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Kapitel 20
ОглавлениеEin Clown! Wir jagen einen Clown! Patti Wayland sitzt vor dem Funkgerät im Büro des Sheriffs, welches sich im selben Gebäude wie das Schatzamt, das Gesundheitsamt und das Büro des Stadtrates befindet, und denkt darüber nach, was Peanut gerufen hat, als er mit dem Sheriff zusammen hinausgestürmt ist.
»Ein Clown«, stößt sie leise hervor, »wir jagen einen Clown.«
Es klingt wie ein total bescheuerter Spruch – einer, den sie eher anderen Hilfssheriffs wie Rich Wegley zutrauen würde. Denn dieser kleine Idiot labert gern Scheiße. Wenn der so etwas gesagt hätte, hätte sie einfach nur den Kopf geschüttelt und es nicht ernst genommen. Aber Peanut? Peanut macht nicht einfach grundlos so dumme, sarkastische Kommentare.
Als Patti so dasitzt, denkt sie an diesen seltsamen Mister Clegg, den sie eingesperrt haben, und hört dabei den jaulenden Sturm. Das alles macht ihr irgendwie Angst.
Diese Schreie, denkt sie, als sie mit zitternder Hand nach ihren Kaffee greift. Dieses grauenhafte Gekreische, wegen dem Peanut und der Sheriff nach draußen gestürmt sind. Was zur Hölle war das? »Ein Clown«, hatte Peanut geantwortet. »Wir jagen einen Clown.«
Nur hatte er es nicht gesagt, als wäre es ein lustiger Spaß, sondern als ginge es um die schrecklichste Bedrohung, die man sich nur vorstellen kann.
Und jetzt sitzt Patti nur ratlos herum und hofft, dass die beiden bald wiederkommen, damit sie Peanut fragen kann, was das Ganze sollte. Sie macht diesen Job nun schon seit sechs Jahren und hat dabei die verrücktesten Sachen gesehen (und gehört), die man sich nur vorstellen kann, doch das war von allem vielleicht das Krasseste.
Es ist nicht viel los auf der Polizeifrequenz, und aus Gründen, die sie selbst nicht ganz versteht, findet sie auch das extrem beunruhigend. Der Sturm hat den ganzen Landkreis zwar mehr oder weniger stillgelegt, doch trotzdem hat diese Stille etwas Unnatürliches an sich, das ihr an die Nieren geht.
Sie nippt weiter an ihrem Kaffee und liest in ihrer Lieblingszeitschrift Women's World, die sie sich jede Woche kauft. Es ist ein absolutes Schundblatt, das ist ihr schon klar, aber irgendwie kann sie nicht anders, als sich regelmäßig über die neuesten Frisuren von Schauspielerinnen und Models zu informieren und Artikel darüber zu lesen, warum Avocado-Smoothies massenhaft Bauchfett verbrennen. Wahrscheinlich funktioniert das nur, weil man davon jedes Mal kotzen muss, denkt Patti. Als sie auf die Kochrezepte für panierte Hühnerbrust und Schokoladenkuchen stößt, feuert sie das Heft frustriert in die Ecke. »Was für ein Müll«, flüstert sie. »Auf dem Titelblatt sind Geheimtipps zum Abnehmen und innen drin Rezepte zum fett werden.«
Diese Selbstgespräche sind ein kleines Ritual von ihr und sollen die Stimmung während der langen Nächte etwas anheben, denn im Polizeirevier kann die Atmosphäre ganz schön düster werden, und im Moment gilt das für die ganze Stadt. Es liegt einfach etwas in der Luft, und egal, wie sehr sie auch versucht, sich in gute Laune zu versetzen und dieses grässliche Bauchgefühl zu ignorieren, es gelingt ihr einfach nicht.
Draußen wird das Pfeifen des Windes immer schriller, bis es irgendwann genau wie ein Schrei klingt, der um das Gebäude hallt. Schnee wird jetzt gegen das gegenüberliegende Fenster geschleudert und sie zuckt erschrocken zusammen. Sie will eigentlich gar nicht hinaussehen, weil sie das Gefühl hat, dass etwas dort draußen ihren Blick erwidern könnte.
Wer oder was genau das sein soll, weiß sie nicht. »Vielleicht ein Clown«, flüstert sie. Auch das soll wieder ein kleiner Scherz sein, doch in der Dunkelheit macht er sich irgendwie selbstständig und schlägt in den Abgründen ihrer Psyche Wurzeln. Schon bald darauf treibt in ihren Gedanken ein ganzer Zirkus aus schief grinsenden Clowns sein Unwesen.
Sie bemerkt, dass sie am ganzen Körper zittert und denkt: Oje, jetzt habe ich wirklich Todesangst. Bitte, lieber Gott, mach, dass ich nicht sterbe!