn einfach nicht erreichen kann, und sollte es ihr doch einmal gelingen, dreht er sich einfach von ihr weg.

Während des Tages, wenn ihr erwachsenes Ich über ihr Dasein herrscht, hasst Carolyn Tom aus tiefstem Herzen. Denn er ist ein mieses Schwein, der sie wegen einer kleinen, langbeinigen Schlampe nach siebzehn Jahren Ehe einfach so verlassen hat – und das, obwohl sie ihm immer alles gegeben hatte. Er hat sie benutzt, ihren Geist entleert, ihr den Sonnenschein aus der Seele gesaugt und sie dann einfach weggeworfen. Oft fantasiert sie darüber, welche schrecklichen Dinge ihm zustoßen sollen.

Doch nachts ist es etwas ganz anders.

Denn nachts ist sie schwach, einsam und voller Sehnsucht. Dann liebt sie ihn immer noch und wünscht sich, dass er seine muskulösen Arme um sie legt, doch er ist nie da. Es gibt nur die kalte, leere Hälfte des Bettes, in der er früher geschlafen hat.

Als sie in dieser Nacht, in der draußen ein wilder Sturm tobt, aufwacht, weil sie Geräusche neben sich hört, hat sie keine Angst. Denn wie immer träumt sie einfach noch. Tom ist zu ihr zurückgekommen, weil er sie immer noch liebt, und es nie wieder eine andere für ihn geben würde. Er schämt sich, ist niedergeschlagen und bittet wortlos um ihre Vergebung.

Das ist schön. Genau danach hat Carolyn sich ewig gesehnt.

»Liebling«, sagt sie und berührt sanft die Gestalt, die neben ihr liegt. Sie ist irgendwie kalt und fühlt sich rau an. »Verlass mich bitte nie wieder!«

»Das tue ich ganz bestimmt nicht«, sagt die Stimme, »nie wieder.«

Aber irgendetwas ist merkwürdig an der Stimme, mal ganz davon abgesehen, dass es nicht die von Tom ist – es scheint nicht einmal unbedingt die Stimme eines Mannes oder einer Frau zu sein, sie hat irgendwie Elemente von beidem und gehört doch zu keiner der beiden Gruppen.

Die Gestalt neben ihr setzt sich jetzt auf und sie kann ihre Silhouette im Schein des fahlen Mondlichtes sehen, das durch die Fenster scheint. Sie hat eine Knollennase und buschiges Haar. Es ist ein Clown. Warum dieser in einer so stürmischen Nacht hier ist, versteht Carolyn nicht. Er beobachtet sie in der Dunkelheit des Schlafzimmers und seine Augen glitzern feucht.

Da es sowieso nur ein Traum ist und sie noch nie Angst vor Clowns hatte, streckt sie dem ungewöhnlichen Gast ihre ausgebreiteten Arme entgegen. Der Clown erwidert die Geste und schmiegt sich an sie.

Er ist groß und schwer. Er riecht nach morschen Baumstämmen und alter Wäsche. Sein Atem trägt eine Note von rohem Fleisch in sich, als er seine vollen Lippen auf die ihren presst.

Das alles ist nur ein Traum, das weiß Carolyn, doch es fühlt sich so echt an.

Jetzt ist die Zunge des Clowns in ihrem Mund, kalt wie die eines Hundes, und sie spürt etwas Hartes zwischen seinen Beinen, das gegen ihre Körpermitte drückt. Obwohl sie weiß, dass es falsch ist, oder vielleicht gerade deswegen, erregt sie die ganze Situation. Sie spreizt daher ihre Beine und der Clown dringt tief in sie ein. Sein Schaft ist eisig und dick. Sie stöhnt vor Lust auf, als sie ihn zu reiten beginnt. Wieder und wieder zuckt sie zusammen, als ein Orgasmus den nächsten jagt.

Nachdem es ein paar Minuten so weitergeht und sie sicher ist, dass sie es nicht mehr lange aushält, ohne zu explodieren, beißt der Clown ihr mit seinen scharfen Zähnen, die sich anfühlen wie kalter Stahl, in die Kehle. Er reißt ihr den Kehlkopf heraus und saugt ihr das Leben aus, wie es Dracula in Bram Stokers gleichnamigem Roman mit Lucy Westenra gemacht hat (in ihrer Schulzeit hat sie das Buch ganze dreimal gelesen).

Der Clown erfüllt sie und leert sie gleichzeitig, und nur die Schmerzen verraten ihr, wie real das Ganze ist. Sie schreit nun vor Leidenschaft und vor Schmerzen, und zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie voll und ganz befriedigt.

Als sie in ein dunkles Nichts davongleitet, entdeckt Carolyn das Geheimnis hinter dem Ganzen: Das Schönste am Leben ist der Tod.

CLOWNFLEISCH

Подняться наверх