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Kapitel 2

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Mil gibt Gas und zischt mit bemerkenswerter Geschwindigkeit über den hart zusammengepressten Schnee. Mühelos findet er seine alten Kettenabdrücke und folgt ihnen. In zehn Minuten ist er wieder an Land. Er könnte zwar noch ein bisschen schneller fahren, aber er will nicht Gefahr laufen, bei dieser schlechten Sicht seine Spur zu verlieren. Es ist ein wirklich übles Unwetter, die Seitenwinde drücken ihn fast aus dem Sitz und er kann nicht mal fünf Meter weit sehen. Hier draußen auf dem blanken Eis ist es sogar noch schlimmer, denn hier gibt es weit und breit kein Hindernis. Der Wind bläst einfach mit voller Kraft und wird eher noch stärker als schwächer.

Plötzlich hört er die Glocken wieder und auch wenn es verdammt noch mal unmöglich ist, klingt es so, als würden sie sich direkt neben ihm befinden. Trotzdem hat Mil noch immer keine Angst. Unter seinem Schneeanzug schwitzt er zwar, das Herz schlägt ihm bis zum Hals, und er beißt die Zähne zusammen, damit sie nicht klappern, doch Angst hat er nicht. Denn er weiß, was Angst aus Männern machen kann. Er hat es in der Landezone X-Ray im November '65 selbst erlebt, als die Kämpfe eskaliert waren und der Vietcong sie mit allem beschossen hatte, was sie hatten, vielleicht abgesehen von ihren Stiefeln und Reisbeuteln. Angst konnte einen dazu bringen, seltsam zu denken, und dann beging man Fehler.

Er ist ja gleich da, es ist nun nicht mehr weit.

Mil denkt ganz fest daran und klammert sich in Gedanken an das nahende Festland, wobei der Schnee wie ein bodenloser Strudel um ihn herumwirbelt. Doch plötzlich fühlt er einen Stich in seinem Herzen, denn was er da am Rande seiner schmalen Piste sieht, ist einfach unmöglich. Es kann nicht sein. Nicht hier draußen. Doch die Gestalt winkt ihm zu, als er vorbeifährt und grinst dabei breit.

Jetzt will er doch schneller fahren. Mil gibt Vollgas, er muss das Land unbedingt erreichen. Komme, was wolle, er muss es schaffen. Seine Gedanken füllen sich unwillkürlich mit den grausamen Bildern der Landezone X-Ray und er denkt daran, wie er sich damals, vor so vielen Jahren, immer wieder gesagt hat, dass, wenn er es nur schaffte, bis zum Morgengrauen durchzuhalten, alles in Ordnung wäre. Jetzt muss er das Festland erreichen, denn wenn er das schaffte, wäre alles …

Lieber Gott im Himmel!

Die Gestalt ist plötzlich direkt vor ihm. Sie steht einfach so mit offenen Armen da und wartet auf ihn. Mil weiß ganz genau, dass sie ihn niemals überholt haben kann … nicht auf dem Eis … nicht im Dunklen … nicht bei diesem Sturm. Was auch immer dieses Ding ist, es ist definitiv kein Mensch. Er kann das fiese, grinsende Gesicht sehen – die Zähne sind lang und scharf. Mil gibt erneut Vollgas. Er wird das Ding einfach volle Pulle umfahren. Einfach wegsensen. Es kommt näher und näher. Mein Gott, diese Augen!

Im letzten Moment macht die Gestalt einen Schritt zur Seite und Mil fühlt so etwas wie ein Stahlseil an seinem Hals, das ihn von der Maschine reißt. Er kracht mit voller Wucht aufs Eis. In seiner Schulter flammt ein höllischer Schmerz auf. Sein Gefährt schlittert in eine Schneedüne, wühlt sich darin noch ein Stück nach oben und kippt dann schließlich auf die Seite.

Trotz der entsetzlichen Schmerzen kämpft sich Mil auf die Beine.

Er hat ein Springmesser am Gürtel und zieht es jetzt hervor, dann lässt er die fünfzehn Zentimeter lange Klinge herausschießen. Der Sturm peitscht auf ihn ein und schleudert ihm die ganze Zeit Schnee ins Gesicht. Eiskalte Winde versuchen, ihn wieder zu Boden zu drücken, doch in seinen Venen pulsiert immer noch etwas von dem eisenharten Willen des Soldaten der ersten Luftkavallerie.

Zeig dich, du feiges Monster. Wenn du aufgeschlitzt werden willst, dann komm her!

Dann steht die Gestalt plötzlich direkt vor ihm. Die Zähne sind wie Eiszapfen, die Klauen, die nach ihm greifen, wie die eines Bären. Mit einem Aufschrei rammt Mil das Messer tief in dessen Fleisch und ein wildes Jaulen ertönt aus der Kehle der Kreatur. Doch dann erwischt ihn eine der Krallen. Seine Kehle wird brutal herausgerissen, bevor er auch nur den Gedanken fassen kann, auszuweichen.

Er ringt nach Luft, doch Blut flutet seinen Mund und schießt aus seinem zerrissenen Hals hervor. Kraftlos fällt er auf das Eis und seine Lebenskraft scheint ihn als heißer Dampf zu verlassen. Die Gestalt beobachtet genüsslich, wie er stirbt. Erst, als er sich nicht mehr bewegt, stürzt sie sich auf ihn, um zu fressen.

CLOWNFLEISCH

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